Valtteri Bottas: Reifentemperatur kostet mögliches Podium

Wieso Valtteri Bottas nach dem Restart von Ricciardo und Räikkönen im Doppelpack überholt wurde und wieso sein durchwachsenes Rennen zu Platz fünf Rätsel aufgibt

(Motorsport-Total.com) - Verkorkstes Rennen für Valtteri Bottas: Der WM-Dritte musste im Titelkampf, in dem er sich theoretiche Chancen ausrechnen darf, mit seinem fünften Platz in Spa-Francorchamps Haare lassen und liegt nun 41 Punkte hinter Leader Sebastian Vettel. Knackpunkt war für ihn der Restart nach der Safety-Car-Phase, bei dem er im Gegensatz zu Hamilton die Soft-Mischung nicht auf Temperatur brachte und auf der Kemmel-Geraden von Daniel Ricciardo und Kimi Räikkönen überholt wurde. Am Ende kam er abgeschlagen mit 16,456 Sekunden Rückstand ins Ziel.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

"Wie auf Eis": Bottas kann sich gegen Räikkönen und Ricciardo nicht wehren Zoom

"Hinter dem Safety-Car fühlte es sich an, als würde ich auf Eis fahren", meint Bottas. "Ich habe bereits gespürt, dass ich die Soft-Reifen nicht ins Fenster bekomme. Und es ist immer schlimmer geworden. Außerdem hatte ich Probleme mit der Reifentemperatur. Beim Restart hatte ich dann kaum Traktion aus der letzten Kurve, musste in der ersten Kurve innen abdecken. Erneut fehlte die Traktion und der Grip, und auf der Gegengeraden wurde ich dann von allen Seiten attackiert."

Bottas versuchte sich gegen den Red Bull und den Ferrari zu wehren, war aber chancenlos. "Ich versuchte spät zu bremsen, konnte das Auto aber nicht ordentlich verlangsamen und fuhr geradeaus", schildert er seine Bemühungen. "Wenn dich zwei Jungs in einer Kurve überholen, dann ist das wirklich enttäuschend." Auch von Wolff gibt es Rüffel: "Das war nicht großartig. Da wird er der erste sein, der sich selbst kritisiert."

"Schockierende Traktion": Bottas wie auf Eis

Noch schlimmer ist, dass die Gründe derzeit im Dunkeln liegen, warum Bottas, der das ganze Wochenende lang im Schatten Hamiltons stand, solche Probleme hatte. "Seine Traktion war schockierend", zeigt sich auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff besorgt. "Man hat gesehen, dass sich schon nach der Ziel-Schikane beim Restart eine große Lücke öffnete. Und dann ausgangs La Source war der Abstand zwischen Vettel und Valtteri bereits riesig. Dabei habe ich keinen Zweifel, dass Valtteri weiß, wie man durch La Source fährt."

Bottas glaubt nicht, dass es am Set-up seines Boliden lag und er einfach schlechter zurechtkam als Hamilton. "Mein Set-up war im Grunde gleich wie das von Lewis - und bei ihm funktionierte es das gesamte Wochenende lang. Derzeit habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, was der Grund ist. Das müssen wir uns vor dem kommenden Wochenende gut anschauen."

Valtteri Bottas

Der Stopp in der Safety-Car-Phase war der Knackpunkt in Bottas' Rennen Zoom

Tatsächlich hatte Bottas bereits im ersten Stint auf der Ultrasoft-Mischung Mühe, das Tempo von Hamilton und Vettel mitzugehen. Bis zum Boxenstopp in Runde 13 hatte er einen Rückstand von über acht Sekunden. Doch auf der Soft-Mischung kam der Finne dann plötzlich auf Touren, fuhr die schnellsten Runden im Feld und verkürzte den Rückstand auf bis zu sechs Sekunden. Selbst unmittelbar vor der Safety-Car-Phase in Runde 30 fehlten dem zu diesem Zeitpunkt Drittplatzierten nur rund sieben Sekunden.

Restart: Bottas litt massiv unter dem Soft-Reifen

War es also ein Fehler, bei Bottas in der Safety-Car-Phase den Soft-Reifen aufzuziehen? "Ich denke, dass die Jungs mit dem Ultrasoft-Reifen beim Restart einen Vorteil hatten", sagt Bottas. Das Problem: Mercedes hatte seinen Ultrasoft-Reifen bereits im Qualifying verheizt, hatte aber noch frische Soft-Reifen zur Verfügung.

"Unter normalen Umständen hätten wir auch die richtige Wahl getroffen, denn unser Auto funktioniert besonders gut mit den Soft-Reifen", weiß der WM-Außenseiter. "Wir hatten dann aber Pech mit dem Safety-Car. Und im Nachhinein wäre es sicher besser gewesen, beim Restart frische Ultrasoft-Reifen zu haben. Aber das war vor dem Rennen schwer vorherzusagen."


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Immerhin gelang es Bottas, die Reifen im letzten Stint doch noch auf Temperatur zu bringen, was die Tabelle der schnellsten Rennrunden beweist. Bottas fuhr seine persönliche Bestzeit in Runde 37 in 1:47.721, war dabei aber um über eine Sekunde langsamer als sein Teamkollege.