Verstappen vor Perez: So lief der Formel-1-Saisonauftakt 2024 in Bahrain!
Keine neue Hackordnung in der Formel 1 2024: Max Verstappen dominiert den Grand Prix von Bahrain und gewinnt das Rennen vor Perez und Sainz
(Motorsport-Total.com) - Es gibt offenbar doch keine neue Hackordnung in der Formel 1: Max Verstappen, Weltmeister von 2023, hat den Saisonauftakt in Bahrain 2024 auf eindrucksvolle Art und Weise dominiert und sich beim Flutlichtrennen saisonübergreifend seinen achten Sieg hintereinander gesichert. Zweiter wurde sein Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez, Dritter Ferrari-Pilot Carlos Sainz.
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Da werden Erinnerungen an 2023 wach: Max Verstappen hat in Bahrain dominiert Zoom
Verstappen lieferte von der ersten bis zur letzten Runde eine makellose Performance ab, war phasenweise um bis zu zwei Sekunden pro Runde schneller als seine Verfolger und fuhr letztendlich mit 22,5 Sekunden Vorsprung über die Ziellinie.
"Das war noch besser als erwartet. Das Auto war super angenehm zu fahren, und unser Tempo war fantastisch. Der beste Start ins Jahr, den ich mir hätte wünschen können", schwärmt der dreimalige Weltmeister. "Solche Tage sind immer etwas Besonderes, denn sie kommen nicht oft vor. Ich war eins mit dem Auto, und das fühlt sich toll an!"
ServusTV-Experte Christian Klien analysiert: "Das war eine andere Galaxie. Wirklich ernüchternd für die Konkurrenz. Ich glaube, im Qualifying hat er nicht gespielt, da sind die eng beieinander. Aber wie sie das Reifenmanagement im Griff haben, das ist beeindruckend."
Hinter den Top 3 sicherte sich Charles Leclerc (Ferrari) trotz massiver Handlingprobleme den vierten Platz, gefolgt von George Russell (Mercedes), Lando Norris (McLaren), Lewis Hamilton (Mercedes) und Oscar Piastri (McLaren).
Fernando Alonso und Lance Stroll (beide Aston Martin) rundeten die Top 10 ab. Ein paar Runden vor Schluss kam es zwischen den beiden zu einem orchestrierten Platztausch, weil Alonso mit um 14 Runden frischeren Reifen deutlich schneller unterwegs war als sein kanadischer Teamkollege.
Nico Hülkenberg, am Freitag noch sensationell auf Platz 10, fiel durch einen Startcrash ans Ende des Feldes zurück und spielte danach keine Rolle mehr. Mit einer ordentlichen Rennpace schaffte er es aber immerhin als 16. ins Ziel.
Alle 20 gestarteten Fahrzeuge sahen nach 57 Runden die Zielflagge. Das hat es in der Geschichte des Bahrain Grand Prix, der 2004 erstmals Bestandteil des Formel-1-Kalenders war, noch nie gegeben.
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Wie groß war die Dominanz von Red Bull?
Verstappen ließ von Beginn an keine Zweifel an seiner Favoritenstellung aufkommen. Nach zwei Runden hatte er bereits 1,5 Sekunden Vorsprung auf Leclerc, der seinerseits in der dritten Runde von Russell überholt wurde und auf Platz 3 zurückfiel. Weiter hinten hatte da auch Sainz im zweiten Ferrari schon eine Position verloren, im Kampf um Platz 4 gegen Perez.
Zu Beginn der siebten Runde war Verstappens Vorsprung auf mehr als fünf Sekunden angewachsen. Spätestens jetzt war die letzte Hoffnung ausgelöscht, dass Red Bull im Renntrimm verwundbar sein könnte. Denn noch in der gleichen Runde schnappte sich Perez nach einem Verbremser von Leclerc auch den zweiten Ferrari und war jetzt Dritter.
Nach der ersten Serie der Boxenstopps lagen die beiden "Bullen" zumindest virtuell erstmals in Doppelführung. Perez war eine Runde länger draußen geblieben als Russell und ging dadurch am Mercedes vorbei. Als in Runde 19 auch Verstappen seinen ersten Stopp (Soft auf Hard) absolviert hatte, lag er fünf Sekunden vor Perez und acht vor Sainz.
