• 19.09.2008 13:47

  • von Roman Wittemeier

Vettel bescheiden: "Bin noch in der Ausbildung"

Nach seinem Sieg in Monza bleibt Sebastian Vettel auf dem Boden, hat aber große Ziele: "Nächstes Jahr will ich die Topteams angreifen"

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel ist auch fünf Tage nach seinem sensationellen Rennsieg in Monza noch in aller Munde. In Heppenheim wurde sein ehemaliges Gymnasium nach ihm benannt, in Jerez richteten sich viele Blicke auf ihn, weil er für seinen künftigen Arbeitgeber Red Bull testete. Trotz des Rummels bleibt Vettel bescheiden: "Ich bin derselbe wie vor ein, zwei oder drei Jahren", sagte der Youngster gegenüber 'sportnet.at'. Und weiter: "Dass ich etwas Besonderes bin - so etwas würde ich nicht einmal denken."

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Abitur-Note 2,8 und Musterschüler im Motorsport: Monza-Sieger Sebastian Vettel

In seiner jüngst - vorübergehend - in "Sebastian-Vettel-Schule" umgetauften Ex-Lehranstalt ließ sich der 21-Jährige keine Sonderrechte einräumen. "Ich habe das Gymnasium 2006 mit Schnitt 2,8 abgeschlossen. Das war mir sehr wichtig, denn hätte ich einen Unfall gehabt, wäre das möglicherweise das Ende meiner Karriere gewesen. Ohne Abschluss wäre ich dann vielleicht auf der Straße gestanden. Höre ich einmal mit dem Rennsport auf, gehe ich vielleicht zur Uni, um etwas Ordentliches zu lernen", sagte er mit seinem typischen Schmuzeln.#w1#

"Ich fahre nicht des Geldes wegen. Ich fahre, weil ich Weltmeister werden will." Sebastian Vettel

Die Formel 1 hat ganz andere Gesetze als das Leben im beschaulichen Heimatstädtchen Heppenheim. Die Königsklasse lebt von Glamour, Stars und teils auch Protzerei mit meterlangen Yachten und gigantischen Motorhomes. "Meine teuerste Anschaffung bislang war ein Hometrainer für 8.000 Euro", gab Vettel zu Protokoll. Geld ist nicht alles, er managed sich nach wie vor selbst und handelt die Verträge aus.

Selbst als ihm Schumacher-Manager Willi Weber angeblich rund 100 Millionen Euro in Aussicht stellte, wurde Vettel nicht weich. "Ich fahre nicht des Geldes wegen. Ich fahre, weil ich Weltmeister werden will", so die schroffe Antwort in der 'Bild'. Aber er könne sich die Zusammenarbeit mit einem Manager vorstellen. "Es hat sich nie ergeben. Das Vertrauen muss von Anfang an da sein. Das Menschliche muss stimmen. Vielleicht fahre ich nachher aus der Strecke raus, fahre einen an - und der ist es dann, wer weiß? Ich hoffe natürlich, dass ich keinen anfahre..."

Aufstieg: Mit Geduld und Red Bull

Seine bisherigen Schritte in der Formel 1 beschrieb Vettel als absolut richtig. "Ich bin noch in der Ausbildung zum Rennfahrer. Die Formel 1 ist wahnsinnig komplex, man muss über tausend Dinge gleichzeitig nachdenken. Erst mit der Zeit drückst du die richtigen Knöpfe ohne nachzudenken." Nach Toro Rosso folgt der logische Schritt auf der Karriereleiter: Red Bull - die Topteams müssen auf Vettel noch warten.


Fotos: Sebastian Vettel, Testfahrten in Jerez


"Vor einem Jahr war Red Bull meine einzige Möglichkeit. Ich habe keine Scheu, das zuzugeben. Da war kein Topteam da - fertig, aus. Dass Red Bull gefragt hat, war schön, weil sie mich als Elfjährigen schon gefördert haben. Deshalb habe ich keine Sekunde gezögert", sagte Vettel, der in den vergangenen Tagen in Jerez bereits für Red Bull testete. "Das war eine erste Erfahrung und es war schön. Das Auto ist nicht grundlegend anders. Es war eher, um ein Gefühl für die Leute und ganz speziell für die Ingenieure zu bekommen", sagte der 21-Jährige gegenüber 'autosport.com'.

Immerhin gebe es bei den großen Regelveränderungen zum kommenden Jahr auch 2009 bereits die Möglichkeit, dass Red Bull zu den Topteams gehöre. "Nächstes Jahr will ich die Topteams angreifen. Das ist immer mein Ziel: Angreifen, auch in den letzten vier Rennen. Ich bin dabei nie nach Plan vorgegangen. Natürlich weiß ich, was ich erreichen will. Mein Ziel ist der Weltmeister-Titel", artikulierte Vettel in aller Deutlichkeit. Philosophisch führte er fort: "Aber das Leben bringt einen dorthin, wo es will."