• 23.04.2009 09:24

  • von Roman Wittemeier

Vettel: Mit Senna-Talent auf Button-Jagd

Ex-Formel-1-Star Gerhard Berger sieht seinen ehemaligen Schützling auf den Spuren von Ayrton Senna - Experte Marc Surer: "Er ist ein Mitfavorit"

(Motorsport-Total.com) - Kann Sebastian Vettel nach seinem Sieg im Regen von Schanghai schon in dieser Saison um den Titel fahren? Diese Frage stellen sich nach der dominanten Vorstellung in China viele. Der Youngster ist in Topform und der Red Bull RB5 kann an der Spitze fahren - auch ohne Wunderdiffusor. "Sebastian hat mich schon wieder erstaunt", freute sich Gerhard Berger über die Fahrkünste seines ehemaligen Schützlings auf 'Sport Bild Online'.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Kann Sebastian Vettel bereits in diesem Jahr um die Formel-1-Krone mitfahren?

Der Heppenheimer habe schon im vergangenen Jahr beim Toro-Rosso-Sieg in Monza eine grandiose Vorstellung abgeliefert. "Dennoch sagte ich mir: Okay, das war jetzt ein Rennen unter schwierigsten Bedingungen, in dem er alles richtig gemacht. Mal sehen, ob er das noch mal hinkriegt? Und er hat es in Shanghai wieder genauso souverän gemeistert. Diese besondere Gabe im Regen war man nur von Ayrton Senna gewohnt, vielleicht noch von Michael Schumacher. Und jetzt zeigt Vettel die gleiche Souveränität im Regen", so Berger.#w1#

Vettel hat seine Reifeprüfung lange hinter sich

"Sebastian ist nicht nur hochtalentiert, sondern auch noch intelligent und gebildet", sagte der österreichische Ex-Formel-1-Pilot, der gerade die Reife des 21-Jährigen für bemerkenswert hält. "Und dazu ist er immens lernbereit. Er wird weiter Rennen gewinnen, wenn er das Material dazu hat. Und das hat er definitiv mit dem Red Bull. Er kann die WM gewinnen", schätzte Berger die Chancen nach dem ersten Saisonsieg von Vettel ein.

"Er ist sowas von abgeklärt und souverän gefahren da vorne", freute sich auch 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer. "Natürlich hatte er die bessere Sicht, weil er keine Gischt vor sich hatte. Dadurch konnte er das Wasser, das über die Strecke lief, besser sehen. Das war der Hauptgrund, warum hinter ihm so viele abgeflogen sind. Aber das ist nur eine kleine Erklärung. Hauptsächlich hat er eine bravouröse Fahrt hingelegt und alle deklassiert."

¿pbvin|512|1476||0pb¿Vettel gilt nach der Bravourleistung für Surer als heißer Kandidat auf den Titel. "Für mich ist er ein Mitfavorit. Wir haben eine komische Situation: Die echten Favoriten sind alle in Problemen, während Jenson Button sehr souverän fährt. Aber ich glaube, Sebastian könnte einer seiner harten Konkurrenten sein." Der Red-Bull-Pilot hat aus Sicht von Surer mit dem Sieg den ersten Schritt gemacht: "Wenn das so weitergeht, wird er zu einem ernsthaften Konkurrenten für Button."

Berger zählt auf Designstar Newey

Und es kommt noch besser: Während die Konkurrenz an der Spitze bereits mit dem Doppeldiffusor unterwegs ist, kann Red Bull ein solches Teil noch nachlegen. Zwar gilt der RB5 aufgrund seiner Konstruktion als kleiner Problemfall für die Integration eines Doppeldiffusors, dennoch ist Berger sicher: "Adrian Newey ist ein Aerodynamikgenie, und der Diffusor ist ein Aerodynamikteil. Ich traue Newey zu, dass er den besten Diffusor von allen entwickelt. Und dann steht der Red Bull noch besser da als jetzt schon."

"Ich traue Newey zu, dass er den besten Diffusor von allen entwickelt." Gerhard Berger

Trotz des aktuellen Höhenfluges mit Doppelerfolg in Schanghai gibt es nicht nur strahlende Gesichter im A-Team von Dietrich Mateschitz. Mark Webber durfte zwar in China sein bestes Formel-1-Resultat feiern, aber der Australier war hinter dem Teamkollegen. "Webber gilt als ewiges Talent", so Surer. Und weiter: "Jetzt hat er ein Auto, mit dem er gewinnen kann - und dann gewinnt der andere! Schlimmer kann es nicht sein. Das ist schon hart."

Webber muss aufpassen, dass er teamintern nicht ins zweite Glied rückt, denn Vettel hat sich mit seiner offenen Art und nicht zuletzt durch starke Leistungen sofort viel Anerkennung in Reihen von Red Bull verschafft. Der Teamkollege schleppe dagegen nach wie vor ein Handicap mit sich herum. "Seine Verletzungen waren viel ärger, als wir gewusst haben. Es war ja nicht nur das Bein, sondern er hatte sich auch die Schulter gebrochen - er war richtig zermatscht", schätzte Surer die Situation ein. "Ich kann aus meiner eigenen Vergangenheit sagen, dass du nicht so locker fährst, bis die Schmerzen weg sind."