Zu Beginn der 32. Runde hatte Verstappen seinen Vorsprung auf Perez mit einem unglaublichen Tempo im zweiten Stint auf 16,3 Sekunden ausgebaut. Sainz auf P3 hatte schon 19,1 Sekunden Rückstand. Sainz fragte jetzt nach: "Welchen Reifen wird Red Bull als nächstes aufziehen?" Doch das war angesichts der Dominanz von Verstappen und Perez zu dem Zeitpunkt eigentlich schon völlig irrelevant.
Für den letzten Stint ließen die beiden Red Bulls Soft aufziehen, während Sainz auf einen weiteren harten Pirelli setzte. Red-Bull-Teamchef Christian Horner erklärt: "Wir haben ins Rennen einen zusätzlichen Softreifen mitgenommen, der diesen letzten Stint möglich gemacht hat. Wir sind überrascht, dass andere das nicht auch so gemacht haben."
Perez war mit rund eineinhalb Sekunden Abstand in Reichweite, und Sainz wusste, dass in den letzten Runden womöglich seine Chance kommen könnte. "Lasst uns am Ende Druck machen", hörte man jetzt am Ferrari-Boxenfunk.
Perez "wusste, dass ich die Reifen schonen musste. Sainz hat uns in einen frühen Stopp gezwungen, und es war danach noch ein langer Stint. Aber wir konnten einen Vorsprung aufbauen und den dann auch halten. Trotz ein paar Problemen, die dazu führten, dass der Reifenverschleiß am Ende ziemlich hoch war."
Währenddessen lief Verstappen zu Hochform auf: In Runde 39 drehte er eine neue schnellste Runde, 1:32.608 Minuten, und fuhr zu dem Zeitpunkt um zwei Sekunden (!) schneller als Perez und Sainz hinter ihm - obwohl die beiden auch neue persönliche Bestzeiten setzten.
Perez hatte in der nächsten Phase des Rennens mit technischen Sorgen zu kämpfen: "Ich hatte ein paar Probleme mit der Motorbremse. Das ist hier gerade in den langsamen Kurven nicht so einfach zu managen."
Sainz wurde im Kampf um Platz 2 langsam ungeduldig: "Wann kommen wir an den Punkt, dass der Hard schneller wird als der Soft?" In Runde 43 kam dann die Ansage: "Ungefähr in dieser Runde erreichen wir den Punkt, dass der Hard eigentlich schneller sein sollte als der Soft."
Doch es kam anders: Sainz schaffte es nicht, eine ernsthafte Attacke gegen Perez zu reiten. In der Schlussphase des Rennens konnte er das Red-Bull-Tempo trotz des vermeintlichen Reifenvorteils nicht mehr mitgehen, ließ abreißen und begnügte sich damit, als Dritter ins Ziel zu fahren.
Letztendlich ein Ergebnis, mit dem er zufrieden ist: "Der Start war nicht ideal, aber danach habe ich meine Reifen gut gemanagt und konnte mein Tempo fahren. Es war eine angenehme Überraschung, dass ich mit dem Red Bull mithalten konnte. Aber der Reifenverschleiß von Red Bull auf dem Soft ist genau wie der von uns auf dem Hard. Ein solider Saisonbeginn."
Warum verbremste sich Leclerc so oft?
Der Monegasse konnte in der Anfangsphase das Tempo der Verstappen-Verfolger nicht ganz mitgehen. Immer wieder blieb ein Rad stehen, und in Runde 11 musste er dann auch seinen Teamkollegen durchlassen: nur noch Platz 5, inzwischen mit 12,0 Sekunden Rückstand auf Verstappen, der ganz vorn einsam seine Kreise zog.
In Runde 12 suchte Leclerc dann sein Glück im Undercut, wechselte von Soft auf Hard - und verbremste sich nach dem Rausfahren gleich wieder, im Windschatten eines Sauber, bei Kurve 10. "Irgendwas stimmt nicht mit den Bremsen", funkte er jetzt. "Die Vorderräder blockieren überall!"
Die Ingenieure schauten in die Daten und stellten fest: Links vorn waren die Temperaturen der Bremse höher als an den anderen drei Rädern.
Trotzdem gewann Leclerc zumindest die Position gegen Sainz wieder zurück. Sainz kam drei Runden später an die Box und rutschte dadurch hinter seinen Teamkollegen. Inzwischen hatten die Ferraris immerhin einen komfortablen Vorsprung von fünf Sekunden auf die dahinter folgenden McLarens.
