• 13.07.2011 13:17

Vettel: Erster Heimsieg?

Bisher konnte Sebastian Vettel noch nie beim Heimrennen gewinnen: Im Interview verrät der Deutsche ob der Heimvorteil hilft

(Motorsport-Total.com) - Der amtierende Weltmeister Sebastian Vettel kommt als klarer Spitzenreiter zu seinem Heimrennen in der Eifel. Zum zweiten Mal nach 2009 fährt er mit einem Formel-1-Auto auf dem Nürburgring und hofft auf einen Sieg. Im Interview erklärt der Red-Bull-Pilot, ob es in der Formel 1 so etwas wie einen Heimvorteil gibt und ob ihn die Nordschleife reizen würde.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Der deutsche Red-Bull-Pilot reist mit einem üppigen Vorsprung in die Eifel

Frage: "Der Deutschland-Grand-Prix markiert die Hälfte der Formel-1-Saison 2011. Wie sieht deine persönliche Halbzeit-Bilanz aus?"
Sebastian Vettel: "Die persönliche Bilanz gibt es erst bei Halbzeit. Spaß beiseite: Ich denke, wir hatten einen sehr guten Start in die Saison, aber wir wissen, wie lang und wie hart der Weg sein kann, es gibt keinen Grund sich zu früh sicher zu sein, sondern man muss weiter an sich arbeiten, hungrig sein und versuchen das Beste aus sich selbst und dem Team herauszuholen."

Frage: "2009 warst du Zweiter auf dem Nürburgring, letztes Jahr Dritter auf dem Hockenheimring. Ist dieses Mal der erste Heimsieg fällig?"
Vettel: "Ja, ich hoffe es."

Sebastian Vettel

Feiert Sebastian Vettel auf dem Nürburgring seinen ersten Heimtriumph? Zoom

Frage: "Michael Schumacher im Michael-Schumacher-S zu überrunden - eine gute Idee oder eine Majestätsbeleidigung?"
Vettel: "Niemand geht ins Rennen, um jemand speziellen zu Überrunden. Man muss die Füße auf dem Boden lassen. Ich freue mich auf das Rennen, und wir haben das Ziel dort aufs Podium zu fahren und das Rennen zu gewinnen, das wäre etwas ganz Besonderes für mich, es geht nicht darum, den Michael zu schlagen oder ihn zu überrunden. Das ist Quatsch."

Frage: "Ein kurzer Abstecher in eine Zeit nach Ihrem siebten WM-Titel: Welcher Streckenabschnitt auf dem Nürburgring soll einmal deinen Namen tragen?"
Vettel: "Ich glaube, es ist besser, wir befassen uns mit dem Hier und Jetzt und nicht mit der Zukunft. Der Nürburgring ist eine super Strecke, mit dem Formel-1-Wagen macht es unheimlich viel Spaß, mehr Spaß als mit allen anderen Autos, mit denen ich vorher dort gefahren bin. Meine beiden Lieblingskurven sind die Ford-Kurve und die Warsteiner-Kurve mit dem anschließenden ADVAN-Bogen."

Frage: "Deine Fans in Deutschland sind heiß darauf, dich endlich in der Heimat siegen zu sehen. Wie groß ist deine Vorfreude auf den ersten Heim-Grand-Prix als Formel-1-Champion?"
Vettel: "Ich freue mich schon sehr. Es ist immer etwas Besonderes, vor heimischem Publikum zu starten. Es ist ja aber nicht nur für mich ein Heim-Grand-Prix, sondern auch für die vielen anderen deutschen Fahrer. Und wir hoffen natürlich alle auf möglichst viele Fans und deren Unterstützung, die uns hier und da vielleicht sogar ein Extra-Zehntel gut machen lässt."

¿pbvin|512|3875||0|1pb¿Frage: "Kann man heutzutage überhaupt noch von so etwas wie Heimvorteil sprechen? Und wenn ja, worin besteht der?"
Vettel: "Es ist ein bisschen wie beim Fußball, wenn eine Mannschaft Heimrecht genießt."

