Toro Rosso: Ricciardo warnt vor zu viel Optimismus

Toro Rosso startete ohne Probleme und mit einer guten Basis in die Wintertests - Daniel Ricciardo zieht ein positives Fazit, warnt aber vor zu viel Optismus

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Testauftakt in Jerez beginnt für Toro Rosso eine neue Ära: Erstmals setzt das italienische Team ein unter der Leitung des neuen Technikchefs James Key entstandenes Auto ein. Daniel Ricciardo hatte die Ehre, die Jungfernfahrt des STR8 zu bestreiten - der "Aussie" war einer der ersten Piloten auf dem Kurs in Jerez de la Frontera. Mit 70 Runden zählte er am Ende zu den fleißigsten Piloten, was auf eine gute Zuverlässigkeit des neuen Boliden rückschließen lässt.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo überzeugte am ersten Tag mit dem neuen STR8 Zoom

Und auch das Tempo des neuen Autos war durchaus vielversprechend. Ricciardo reihte sich mit Platz fünf und einer persönlichen Bestzeit von 1:20,401 Minuten in der Mitte des Feldes ein, die durchschnittliche Rundenzeit zeigt aber, dass der 23-Jährige auch weiter vorne hätte landen können. Dennoch sind die Zeiten am ersten Testtag noch mit Vorsicht zu genießen.

Der Eindruck des Piloten spielt da schon eine größere Rolle - und auch der ist "positiv". Dazu kommt, dass sich Ricciardo im Auto wohlfühlt, die Sitzposition passt. Dennoch will der Toro-Rosso-Pilot, der sich am ersten Tag vor allem auf Aerodynamiktests und Systemchecks konzentrierte, nicht in Euphorie verfallen. "Man geht immer mit viel Optimismus ins neue Jahr. Vielleicht sind wir dieses Jahr zu zuversichtlich, was dann wieder Raum für Enttäuschungen lässt. Wie auch immer - der erste Eindruck ist gut, aber wir haben noch viel Arbeit vor uns."

Unsicherheitsfaktor Jerez

"Ich will jetzt nicht total zuversichtlich sein, und dann sind wir in Barcelona plötzlich viel zu langsam" Daniel Ricciardo

Ihm ist bewusst, dass der Kurs in Jerez kein verlässlicher Gradmesser ist, um das Potenzial eines Autos zu erkennen: "Man muss diese Strecke mit Vorsicht genießen, denn wir fahren hier nicht sehr oft, und die Oberfläche ist sehr rau. Die Bedingungen sind einzigartig. Wir tun, was möglich ist, aber bevor wir in Barcelona sind, haben wir sicher kein klares Bild."

Er verweist auf das Vorjahr: "Da waren Williams und Sauber soweit ich mich erinnern kann hier nicht sehr schnell, aber dann hatten sie eine starke Saison. Die Reifen und die Spritmenge spielen ja auch eine Rolle. Ich will jetzt nicht total zuversichtlich sein, und dann sind wir in Barcelona plötzlich viel zu langsam. Da halte ich mich jetzt lieber ein bisschen zurück. Es gibt derzeit aber nichts, was uns Sorgen bereitet."

Toro Rosso erforscht neue Setup-Möglichkeiten

Das Team muss sich dieser Tage an ein neues Auto mit einer neuen Philosophie gewöhnen: Keys STR8 unterscheidet sich gravierend vom STR7 aus der Feder von Giorgio Ascanelli - das Auto bietet viel mehr Setupmöglichkeiten als sein Vorgänger, was besonders in den Zeiten der unberechenbaren Pirelli-Pneus ein Vorteil sein kann. "Grundsätzlich kann man heute sagen, dass wir uns mit der Balance ein bisschen mehr im richtigen Fenster befinden", fällt Ricciardo auf.


Fotos: Toro Rosso, Testfahrten in Jerez


Die neuen vergrößerten Möglichkeiten bergen aber auch Risiken, weiß der Toro-Rosso-Pilot: "Ob es dadurch leichter oder verwirrender wird, werden wir bald herausfinden. Wir müssen diese Möglichkeiten erst verstehen, weil das Auto komplexer ist. Hoffentlich gelingt uns das bei diesem Test und in Barcelona, denn es wäre ein bisschen ein Pokerspiel, das dann am Rennwochenende zu machen. Heute haben wir einen Teil des Programms abgespult und die Parameter des Autos erforscht, aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns."

Reifen "keine Überraschung"

Doch mit welcher Strategie geht das Toro-Rosso-Team dabei vor? "Zu diesem Zeitpunkt des Jahres sollte man einige Extreme ausprobieren, was die mechanische Abstimmung angeht - also in eine Richtung gehen und dann in die komplett andere, um zu sehen, was passiert", gibt Ricciardo Einblicke. "Wir haben das heute ein bisschen erforscht. Wir müssen das öfter als einmal und auch auf einer anderen Strecke machen, um zu verstehen, wie das Auto reagiert. Es war aber gut, um mehr Verständnis für das Auto zu entwickeln - auch für mich selbst."

Die neuen Pirelli-Reifen sorgten bei Ricciardo für "keine wirklichen Überraschungen". Er will diesbezüglich aber noch abwarten, ehe man in Barcelona fährt: "Hier in Jerez ist der Abbau üblicherweise sehr hoch, daher gehe ich davon aus, dass es heute allen gleich gegangen ist, aber im Vergleich zum Vorjahr habe ich keine großen Unterschiede wahrgenommen."