• 02.11.2008 17:13

  • von Dieter Rencken

Sutil über seinen Kumpel Hamilton

Der Force India-Pilot erinnert sich im Exklusiv-Interview an die gemeinsame Zeit mit Lewis Hamilton in der Formel 3 und spricht über den Menschen Hamilton

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wann und wo hast du das erste Mal Lewis Hamilton getroffen?"
Adrian Sutil: "Ich traf ihn 2004 das erste Mal, als ich Mercedes-Junior in der Formel 3 war. 2005 waren wir dann Teamkollegen. Das war jenes Jahr, in dem wir ständig miteinander in Kontakt standen und Freunde wurden. Zusammen gaben wir gute Teamkollegen ab und hatten eine fantastische Saison."

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton und Adrian Sutil

Lewis Hamilton und Adrian Sutil kennen sich seit über vier Jahren

Frage: "Konntest du damals sehen, dass Lewis jemand Besonderes ist?"
Sutil: "Ja. Er war immer eine hohe Messlatte. Es war sehr schwer, ihn zu schlagen. Er war ein absolut kompletter Fahrer, im Rennen und im Qualifying sehr stark. Er war immer derjenige, auf den man schauen musste. Ich war mir sicher, dass er den Schritt in die Formel 1 sehr, sehr bald schaffen würde."#w1#

"Er hat die Geschwindigkeit und die Cleverness, um wirklich gute Rennen zu fahren." Adrian Sutil

Frage: "Wo lagen seine besonderen Stärken?"
Sutil: "Die liegen im Rennen. Er ist ein sehr harter Fahrer. Er kann überholen, und selbst wenn er hinten liegt, gibt er nie auf. Er fährt großartige Rennen, bis er sich auf den vorderen Positionen befindet. Er hat die Geschwindigkeit und die Cleverness, um wirklich gute Rennen zu fahren."

Frage: "Kannst du dich an zwei besondere Manöver gegen ihn erinnern?"
Sutil: "Es gab ein Manöver in der Formel 3 Euroserie in Zandvoort. Wir fuhren beide Seite an Seite auf die erste Kurve zu. Ich lag innen und es war eine Kurve, die nach außen ansteigt. Keiner von uns wollte zurückstecken. Wir fuhren Seite an Seite durch die erste Kurve, kamen am Ende von ihr an. Dann fuhr er in mein Auto und wir waren beide aus dem Rennen. Da wollte niemand dem anderen die erste Position überlassen. Da dachte ich, dass er ganz schön hart ist. Aber ich war vielleicht im selben Stil unterwegs. Das andere war ein ziemlich cooles Manöver in Spa. Wir fuhren beide Seite an Seite in die Eau Rouge. Er lag außen, ich innen. Wir ließen uns dort genügend Raum, um zu überleben. Schlussendlich hat er mich dort überholt. Das war wirklich spektakulär."

"An der Rennstrecke ist er etwas anders." Adrian Sutil

Frage: "Ist der private Hamilton ein anderer als auf der Rennstrecke?"
Sutil: "Ja, an der Rennstrecke ist er etwas anders. Er hat dort keinen Platz für sich, wenn er herumläuft, kommen immer alle Fotografen zu ihm. Jeder möchte mit ihm sprechen, er versucht sich selbst zu schützen. Er ist hier nicht der wahre, normale Lewis. Er ist zwar auch hier sehr nett, aber wenn wir abends irgendwo privat hingehen, dann ist er immer sehr entspannt und wir haben viel Spaß. So kenne ich ihn, und so war er auch vor der Formel 1."

Frage: "Standest du regelmäßig mit ihm in Kontakt, als du in Japan fuhrst, oder wurde der Kontakt erst wieder aufgefrischt, als du in die Formel 1 kamst?"
Sutil: "Natürlich blieben wir in Kontakt, aber ich war weit weg, in Japan. Ich traf ihn nur einmal bei einem Test in Magny-Cours, wir sahen uns nicht oft. Aber wir standen per Telefon in Kontakt."

Frage: "Was ist deiner Meinung nach der wichtigste Faktor an seiner Saison, sollte er tatsächlich Formel-1-Weltmeister werden?"
Sutil: "Er hatte zu Beginn seine Höhen und Tiefen, die Presse war ziemlich hart zu ihm. Selbst in England ist die Presse sehr hart. Aber er hat sich dadurch nie irritieren lassen. Er hatte ein oder zwei schlechte Rennen, da sagten schon alle, dass er ein Problem hat. Aber dann meldete er sich in Silverstone mit einem starken Ergebnis zurück, wo er über eine Minute vor der gesamten Konkurrenz lag. Das ist seine Stärke, weswegen er der wahre Weltmeister wäre und es wirklich verdienen würde."