• 21.03.2008 09:53

  • von Inga Stracke

Stewart: "Sie werden mit allen anderen spielen"

Jackie Stewart analysiert im Exklusiv-Interview das aktuelle Kräfteverhältnis in der Formel 1 und sorgt sich um die Sicherheit beim ersten Nachtrennen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Der erste Trainingstag in Malaysia ist zu Ende. Glauben Sie, dass Ferrari hier besser aufgestellt ist als in Melbourne?"
Jackie Stewart: "Ich denke, dass sie hier konstanter schnell sind, als sie das in Melbourne waren. Das Team scheint in Malaysia etwas aussortierter zu wirken als in Australien."

Titel-Bild zur News: Jackie Stewart

Jackie Stewart sorgt sich über das erste Flutlichtrennen der Formel 1

"Meiner Meinung nach haben sie in Melbourne weder am Freitag, noch am Samstag und Sonntag besonders gut ausgesehen. Ich war eher enttäuscht, denn ich war davon ausgegangen, dass Ferrari den Ton angeben wird. Hier haben wir gesehen, dass sich Heikki Kovalainen gut in Form präsentiert, fast so schnell ist wie Lewis Hamilton."#w1#

"In den kommenden drei, vier Rennen werden McLaren-Mercedes und Ferrari die Teams sein, die es zu schlagen gilt." Jackie Stewart

"Ich denke, dass alles offen ist. In den kommenden drei, vier Rennen werden McLaren-Mercedes und Ferrari die Teams sein, die es zu schlagen gilt. Alle anderen werden wenig Chancen haben, ob dies nun das BMW Sauber F1 Team, Williams, Toyota oder Renault ist. Sie werden mit allen anderen spielen."

Frage: "Denken Sie also, dass es quasi drei Gruppen gibt? Also einen interessanten Zweikampf an der Spitze, einen interessanten Kampf im Mittelfeld und einen weiteren hinten?"
Stewart: "Ja, ich denke, dass das Mittelfeld dieses Jahr größer sein wird. Es wird drei Gruppen geben, aber das Mittelfeld ist näher an die Ferrari und McLaren ran gekommen. Das hintere Feld macht leider dasselbe wie immer."

"Wir müssen erst noch sehen, wer ohne Traktionskontrolle im Regen zu recht kommt." Jackie Stewart

Frage: "Was glauben Sie passiert, wenn es am Sonntag regnet? Können wir dann eine Überraschung erwarten?"
Stewart: "Wir müssen erst noch sehen, wer ohne Traktionskontrolle im Regen zu recht kommt. Es dreht sich dabei nicht nur um den Fahrer, sondern auch um die Charakteristik des Motors - wie gut der Motor das Gas annimmt und wie gut er beim Runterschalten ist. Das ist in Bezug auf die Kontrolle des Fahrers im Nassen ein wichtiges Element. Davon haben wir bisher noch nichts gesehen. Ich möchte diesbezüglich nicht spekulieren."

"Man kann nicht sagen, dass man so nicht fahren kann, man muss halt vorsichtiger fahren." Jackie Stewart

Frage: "Was sagen Sie dazu, wenn Fahrer nun sagen, dass es zu gefährlich ist, im Regen zu fahren? Ihr hattet damals gar keine elektronischen Fahrhilfen..."
Stewart: "Ja, und wir hatten nicht einmal 700 PS. Da trennt sich halt die Spreu vom Weizen, die Männer von den Jungs. Man kann nicht sagen, dass man so nicht fahren kann, man muss halt vorsichtiger fahren."

"Man muss sich einfach über die Leistung bewusst sein, die einsetzt. Ich kann nur wiederholen: Die Art und Weise, wie die Kraft einsetzt, wie die Drehmoment-Kurve verläuft, ist sehr wichtig. Ich denke, dass es auf eine Kombination aus dem Motoren-Hersteller und dem Fahrer hinauslaufen wird. Man könnte die Charakteristik des Motors für ein Regenrennen verändern und dabei 50 PS opfern und wäre dennoch schneller."

Frage: "Wir haben überraschend vernommen, dass schon kommendes Jahr wieder die 'BBC' die Formel-1-Übertragung von 'ITV' übernehmen wird, die ja ihren Job gut gemacht und viele Preise gewonnen haben. Wie glauben Sie, wird man in Großbritannien auf diese Nachricht reagieren?"
Stewart: "Ich denke nicht, dass es die Leute rund um die Welt betreffen wird. In Großbritannien ist die BBC nach wie vor ein etabliertes TV- und Radio-Unternehmen. 'ITV' hätte wohl mehr zahlen sollen, was sie aber angesichts finanzieller Einschränkungen nicht tun können. Die 'BBC' versucht sich nun schon seit Jahren, sich als bedeutendes Sport-Netzwerk zu etablieren. Das waren sie jedoch bisher nicht. Ich denke also, dass sie eine Menge Anstrengungen unternommen haben, um diesen Vertrag zu bekommen."

"Wenn es hier richtig regnet, dann kann man hier meiner Meinung nach nicht fahren." Jackie Stewart

Frage: "Was können wir dieses Wochenende, für dieses Rennen erwarten?"
Stewart: "Das hängt komplett vom Wetter ab. Wenn es in Malaysia regnet, dann richtig, nicht so wie in Schottland. Hier sprechen wir von einem Monsun und wir befinden uns in der Regensaison. Wenn es wirklich regnet, dann muss das Rennen meiner Meinung nach gestoppt werden."

"Wenn es hier richtig regnet, dann kann man hier meiner Meinung nach nicht fahren. Für alle Betroffenen ist dies eine schwierige Entscheidung. Es wird bestimmt ein aufregendes Rennen und ein wenig Regen wäre auch nicht schlecht, schließlich macht so etwas das Rennen spannend."

"Aber wenn es richtigen malaysischen Regen gibt, dann muss das Rennen vielleicht nicht gestoppt aber verzögert gestartet werden. Aber so klar ist die Situation noch nicht, ich habe den genauen Wetterbericht noch nicht gesehen."

Frage: "Wie glauben Sie, wird das Rennen in Singapur werden?"
Stewart: "Ich hätte mir gewünscht, dass ein Nachtrennen auf Basis ausreichender Erfahrung in trockenen und nassen Bedingungen geschaffen wird, sodass man einschätzen kann, ob die Beleuchtung in Bezug auf alle Elemente ausreichend gut arbeitet, inklusive der Sicherheit."

"Ich bin überrascht, dass man dies ohne ordentliche Tests als einen Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft veranstaltet." Jackie Stewart

"Ich bin überrascht, dass man dies ohne ordentliche Tests als einen Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft veranstaltet. Natürlich ist Singapur ein attraktives Rennen. Man wird die Skyline mit vielen Lichtern sehen. Es wird fantastisch sein, im Fernsehen das Wasser, die Gebäude und so weiter zu sehen."

"Man muss dabei auch sicher sein, was man tut." Jackie Stewart

"Es ist klar, dass man von Zeit zu Zeit Neuigkeiten einführen muss, aber man muss dabei auch sicher sein, was man tut. Soweit ich das gesehen habe, ist dies nicht der Fall."

"Es gab ein MotoGP-Nachtrennen in Katar, das ich mir angeschaut habe. Die Übertragung war gut, und sicherlich haben die Lichter gut funktioniert. Aber es war trocken und nicht nass. Vielleicht ist alles in Ordnung, wenn es regnet, aber ich würde das gern sehen."