• 26.09.2010 22:27

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Südkorea: Nun kommen auch Ecclestone Zweifel

Widersprüchliche Aussagen von Bernie Ecclestone und eine erneute Verschiebung der FIA-Abnahme sorgen für noch mehr Verunsicherung hinsichtlich Südkorea

(Motorsport-Total.com) - Die Zitterpartie nimmt kein Ende: Der Automobil-Weltverband FIA hat die offizielle Abnahme der neuen Rennstrecke in Südkorea auf den 11. Oktober verschoben. Damit wird erst 13 Tage vor dem Premierenrennen in dem asiatischen Land am 24. Oktober Klarheit herrschen, ob der Grand Prix wie geplant stattfinden kann.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Sogar Daueroptimist Bernie Ecclestone kann nur noch das Beste hoffen

FIA-Chefinspektor Charlie Whiting hatte den immer noch in Bau befindlichen Kurs an der Westküste der Provinz Yeongam eigentlich schon am vergangenen Dienstag offiziell abnehmen wollen. Nach einem Gespräch einer südkoreanischen Delegation mit Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone und Vertretern der FIA am Rande des Grand Prix von Singapur wurde jetzt auch ein für die nächsten Tage geplanter Besuch nochmals verschoben.#w1#

Ecclestone räumt Zweifel ein

Ecclestone selbst geht zwar nach wie vor davon aus, dass das 17. von 19 Saisonrennen wie geplant stattfinden kann, aber er gibt erstmals auch in der Öffentlichkeit zu, dass tatsächlich ernsthafte Zweifel bestehen: "Solange eine Strecke nicht abgenommen ist, gibt es immer Sorgen. Wir hoffen, dass wir Glück haben und es passieren wird", räumt der Brite gegenüber der Nachrichtenagentur 'Associated Press' ein.

Im 'BBC'-Interview vor dem heutigen Nachtrennen meinte er außerdem: "Es ist nicht gut. Die Strecke hätte schon vor sechs Wochen inspiziert werden sollen, was sie auch wurde, aber sie wurde nicht abgenommen. Normalerweise haben wir 90 Tage vor einem Rennen einen Check, aber langsam kommen wir davon ab. Das ist ziemlich gefährlich, aber es ging darum, das Rennen abzusagen oder nicht. Sie sagen, alles ist okay, also hoffen wir, dass das stimmt."


Fotos: Baufortschritt in Yeongam


Gegenüber dem 'Korea Herald' hatte sich Ecclestone in einem heute veröffentlichten Telefoninterview noch ganz anders geäußert: "Wir sind mit der Strecke im Moment zufrieden", zitiert ihn die südkoreanische Zeitung. "Gerüchte sind mir egal. Wir haben abgewartet, weil das Wetter schlecht war, aber die FIA scheint mit allem, was passiert ist und passieren wird, zufrieden zu sein."

Allerdings rechnet er offenbar nicht mit Unmengen an Zuschauern: "Dies ist das erste Rennen, ein brandneues Rennen. Die Leute lesen totalen Müll in den Zeitungen, dass es nicht stattfinden wird, daher erwarte ich kein großes Publikum", so Ecclestone. Auf die Frage, was der nächste Schritt sei, sollte die Inspektion am 11. Oktober erneut negativ verlaufen, antwortete er: "Darüber möchte ich nicht sprechen, denn das wird nicht passieren."

Punkte würden im WM-Kampf fehlen

Die signifikanten Unterschiede seiner Aussagen mögen zunächst verwirrend sein, doch wer den 79-Jährigen kennt, weiß um seine Art, nationalen Medien stets das zu sagen, was sie hören wollen. Kürzlich erklärte er gegenüber deutschsprachigen Journalisten sogar eine Rückkehr nach Österreich für wünschenswert, obwohl in Fahrerlagerkreisen hinlänglich bekannt ist, dass ein Grand Prix in der Alpenrepublik schon seit Jahren nicht einmal mehr im Entferntesten angedacht wird...

Boxengasse in Yeongam

So sah die Boxengasse der Strecke in Yeongam am 2. September aus Zoom

Eine mögliche Absage des Rennens in Südkorea hätte auch deutliche Auswirkungen auf die aktuelle WM, denn dann würde den Fahrern eine Gelegenheit zum Punktesammeln fehlen. Für einen Sieg gibt es 25 Zähler, und genau um diese Punktzahl sind derzeit der WM-Spitzenreiter Mark Webber (202) und der auf Rang fünf liegende Titelverteidiger Jenson Button (177) getrennt. Dazwischen liegen noch Fernando Alonso (191), Lewis Hamilton (182) und Sebastian Vettel (181).

"Wir wünschen uns 100 zu vergebende Punkte und vier Rennen, aber nach dem, was ich höre, gibt es viele Bedenken. Aber Bernie und die Koreaner werden daran arbeiten", zeigt sich FOTA-Boss Martin Whitmarsh besorgt. Und Red-Bull-Teamchef Christian Horner sagt: "Ich glaube, wir werden definitiv in Südkorea sein. Ich habe heute mit Bernie gesprochen und er wirkt zuversichtlich. Als wir vor ein paar Wochen dort waren, waren sie auch im Zeitplan. Wir haben ein gutes Gefühl."