• 05.02.2013 18:02

  • von Dieter Rencken

Vergne: "Habe noch viel Luft nach oben"

Jean Eric Vergne erklärt, warum er 2013 einen Schritt nach vorne machen wird, wie sich James Keys Philosophie auswirkt und warum Druck kein Problem ist

(Motorsport-Total.com) - Jean-Eric Vergne geht 2013 in ein Schlüsseljahr seiner Karriere. Mit Saisonende könnte Mark Webber Red Bull seine Karriere beenden und einer der beiden Toro-Rosso-Piloten seinen Platz einnehmen. Wie er mit dem Druck umgeht, warum er 2013 mit besseren Leistungen rechnet und was er vom neuen Auto hält, schildert er den Journalisten im Tischgespräch.

Titel-Bild zur News: Jean-Eric Vergne

Toro-Rosso-Talent Jean-Eric Vergne will sich dieses Jahr noch einmal steigern Zoom

Frage: "Jean-Eric, in welchen Bereichen musst du dich diese Saison als Fahrer verbessern?"
Jean-Eric Vergne: "Es war eine schwierige Saison, in der ich viel lernen musste. Jetzt kann ich mich eher um die Details kümmern - wie die technische Seite des Autos und das Verständnis für die Reifen, auch auf das Qualifying. In diesen Bereichen habe ich noch viel Luft nach oben."

Frage: "Wie viel hat die Reifenproblematik mit dem Auto selbst zu tun?"
Vergne: "Im Vorjahr waren uns ein bisschen die Hände gebunden. Dieses Jahr hat sich das Auto auf der technischen Seite stark verändert, was das Innenleben betrifft, die Aufhängung und so weiter. Daher kann ich mich jetzt mehr darauf konzentrieren. Ich will das Auto während der Wintertests so gut wie möglich verstehen und es dann auf mich zuschneiden. Ich denke, dass mir das helfen wird - in allen Bereichen, im Qualifying und im Rennen."

"Ich will das Auto während der Wintertests so gut wie möglich verstehen und es dann auf mich zuschneiden" Jean-Eric Vergne

Frage: "Nächstes Jahr werden sich die Regeln massiv ändern, KERS wird viel wichtiger. Wann wirst du dich auf 2014 konzentrieren, ohne die Saison 2013 aufzugeben?"
Vergne: "Selbst wenn ich jetzt viel mehr über die Formel 1 weiß, habe ich nicht genug Erfahrung, um mich auf dieses und das nächstjährige Auto zu konzentrieren. Mein Focus liegt zu 100 Prozent auf dem diesjährigen Auto. Ich glaube an das Team, an die Menschen im Team, die bereits am nächstjährigen Auto arbeiten. Ich denke daran aber noch gar nicht."

Frage: "Inwiefern hilft dir dein Jahr an Formel-1-Erfahrung bei der Herangehensweise an die Testfahrten?"
Vergne: "In diesen paar Wochen, die wir jetzt testen, geht es ganz klar darum, das neue Auto kennenzulernen, damit wir - wenn wir an der Strecke ankommen - wissen, was mit dem Auto passiert. Wenn wir bei den Wintertests genug lernen, dann gewinnen wir Zeit, denn wir wissen sofort, welche mechanischen Änderungen wir machen müssen. Dieser Test ist sehr wichtig. Wir werden in Hinblick auf die Performance des Autos nicht wissen, wo wir stehen, da das Auto, das präsentiert wurde, nicht das gleiche wie beim ersten Rennen ist. Ich mache mir also über die Rundenzeiten keine allzu großen Gedanken, aber es geht darum, ein Verständnis für das Auto zu entwickeln. Das ist das einzige Ziel."


Fotos: Präsentation des Toro Rosso STR8


Frage: "Musst du dieses Jahr einen Schritt vorwärts machen?"
Vergne: "Ja, aber ich mache mir darüber keine allzu großen Sorgen. Ich vertraue mir, dass ich die Performance habe. Ich weiß, dass ich zu guten Ergebnissen imstande bin, wenn ich ein gutes Auto habe. Ich habe das im Vorjahr gezeigt - ich habe mit dem Auto, das uns zur Verfügung stand, einige gute Rennen gezeigt. Dieses Jahr haben wir im Vergleich zum Vorjahr auf jeden Fall ein besseres Auto. Ich bin glaube ich ein besserer Fahrer, bin erfahrener. Aus dieser Kombination sollten bessere Ergebnisse hervorgehen."