Frage: "Wer ist auf dem Nürburgring dein schärfster Konkurrent?"
Vettel: "McLaren, Ferrari und Mercedes - die gleichen wie immer. Die Strecke sollte uns einigermaßen entgegenkommen, aber man kann nie genau vorhersagen, wie stark oder wie konkurrenzfähig jemand sein wird."

Frage: "Wird es ein spezielles Helm-Design für den deutschen Grand Prix geben?"
Vettel: "Wir haben des Öfteren einen neuen Helm gebracht. Deswegen ist es nicht unmöglich."

Frage: "Durch DRS, KERS gibt es mehr Überholmanöver, mit Pirelli einen neuen Reifenhersteller. Wie wirken sich diese Änderungen auf das eigentliche 'Rennen-Fahren' aus?"
Vettel: "Die Rennen haben sich ein bisschen verändert. Vor zwei, drei Jahren war das Tempo im Rennen noch deutlich höher - zu Zeiten als man noch nachtanken durfte und jedes Mal frische Reifen aufziehen konnte."

"Mittlerweile ist es anders: Wenn das Auto beim Start des Rennens voll getankt ist und die Reifen relativ rasch abbauen, fallen dementsprechend die Rundenzeiten in den Keller. Seit 2011 muss man versuchen, sich die Rennen ein bisschen mehr einzuteilen. Man fährt zudem etwas ins Ungewisse, weil man nicht weiß, wie sich ein Rennen noch entwickeln kann. Meistens lernt man das auf dem Weg, aber ich denke unterm Strich sind die gleichen Qualitäten gefragt wie schon immer zuvor. Am Ende des Rennens gewinnt nach wie vor der, der es schafft, als Erster übers Ziel zu fahren."

Sebastian Vettel

Erstmals startet Vettel in Deutschland mit der Nummer eins auf seinem Auto Zoom

Frage: "In einem Formel-1-Fahrzeug wirken Kräfte, die sich ein Otto-Normal-Autofahrer nicht annähernd vorstellen kann. Für Laien: Wie fühlen sich fünf g an?"
Vettel: "Ein wenig wie in einer Achterbahn. Selbst ein Sportwagen-Fahrer ist meilenweit vom Formel-1-Fahren entfernt - vor allem was Verzögerungen oder Kurvengeschwindigkeiten angeht. Die Kräfte, die dort wirken, sind enorm. Beim Bremsen ist es in etwa so, als ob man mit dem Straßenauto mit 40 Kilometern pro Stunde auf eine Betonmauer zufährt, die sich keinen Zentimeter bewegt. Die erste Verzögerung müsste dem in etwa entsprechen. Aber bitte nicht ausprobieren!"

Frage: "Mal ehrlich: Schon mal ausgerechnet, in welchem Rennen du Weltmeister 2011 wirst?"
Vettel: "Dafür gibt es doch Mathematiker. Als Ziel muss man sich Brasilien setzen, das ist das letzte Rennen und da ist es ganz wichtig, dass man dort ganz oben steht. Alles andere zählt nicht!"

Frage: "Noch einmal zurück zum Nürburgring: Die Formel-1 startet ja 'nur' auf dem Grand-Prix-Kurs, doch zum Nürburgring gehört auch die Nordschleife. Wäre es für dich reizvoll, auch einmal mit deinem Red Bull RB7 durch die berühmt-berüchtigte 'Grüne Hölle' zu jagen?"
Vettel: "Ich denke, der Mythos Nordschleife ist etwas ganz Besonderes und ist jedem Fahrer ein Begriff."

"Klar wäre es die ultimative Herausforderung, mit einem heutigen Formel-1-Auto über die Strecke zu fahren. Nick Heidfeld hatte das vor einigen Jahren mit dem BMW gemacht. Das Problem aber ist: Die Autos von heute haben zu wenig Bodenfreiheit, deswegen könnte man nie im Renntempo durch die 'Grüne Hölle' jagen."

Frage: "Und noch eine Abschlussfrage: Wenn ich einen Tag lang nicht Sebastian Vettel wäre, wäre ich gern..."
Vettel: "Ein Vogel, dann kann ich mir alles von oben anschauen. Ich muss nur schauen, dass ich nicht vom Jäger abgeknallt werde."