• 09.01.2014 12:27

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Spannung vor Constantin-Urteil: Ecclestone bangt um Zukunft

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone droht ein Domino-Effekt: Verliert er den Constantin-Prozess, möchte die BayernLB in London ebenfalls Klage erheben

(Motorsport-Total.com) - Sollte das Urteil im Constantin-Prozess in London gegen Bernie Ecclestone ausfallen, läuft er Gefahr, seine Stellung als Formel-1-Boss zu verlieren. In den letzten Tagen des Prozesses kam ans Tageslicht, dass er diesen Monat mit einer Klage gegen ihn rechnet - es geht um 400 Millionen US-Dollar. Wenn er aber den Gerichtsprozess gewinne, wäre dies hinfällig.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Schwierige Zeiten: Sind Ecclestones Tage in der Formel 1 bald gezählt? Zoom

Das deutsche Medienunternehmen Constantin Medien behauptete vor Gericht, dass Ecclestone und seine Bambino-Familienstiftung 44 Millionen US-Dollar Schmiergeld gezahlt hätten, damit 47,2 Prozent der Formel-1-Anteile beim Verkauf von der deutschen Bayern-Landesbank an das Private-Equity-Unternehmen CVC Capital Partners 2006 unterbewertet wird.

Das Geld wurde an BayernLB-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky bezahlt, und laut Constantin soll er als Gegenleistung dafür gesorgt haben, dass die Formel 1 an CVC verkauft wird, wo man damit einverstanden war, Ecclestone weiter als Geschäftsführer des Sports einzusetzen.

Spannung vor Urteil in Constantin-Prozess

CVC kaufte die Anteile um 814 Millionen US-Dollar, laut Constantin hätten aber andere Käufer mehr bezahlt. Da man mit der BayernLB ein Abkommen hatte, 10 Prozent zu erhalten, wenn die Anteile für mehr als 1,1 Milliarden US-Dollar den Besitzer wechseln, schaute man am Ende durch die Finger.

Constantin verklagte daraufhin Ecclestone, Gribkowsky, Bambino und den früheren Rechtsberater Stephen Mullens auf 140,4 Millionen US-Dollar Schadenersatz - ein Urteil wird Anfang dieses Jahres erwartet. Es könnte für Ecclestone einen Wendepunkt darstellen.

BayernLB plant ebenfalls Klage in London gegen Ecclestone

In den letzten Tagen des Constantin-Prozesses erhielt die BayernLB Zugang zu den Gerichtsdokumenten, und ein Sprecher gab bekannt, dass die Bank "plant, gegen Ecclestone im Januar 2014 vor dem Höchstgericht Klage zu erheben". Wie Constantin nimmt man den Standpunkt ein, dass die Formel-1-Anteile unterbewertet wurden, und offenbar fordert man 400 Millionen US-Dollar Schadenersatz.


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Auf die Frage, ob Ecclestone mit rechtlichen Schritten von Seiten der BayernLB rechne, sollte das Urteil lauten, dass die Anteile nicht unterbewertet wurden, antwortet der Formel-1-Boss: "Nein. Die BayernLB wartet auf eine außergerichtliche Einigung. Sie rechnen meiner Meinung nach frühestens im Februar oder März mit einem Urteil und haben daher genügend Zeit, um für Schwierigkeiten zu sorgen."

Ecclestone: Absage an außergerichtliche Einigung mit BayernLB

Gerhard Gribkowsky und Bernie Ecclestone

Vergangene Zeiten: Ecclestone und Gribkowsky sind heute erbitterte Feinde Zoom

Ecclestone möchte von einer außergerichtlichen Einigung mit der BayernLB aber absehen und könnte einen Prozess erzwingen, selbst wenn das Urteil besagt, dass die Anteile nicht unterbewertet wurden: "Es könnte dazu kommen. Vielleicht bestehe ich darauf." Er wisse "nicht, warum es so lange gedauert hat", ehe die BayernLB rechtliche Schritte einleitet.

2012 wurde Gribkowsky vom Landgericht München zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er das angebliche Schmiergeld angenommen hat - im Mai wurde Ecclestone für die Zahlung des Schmiergelds angeklagt. Die deutsche Staatsanwaltschaft möchte dieses Jahr entscheiden, ob ihm der Prozess gemacht wird oder nicht.

Auch in New York droht Klage

Sollte Ecclestone den Constantin-Prozess verlieren, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Prozess in Deutschland stattfindet. Das würde dem Bluewaters Investmentfond in die Hände spielen, der behauptet, 2006 das beste Angebot für die Formel-1-Anteile vorgelegt zu haben, und gegen Ecclestone beim Obersten Gerichtshof in New York Klage eingereicht hat.

Ecclestone, Bambino und Mullens bestreiten, dass es sich um Schmiergeld gehandelt habe und werfen Gribkowsky vor, dass er gedroht habe, falsche Angaben über Ecclestones Steuerangelegenheit zu machen, sollte das Geld nicht bezahlt werden.