Doch Sainz, jetzt auch mit den etwas frischeren Reifen, blieb der schnellere Ferrari-Fahrer. In Runde 17 schob er sich beim Anbremsen von Kurve 1 erneut an Leclerc vorbei. Auch, weil sich Leclerc schon wieder verbremste. "Mein Auto zieht beim Bremsen total nach rechts. Ich kann so nicht kämpfen. Das ist verdammt gefährlich", fluchte Leclerc.
Nach 33 Runden war er mit seiner Geduld am Ende: "Wir können das vergessen, so kannst du nicht fahren. Das Auto zieht überall zur Seite. Ich weiß absolut nicht, was es als nächstes tut." Sein Rückstand auf Sainz war da schon auf mehr als zehn Sekunden angewachsen.
Am Ende sicherte sich Leclerc trotzdem den vierten Platz. Gut zehn Runden vor Schluss nutzte er einen Verbremser von Russell in Kurve 10 und kämpfte sich am Mercedes vorbei. Danach drohte ihm von hinten durch Russell keine Gefahr mehr.
Er ärgert sich: "Ich hätte heute locker Zweiter werden können. Kein schönes Gefühl, wenn du das Auto nicht unter Kontrolle hast und es dauernd nach links oder rechts zieht. Ich kann das Rennen wegen der Probleme gar nicht so beurteilen. Ich glaube, wir sind näher dran als wir nach dem Qualifying dachten. Aber das wurde alles von den Bremsproblemen überlagert."
Was war mit Hamiltons Sitz los?
Schon in der Vorstartphase meldete der siebenmalige Weltmeister einen heißen Sitz im Cockpit. Dennoch startete er ins Rennen. Nach etwa 25 Runden gab er dann durch, dass der Sitz gebrochen sei. Unangenehm, aber letztendlich nicht entscheidend für seine Pace im Grand Prix.
Hamilton, als Neunter in den Grand Prix gestartet, hatte eigentlich gehofft, im Renntrimm konkurrenzfähiger zu sein als am Freitag. Eine Hoffnung, die sich nicht bestätigte. Immerhin schlug er aber den vor ihm gestarteten Alonso, und er schob sich kurz nach Halbzeit auch aus eigener Kraft am McLaren von Piastri vorbei.
Am Ende fuhr der siebenmalige Weltmeister als Siebter über die Ziellinie.
Auf die Frage, was im Rennen positiv war, antwortet er mit einem sarkastischen Grinsen: "Das Auto ist zuverlässig." Und weiter: "Ich habe alles gegeben, aber im Vergleich zu denen vor uns war einfach die Performance nicht da. Vielleicht wäre mehr drin gewesen, wenn ich mich besser qualifiziert hätte."
Warum fiel Hülkenberg so schnell zurück?
Für Nico Hülkenberg begann das Rennen mit einem Rückschlag. Am Start kam er schlecht weg, verlor einige Positionen - und wollte das Malheur womöglich gleich wieder wettmachen. Hülkenberg bremste spät in die erste Kurve rein und löste damit eine Kettenreaktion aus.
Während er seine Nase unter das rechte Hinterrad von Lance Strolls Aston Martin schob, bekam er - praktisch zeitgleich - von hinten einen Schubser von Valtteri Bottas im Sauber ab. Stroll drehte sich weg, Hülkenberg musste an die Box, Bottas fiel mit gebrochener gebrochener Frontflügel-Endplatte rechts vorn ans Ende des Feldes zurück (und stand später beim zweiten Boxenstopp viel zu lang, weil links vorn die Radmutter klemmte).
Bei Hülkenberg war die Nase hinüber, sodass er am Ende der ersten Runde zum Reparaturstopp kam. Das warf ihn auf den letzten Platz zurück, eine halbe Minute hinter dem Vorletzten (zu dem Zeitpunkt Bottas).
Immerhin: Als Hülkenberg am Ende des Feldes freie Fahrt hatte, trat Haas den Beweis an, dass das "Reifenfresser"-Problem von 2023 tatsächlich besser geworden ist. "Der Reifenabbau ist sehr gut, Nico", funkte der Renningenieur - und ermunterte Hülkenberg sogar, das Tempo etwas anzuziehen, um mehr Temperatur in die Vorderreifen zu bekommen. Kommandos, die es bei Haas 2023 nie gegeben hat.
