• 04.09.2013 15:18

  • von Timo Pape

Taffin: "Motoreningenieure in Monza noch nervöser als sonst"

Renault-Ingenieur Remi Taffin erklärt die besonderen Motorbelastungen, die der High-Speed-Kurs von Monza mit sich bringt - eine echte Zerreißprobe

(Motorsport-Total.com) - Monza ist eine Strecke der Extreme. 62 Grands Prix wurden seit 1950 im Königlichen Park ausgetragen - mehr als auf jeder anderen Strecke im aktuellen Formel-1-Kalender. Nicht nur die Höchstgeschwindigkeit ist mit 331 Km/h die größte der Saison, auch im Durchschnitt erreichen die Boliden mit 236 Km/h den Maximalwert des Jahres. Das liegt am besonderen Charakter der Strecke. Die vier langen Geraden, auf denen die Fahrer stets schneller als 330 Km/h unterwegs sind, werden lediglich von zwei Schikanen unterbrochen. Nur zwei "echte" Kurven weist Monza auf: den zweifachen Rechtsknick Lesmo 1 und 2 sowie die berüchtigte 180-Grad-Kehre Parabolica.

Titel-Bild zur News:

Im Ferrari-Land Italien werden die Motoren auf eine besonders harte Probe gestellt Zoom

Für die Motoren ist der Kurs dadurch eine wahre Herausforderung. Das weiß auch Remi Taffin, Leiter des Renault-Einsatzteams: "Hinsichtlich der absoluten Motorleistung und Zuverlässigkeit stellt Monza die ultimative Nagelprobe dar. Mehr als drei Viertel einer jeden Runde laufen unsere RS27-Achtzylinder unter Vollgas, in gleich zwei Passagen geht es für mehr als 20 Sekunden mit maximaler Power dahin - doppelt so lange wie bei einem Dragster-Rennen." Dass die Formel-1-Autos bei diesem Tempo nicht abheben wie ein Flugzeug, liege einzig und allein an ihrer Aerodynamik, so der Franzose.

Eine weitere große Belastung für die Aggregate sind die Schikanen. Da die Piloten möglichst direkt durch sie hindurch wollen, um auf der folgenden Geraden keinen Schwung einzubüßen, wird oft heftig über die Randsteine gefahren. Geraten die Hinterreifen dabei in die Luft, drehen sie durch den plötzlich verlorenen Widerstand extrem schnell, um dann beim erneuten Aufsetzen einen regelrechten Schlag abfangen zu müssen. "Dies stellt die Autos, aber auch die Motoren vor besondere Anforderungen, denn ihre Innereien werden durch die starken Schläge zusätzlich be- und entlastet", so Taffin.

"Aus diesem Grund setzen wir in Monza bevorzugt neue V8-Aggregate ein." Remi Taffin

"Ähnliches gilt für die intensiven Brems- und Beschleunigungsphasen. Aus diesem Grund setzen wir in Monza bevorzugt neue V8-Aggregate ein", erklärt er weiter. Den letzten Sieg für einen Renault-Motor in Monza holte Sebastian Vettel vor zwei Jahren. Er beendete damit eine Durststrecke von 16 Jahren: Johnny Herbert holte zuvor 1995 im Benetton-Renault den Sieg, nachdem er von einem Crash der führenden Damon Hill und Michael Schumacher profitiert hatte.

"Obwohl die Motoren so lange mit maximaler Last betrieben werden, erreichen sie einen der niedrigsten Durchschnittsverbräuche des ganzen Jahres." Remi Taffin

Kurios: "Obwohl die Motoren so lange mit maximaler Last betrieben werden, erreichen die Formel-1-Rennwagen auf der italienischen Traditionsstrecke überraschenderweise einen der niedrigsten Durchschnittsverbräuche des ganzen Jahres", verrät Taffin. Dank des geringeren Luftwiderstands, der durch die auf Top-Speed abgestimmten Flügel zurückzuführen sei, arbeiten die Motoren besonders lange auf konstantem Niveau und erzielen so die beste Verbrauchseffizienz, erklärt der Franzose. "Dies ist aber auch die einzige entspannende Besonderheit des bevorstehenden Rennens. Monza gehört traditionell zu den Strecken, auf denen die Motoreningenieure noch nervöser wirken als sonst."