Frage: "Felix da Costa und du, ihr wart vor ein paar Jahren Rivalen. Jetzt klettert er die Red-Bull-Leiter empor. Wie fühlt sich das an, wenn man weiß, dass einer alles gibt, um euch aus dem Weg zu räumen?"
Vergne: "Ich sehe darin kein Problem. So läuft das bei Red Bull eben. Ich war in der gleichen Situation wie Antonio Felix da Costa. Er ist ein guter Fahrer, wenn er weiterhin gute Arbeit leistet, dann wird er es in die Formel 1 schaffen. Was die Red-Bull-Politik angeht. Wenn Daniel oder ich gut genug sind, zu Red Bull aufzusteigen, dann wird bei Toro Rosso ein Platz frei. Das könnte dann sein Platz sein. Jeder muss sich seinen Platz verdienen, ob in der Formel 1 oder im besten Formel-1-Team, um Weltmeister zu werden. Daher muss man immer Leistung zeigen. Was auch immer passiert: Ich bin nicht hier, um in der Formel 1 zu sein, um das Feld aufzufüllen. Ich habe ein paar Ziele, und ich will erfolgreich sein. Diesen Druck mache ich mir selber."

"Wenn Daniel oder ich gut genug sind, zu Red Bull aufzusteigen, dann wird bei Toro Rosso ein Platz frei" Jean-Eric Vergne

Frage: "Was weißt du über die neuen Reifen - hast du schon ein Gefühl?"
Vergne: "Ich habe keine Ahnung. Ich hatte nur diesen Test in Brasilien im ersten Freien Training, und der war zu kurz, um etwas sagen zu können. Die Reifen sind auf jeden Fall anders."

Frage: "In welcher Hinsicht anders?"
Vergne: "Es sind andere Mischungen, andere Seitenwände - der Unterschied ist ziemlich groß. Ich möchte gar nicht mehr dazu sagen, weil ich noch immer nicht mit dem neuen Auto mit ihnen gefahren bin. Daher weiß ich nicht, wie es ist. Es ist auf jeden Fall für alle gleich, also müssen wir einfach daran arbeiten."

Frage: "Sie wollen dir die Arbeit noch schwerer machen ..."
Vergne: "Im Vorjahr hatten am Ende einige Teams verstanden, wie die Reifen funktionieren, was bei uns wahrscheinlich nicht der Fall war. Das gibt uns jetzt die Chance, sie wieder einzuholen."

Frage: "Glock hat bekanntgegeben, in die DTM zu wechseln. Wird es immer schwieriger, es in die Formel 1 zu schaffen, wenn man nicht die finanzielle Unterstützung mitbringt? Hättest du es ohne Red Bull schaffen können?"
Vergne: "Ich glaube nicht, dass es schwieriger wird. Paydriver haben es schon seit vielen Jahren in die Formel 1 geschafft, und das wird sich auch nicht ändern. Ich werde das jetzt nicht intensiv kommentieren, denn ich habe das große Glück, bei Red Bull zu sein. Ich musste nie Millionen mitbringen, um in der Formel 1 zu sein. Dafür muss ich mich bei Red Bull bedanken. Das ist eigentlich alles, was ich dazu sagen kann."

Frage: "Wärst du als talentierter Fahrer nicht auch frustriert, wenn dir jemand, der Geld hat, den Platz wegnimmt?"
Vergne: "Ja, ich wäre wahrscheinlich frustriert, aber bei mir ist das nicht der Fall. Ich weiß, nicht wie es bei den anderen Fahrern ist, aber es ist sicher schwierig, wenn man weiß, dass man gut genug für die Formel 1 ist, aber jemand anderer deinen Platz wegnimmt, weil er das Geld hat. Das ist unglücklich, aber so ist es bereits seit vielen Jahren."

"Die Leute haben bei Toro Rosso auch davor sehr hart gearbeitet, aber wir arbeiten jetzt in die richtige Richtung" Jean-Eric Vergne

Frage: "Welchen Input hat James Key bisher geliefert, und wie hat sich die Philosophie des Teams dadurch geändert?"
Vergne: Ziemlich stark, würde ich sagen. Die Philosophie hat sich geändert, auch das Auto sich stark geändert. Die Leute haben bei Toro Rosso auch davor sehr hart gearbeitet, aber wir arbeiten jetzt in die richtige Richtung. Ich hoffe, dass sich das in den Ergebnisse zeigt."

Frage: "Hast du das Design des Autos insofern beeinflussen können, dass es zu deinem Fahrstil passt?"
Vergne: "Ich war im Winter einige Tage in der Fabrik, um mich mit dem Team zu besprechen, zu sagen, wo wir meiner Meinung nach im Rückstand sind. Ich habe nicht so viel Erfahrung, um zu sagen, dass ich dies und das beim Auto haben will. Ich kann nur sagen, was für ein Gefühl ich hatte und was ich mir gewünscht hätte. Die Ingenieure hören mir sehr gut zu, worüber ich sehr froh bin. Das wird sich hoffentlich positiv auf die Performance des Autos auswirken."

Frage: "Hattest du mehr Einfluss als im Vorjahr?"
Vergne: "Ja, auf jeden Fall, denn das war mein erstes Jahr. Ich konnte damals nicht viel sagen."