• 09.06.2013 17:14

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Testfahrten 2014: Große Gefahr für kleine Teams

Die Formel 1 soll im kommenden Jahr wieder während der Saison Testfahrten absolvieren: Doppelter Gewinn für Red Bull und Ferrari?

(Motorsport-Total.com) - Während in der Formel 1 weiterhin intensiv über den Reifentest von Mercedes diskutiert wird, dessen Folgen bei der Sitzung des FIA-Tribunals am 20. Juni bekanntwerden, schmieden die großen Teams am Plan, Testfahrten in gewissem Rahmen wieder zu legalisieren. Ab 2014 soll es nicht nur die Wintertests (teils in der Sonne von Bahrain, Abu Dhabi oder Katar) und den Young-Driver-Test geben, sondern weitere Probefahrten während der Saison.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali

Freunde von Tests und Kundenautos: Domenicali und Eccelstone Zoom

Geplant sind vier jeweils zweitägige Testfahrten, in dessen Fokus die Entwicklung der Autos und die Erprobung von Reifen stehen sollen. Auf ein solches Programm haben sich die sechs großen Teams in Monaco geeinigt - auch Mercedes stimmte dort zu, obwohl die Stuttgarter zuvor dagegen gewesen waren. "Ich würde während der Saison schon ganz gerne testen. Wenn die Möglichkeit besteht, dann ist das grundsätzlich zu begrüßen", freut sich McLaren-Pilot Jenson Button auf die neuen Möglichkeiten.

"Ich persönlich mag Testfahrten. Ich erinnere mich an die Zeit, als ich im Team noch eine eher ingenieurslastige Aufgabe innehatte. Das hat Spaß gemacht. Auch die Fahrer mögen die Zusammenarbeit mit den Ingenieuren", meint auch McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh. Aber: "Unterm Strich muss es aber einen Kompromiss geben. Wir müssen einen Weg finden, die Kosten im Rahmen zu halten - vor allem wenn ich an die kleineren Teams und ihre Probleme denke", so der Brite.

Die Sorgen der kleinen Teams sind schon jetzt groß genug. 2014 werden weitere Kosten auf die Teams zukommen, da die neuen Motoren erheblich teurer sein werden als die bisherigen V8-Triebwerke. Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn ist "nicht grundsätzlich gegen Tests". Aber die Österreicherin meint: "Wenn man das in die generelle Kostendiskussion einbezieht und in anderen Bereichen die Kosten senken kann - was uns wieder zur Diskussion über einen Kostendeckel führt, in dessen Rahmen man machen kann, was man will - wäre das nach unseren Vorstellungen."

Jeder will mehr Tests, die kleinen Teams aber nicht zu Lasten höherer finanzieller Belastungen. "Du brauchst ein eigenes Testteam, ein eigenes Chassis und extra Motoren. Jeder zusätzliche Motor kostet eine Million Euro", wird Force-India-Sportdirektor Otmar Szafnauer von 'auto motor und sport" zitiert. Es muss an anderer Stelle Kostenreduktionen geben. Von Red Bull und Ferrari gibt es offenbar das Angebot, im Zuge der Einführung weiterer Tests eine Reduktion der Windkanal-Zeiten und Rechenkapazitäten zu realisieren.

Die Mehrkosten könnten auf diesem Wege allerdings nicht einmal ansatzweise ausgeglichen werden, meint ein nicht namentlich genannter Teamchef gegenüber 'auto motor und sport'. Es besteht der Verdacht, dass dies auch gar nicht beabsichtigt ist, sondern ein perfider Plan von Red Bull und Ferrari dahinter stecken könnte. Beide Teams sind Verfechter der Idee von Kundenchassis. Ferrari-Boss Luca di Montezemolo schwärmt seit Jahren von solchen Plänen. Die ließen sich am besten dann realisieren, wenn kleinen Teams der Bau eigener Autos zu teuer wird. Dann soll bei den großen Herstellern eingekauft werden.