Tage der Entscheidung für McLaren-Mercedes

In der Weltmeisterschaft stehen für McLaren-Mercedes entscheidende Tage bevor - auf der Rennstrecke und auch am Grünen Tisch

(Motorsport-Total.com) - Nach dem herausragenden Doppelsieg in Monza, durch den der bestplatzierte Ferrari-Pilot (Kimi Räikkönen) nun schon 18 Punkte Rückstand auf WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton hat, geht die Formel-1-Weltmeisterschaft 2007 für McLaren-Mercedes nun in die entscheidende Phase. Erster Fixtermin ist die Anhörung vor dem World Council der FIA am Donnerstag.

Titel-Bild zur News: Carabinieri

Monza am Samstag: Ein Carabinieri vor dem Motorhome von McLaren-Mercedes

Wie die Entscheidung in Paris ausfallen wird, kann momentan noch niemand sagen, allerdings muss das FIA-Urteil nicht zwingend das letzte Wort sein. Ferrari-Teamchef Jean Todt hat nämlich in Monza angekündigt, dass die Roten aus Maranello strafrechtlich unabhängig vom World Council weiterhin gegen die Silberpfeile vorgehen werden - in Italien, wo die Staatsanwaltschaft Modena ermittelt, genau wie auch in Großbritannien.#w1#

Zetsche macht sich keine Sorgen

"Insofern sehen wir dem Donnerstag gelassen entgegen." Dieter Zetsche

DaimlerChrysler-Konzernchef Dieter Zetsche blickt dem World-Council-Hearing indes zuversichtlich entgegen. Am Rande der IAA in Frankfurt betonte er gegenüber der 'dpa', er glaube daran, dass die Fakten auf den Tisch kommen werden: "Insofern sehen wir dem Donnerstag gelassen entgegen." Und auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug hielt fest, er denke "keine Millisekunde" daran, dass es eine Strafe geben könnte.

Gleichzeitig geht natürlich auch der sportliche Wettkampf weiter, in dem - etwaige Einflüsse durch den Spionagefall mal außen vor - am vergangenen Wochenende wohl eine Vorentscheidung gefallen ist. Hamilton und Fernando Alonso sind nur durch drei Punkte getrennt, haben in der Fahrer-WM aber ein beruhigendes Polster nach hinten. Und auch bei den Konstrukteuren beträgt der Vorsprung 23 Punkte, schon abzüglich der 15 Zähler von Ungarn, die ja wieder dazukommen könnten.

"In Monza", erklärte Geschäftsführer Martin Whitmarsh, "waren wir ohne Zweifel stark, aber wir bleiben realistisch. Es ist eine außergewöhnliche Strecke und niemand bei uns kann sich nicht mehr bremsen. Wir haben große Anstrengungen unternommen, um das Rennen zu gewinnen - schaut euch nur all die Teile am Auto an -, und die Leute verdienen diesen Sieg. Spa ist aber eine ganz andere Strecke, auf die wir nur ein paar der Teile übertragen können."

Entscheidung wahrscheinlich in Brasilien

"Diese Weltmeisterschaft ist noch keineswegs gelaufen." Ron Dennis

An eine vorzeitige WM-Entscheidung vor dem Saisonfinale in Brasilien am 21. Oktober glaubt Whitmarsh genauso wenig wie Teamchef Ron Dennis: "Wir haben von Anfang an gesagt, dass niemand davonziehen wird, auch wenn man das in der Euphorie nach diesem scheinbar dominanten Doppelsieg glauben könnte. Wir haben schon viele Weltmeisterschaften bestritten und wissen, dass Ferrari ein formidabler Wettbewerber ist. Hoffentlich sind Lewis und Fernando noch stärkere."

"Ich glaube, dass die Weltmeisterschaft erst im letzten Rennen entschieden wird", sagte er, und Dennis ergänzte: "Diese Weltmeisterschaft ist noch keineswegs gelaufen." Aber es sieht sehr gut aus für die Silbernen: Selbst wenn Räikkönen von nun an alle vier noch ausstehenden Grands Prix gewinnen sollte, würden Hamilton schon drei dritte und ein vierter Platz reichen, um den WM-Titel zu holen.

Geklärt ist übrigens inzwischen, was hinter dem Besuch der Beamten des Richteramts bei McLaren-Mercedes am Samstag in Monza steckte. Dem Team wurden dabei Papiere ausgehändigt, die ihnen die Möglichkeit geben, für das strafrechtliche Verfahren in Modena einen Verteidiger zu nominieren, denn ansonsten wäre vom Richteramt ein Pflichtverteidiger gestellt worden - und das wäre natürlich ein entscheidender Nachteil gewesen...