• 02.03.2014 13:06

  • von Roman Wittemeier & Dieter Rencken

Tost lobt Mercedes und hält zu Renault

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost ist sicher, dass sein Motorenpartner Renault aufholen wird - Hohe Kosten sind wegen moderner Antriebe gerechtfertigt

(Motorsport-Total.com) - Bei Williams herrscht derzeit Hochstimmung. Das britische Team hat sich scheinbar zum perfekten Zeitpunkt von Renault getrennt und fährt aktuell mit den neuen Mercedes-Antrieben weit und schnell. Bei Toro Rosso ist man einen anderen Weg gegangen. Nach jahrelanger Zusammenarbeit mit Ferrari soll nun ein Antrieb von Renault im Heck der italienischen Autos arbeiten. Pech: Die Franzosen haben bislang die meisten Probleme, Toro Rosso und Co. wurden oft von Schäden eingebremst.

Titel-Bild zur News: Franz Tost

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost würde sich über Kostensenkungen freuen Zoom

"Wir haben eine tolle Beziehung zu den Ingenieuren von Renault. Die geben wirklich ihr Bestes. Ich kann nur Positives berichten. Ich bin sicher, dass wir bald über einen sehr starken Antriebslieferanten sprechen können", gibt sich Toro-Rosso-Teamchef Franzo Tost im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' gelassen. Die aktuellen Probleme müsse man akzeptierten, sie seien "quasi Teil der Einführung neuer Regeln", meint der Österreicher.

"Natürlich ist es eine Tatsache, dass wir aus technischer Sicht noch einige Probleme mit dem neuen Antrieb zu lösen haben. Renault weiß das genau, die haben Erfahrung und alle Fähigkeiten. Ich bin sicher, dass sie alle Schachstellen ausmerzen werden", hält Tost strikt zu seinem neuen Partner. "Lasst uns mal das erste Rennen abwarten und schauen, wo wir wirklich stehen."

Tost sieht Wechsel zu V6-Turbos nicht kritisch

Viele Teamchefs, deren Mannschaften aktuell wegen der Renault-Krise in Problemen stecken, werden sich sicherlich schon die bewährten V8-Saugmotoren zurückgesehnt haben. Nicht so Tost. "Über die neuen Antriebe wurde 2009 diskutiert, 2010 haben wir dann die Einführung dieser Antriebe beschlossen. Die Teams wollten das, der Inhaber der kommerziellen Rechte und die FIA ebenso. Dann wurde es schließlich über die Formel-1-Kommission in den Weltrat eingebracht und verabschiedet. Es ist alles korrekt abgelaufen. Ich finde, dass es für die Formel 1 ein riesiger, aber sehr wichtiger Schritt ist", sagt er.

"Ich finde, dass die Königsklasse jetzt erstmals seit vielen Jahren - vielleicht sogar Jahrzehnten - ein gewisses Know-how in Richtung Automobil-Industrie transferieren kann. Wir haben nun einen kleinen Turbomotor und wir haben zwei Arten von Energierückgewinnung. Das sind die Dinge, die in Zukunft in der Automobil-Industrie sehr wichtig sind. Da muss die Formel 1 der Vorreiter sein", sagt Tost. "Es kann doch nicht sein, dass in Le Mans mit solch modernen Antrieben gefahren wird, während die Königsklasse wegen der Regularien weiter mit alten V8-Motoren herumfährt. So gesehen ist das alles gut so entschieden."

"Dass die Einführung der neuen Antriebe eine große Aufgabe wird, war doch allen klar. Man kann sehen, dass Mercedes einen fantastischen Job gemacht hat. Wenn man deren Autos fahren sieht, wenn man mal beobachtet, wie die Fahrzeuge aus den Kurven heraus beschleunigen und welchen Top-Speed sie erreichen, dann kann man nur sagen, dass Mercedes sehr gut vorbereitet ist. Ferrari hat auch gut gearbeitet", meint der Toro-Rosso-Teamchef. "Renault muss halt etwas aufholen, aber bald werden alle wieder näher beisammen liegen. 2015 kommt noch ein Hersteller hinzu. Wir sollten zufrieden damit sein."

Budgetobergrenze: Hohe Geldsummen sind relativ

Man müsse nach der Einführung der neuen Antriebe zunächst etwas Geduld aufbringen, mahnt Tost. Und man dürfe die Kosten nicht aus dem Auge verlieren. "Diese Saison wird um rund 35 Prozent teurer als jene zuvor. Es war immer klar, dass die Einführung neuer Antriebe viel Geld kosten wird. Aber: Es sind noch alle Teams dabei. Das bedeutet, dass alle fähig waren, das nötige Geld zu finden. Wenn man sieht, mit welch modernen Antrieben wir nun fahren, dann bin ich der Meinung, dass es das wert ist."


Fotos: Toro Rosso, Testfahrten in Sachir


"Trotzdem hoffe ich natürlich, dass wir die Kosten senken können. Die Diskussionen über entsprechende Ansätze gehen weiter", schildert der Österreicher. Am vergangenen Freitag stand das Thema Kostenobergrenze wieder auf der Tagesordnung der neuen Formel-1-Strategiegruppe. In diesem Gremium sind aktuell die Teams Red Bull, Ferrari, Mercedes, McLaren, Lotus und Williams vertreten - den meisten davon geht es finanziell besser als Toro Rosso. Aktuelle Diskussionsgrundlage für die Budgetobergrenze: angeblich 225 Millionen britische Pfund (rund 273 Millionen Euro).

"Das mit den dort genannten Summen ist immer so eine Sache", muss Tost angesichts der angedachten Obergrenze schmunzeln. Bei einer solchen Summe würde sich für sein Team und für viele andere nichts ändern. "Wir bei Toro Rosso arbeiten mit der Hälfte des Budgets von den meisten anderen Teams. Es ist halt schwierig, eine Obergrenze zu finden, sodass alle Teams irgendwie in dieses System passen. Wenigstens sprechen die Topteams darüber. Schauen wir mal, wo man letztlich landet."