Hülkenberg fuhr dank seiner soliden Rennpace als 16. über die Ziellinie und schlug beide Alpines, Bottas und Williams-Pilot Logan Sargeant, der einmal neben der Strecke war und bei dem offenbar das Lenkrad Zicken machte.
Was war im Rennen sonst noch los?
Nico Hülkenbergs Prognose, dass die Formel 1 2024 eine Zweiklassengesellschaft mit je fünf Teams in zwei Blöcken ist, scheint sich zu bewahrheiten. Ab Guanyu Zhou (Sauber) auf Platz 11 war das komplette Feld überrundet.
Die beiden Racing Bulls kamen im ersten Rennen unter neuem Teamnamen auf den Positionen 13 und 14 ins Ziel. Daniel Ricciardo wurde im Finish per Boxenfunk an Yuki Tsunoda vorbeibeordert. Das schmeckte dem emotionalen Japaner ganz und gar nicht. Erst eskalierte er am Boxenfunk, dann wäre er in der Auslaufrunde fast in Ricciardo reingekracht.
Und Geri Horner stand während der Siegerehrung treu an der Seite ihres Ehemannes Christian, der dieses Wochenende aufgrund des "Horner-Leaks" besonders im Fokus stand. Helmut Marko zu Sky: "Das war nicht angenehm, aber wir haben uns auf das Sportliche konzentriert. Und das ist Gott sei Dank optimal aufgegangen."
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Als wäre nichts vorgefallen: Chalerm Yoovidhya mit Christian und Geri Horner Zoom
Übrigens: Horner, in der Startaufstellung mit Red-Bull-Eigentümer Chalerm Yoovidhya gesehen, geht davon aus, dass er die Affäre als Teamchef überstehen wird. Auf die Frage, ob er davon ausgeht, auch in einer Woche in Saudi-Arabien noch dabei zu sein, antwortet er: "Ja, absolut. Sonst wäre ich nicht hier."
Hat Verstappen jetzt eine Hand am WM-Pokal?
Sky-Experte Timo Glock findet die Performance von Verstappen und Red Bull "beeindruckend". Verstappen habe "vom Start weg keinen Fehler gemacht, er ist nie in die Position gekommen, wo er Probleme hätte bekommen können. Das ist einfach ziemlich beeindruckend, was er da heute gemacht hat."
Doch Christian Horner relativiert: "Es ist ein großartiger Start, aber es ist erstmal nur ein Rennen auf einer Strecke mit einem ganz bestimmten Asphalt. Es waren sehr kühle Temperaturen. Nächste Woche fahren wir auf einem Stadtkurs mit viel höheren Temperaturen."
"Wir müssen drei, vier, fünf Rennen abwarten, bevor wir ein Muster herauslesen können. Was wir bei den Tests gesehen haben, ist, dass das Feld zusammengerückt ist. Wir können nicht allzu viel in dieses Rennen hineinlesen", warnt er vor verfrühter Euphorie.
Wann geht die Formel-1-WM 2024 weiter?
Mit dem Rennen ist das Rennwochenende noch nicht vorüber! Am Samstagabend um 22:00 Uhr steigt auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de eine ausführliche Analyse mit Host Kevin Scheuren und Chefredakteur Christian Nimmervoll. Kanalmitglieder haben dabei die Gelegenheit, den beiden im Livechat Fragen zum Rennsamstag zu stellen. (Jetzt um 3,99 Euro pro Monat Kanalmitglied werden!)
Schon am Donnerstag (7. März) steigt in Dschidda das Freie Training zum Grand Prix von Saudi-Arabien, der zweiten Station der Formel-1-Saison 2024. Am Donnerstag deswegen, weil auch dort das Rennen am Samstag (9. März, Start um 18:00 Uhr deutscher Zeit) stattfindet.
Hintergrund: Am Sonntag beginnt der islamische Fastenmonat Ramadan, weswegen so etwas Banales wie ein Formel-1-Rennen dort nicht stattfinden kann. Und weil das FIA-Reglement vorschreibt, dass zwischen zwei Grands Prix mindestens eine Woche liegen muss, musste auch Bahrain das Rennen auf Samstag vorverlegen.
Erst nach Saudi-Arabien sind dann zwei Wochen Pause bis zum Grand Prix von Australien am 24. März in Melbourne. (Hier geht's zum kompletten Rennkalender der Formel-1-Saison 2024!)
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