Taktikfuchs: War Daniel Ricciardos Strategiewechsel falsch?

Daniel Ricciardo beeindruckte beim Singapur-Grand-Prix mit seiner Aufholjagd auf frischen Reifen - War das die falsche Taktik, um Nico Rosberg zu knacken?

(Motorsport-Total.com) - Singapur feierte Nico Rosberg, den Sieger des Nachtrennens 2016. Fast genauso viel Aufmerksamkeit bekommt aber auch der zweitplatzierte Daniel Ricciardo, für die tolle Aufholjagd, die er in der Endphase des Grand Prix noch hinlegen konnten. Aber war das eine taktische Meisterleistung oder unnötiges Risiko? Und hätte der Red Bull ohne den zusätzlichen Boxenstopp vielleicht größere Chancen auf den Sieg gehabt?

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo musste Maßnahmen gegen Nico Rosberg ergreifen Zoom

"Ich habe das Gefühl, alles getan zu haben, was ich konnte - das perfekte Rennen", sagt Ricciardo nach den aufreibenden 61 Runden. "Wenn es etwas gäbe, was ich noch perfekter hätte hinbekommen können, wäre es vielleicht der Start. Aber Nico kam auch gut von der Linie weg. Es hat Spaß gemacht, das ganze Rennen über pushen zu können und zu wissen, dass ich am Ende noch an Nico rankommen kann. Auch wenn es auf dieser Strecke schwierig ist, zu überholen - es war doch schön, Nico bis zur letzten Runde unter Druck setzen und die Hoffnung der Zuschauer aufrecht erhalten zu können."

Nach zwei geplanten Reifenwechseln waren Ricciardo und Rosberg zunächst beide auf dem Soft-Reifen unterwegs - der härtesten Mischung an diesem Wochenende. Und Ricciardo konnte in dieser Phase sogar Boden auf Rosberg gutmachen. Er kam bis auf 2,6 Sekunden an Rosberg heran, als sich Red Bull für den dritten Stopp entschied. Sie reagierten damit auch auf Lewis Hamilton, der dahinter mit Kimi Räikkönen um Platz drei kämpfte und seine Strategie änderte.

Auch Rosbergs Crew stand für eine Reaktion an der Box bereit, entschied sich aber dafür, ihn fahren zu lassen. Ricciardo musste so einen Rückstand von 29,3 Sekunden aufholen, was ihm auf den weichen Supersoft-Reifen ja auch gelang.


Fotostrecke: GP Singapur, Highlights 2016

"Der Soft-Reifen hat sich ziemlich gut angefühlt und die Pace war mehr oder weniger da", überlegt der Australier, ob die konservativere Herangehensweise besser gewesen wäre. "Aber es ist nicht einfach, auf dieser Strecke zu überholen - vor allem nicht einen Mercedes. Auch wenn ich eine halbe Sekunde pro Runde schneller war und ihn so noch eingeholt hätte, hätte es dann wohl einen Fehler von ihm gebraucht, damit ich auf gleichen Reifen vorbeikomme."

Dank des Strategiewechsels wurden die Zuschauer immerhin 13 Runden lang in Spannung versetzt. Um zu einem Überholmanöver anzusetzen fehlten Ricciardo am Ende des Singapur-Grand Prix nur noch ein bis zwei Runden. "Ich denke, wir haben am Ende das richtige getan", so Ricciardo. "Den Sieg haben wir nicht bekommen. Aber auf den gleichen Reifen zu bleiben hätte uns auch keine bessere Chance gegeben."