• 06.12.2005 08:10

So legte Renault die Grundlage für Alonsos Meisterstück

Beim Grand Prix von Brasilien führte Renault mehrere Neuerungen ein, um Fernando Alonsos zweiten Matchball verwerten zu können

(Motorsport-Total.com) - Beim Grand Prix von Brasilien bot sich Fernando Alonso und dem Renault-Team die Chance, den Fahrertitel einzufahren. Der französisch-britische Rennstall stand also unter großem Druck, zeigte sich aber gleichzeitig hoch motiviert.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Auf dem Weg zum Triumph: Einen Tag nach diesem Foto holte Alonso den Titel

Vor dem Grand Prix von Belgien, dem drittletzten Lauf der Saison 2005, behauptete Alonso in der Fahrerwertung einen Vorsprung von 25 Punkten auf seinen Rivalen Kimi Räikkönen. Zwar hätte sich der schnelle Mann aus Oviedo theoretisch bereits zwei Wochen zuvor in Spa-Francorchamps zum jüngsten Formel-1-Weltmeister aller Zeiten krönen können, doch sein erster wirklicher Matchball bot sich Alonso in Interlagos.#w1#

Ein dritter Platz würde Alonso zum WM-Titel reichen

Auf dem welligen Kurs in einem Vorort der Millionenmetropole São Paulo verfolgte der junge Spanier nur ein Ziel: Er wollte maximal vier Punkte auf Räikkönen verlieren und damit den ersten WM-Titel seiner Karriere unter Dach und Fach bringen. Mit einem Platz auf dem Podium würde er sich die Krone definitiv aufsetzen dürfen. In den 15 vorangegangenen Grands Prix war ihm bereits zwölfmal der Sprung auf das Siegerpodest gelungen. Seine Chancen standen also ausgesprochen gut.

Neben seiner persönlichen Erfolgsstatistik konnte Alonso zudem auf einige viel versprechende Neuentwicklungen zählen, die beim Grand Prix von Brasilien ihre Premiere feierten. Dazu zählte zum Beispiel ein neues Aerodynamikpaket: Modifikationen an den Flügeln und dem Diffusor senkten die Rundenzeit um etwa 0,2 Sekunden. In der Formel 1 bedeuten derartige Verbesserungen Welten.

Fernando Alonso

Renault entwickelte für Brasilien mehrere neue Elemente für den Renault R25 Zoom

Das Renault-Team entwickelte die neuen Komponenten in Rekordzeit. Einige der Teile kamen gar erst am Donnerstagabend vor dem Rennen in Brasilien an - im Koffer des Technischen Direktors Bob Bell. In Giancarlo Fisichellas debütierte in Interlagos zudem die jüngste Ausbaustufe des RS25-V10-Motors. Die so genannte D-Spezifikation verfügte über eine erhöhte Leistung und eine verbesserte Drehmomententwicklung, ohne dabei Kompromisse in puncto Zuverlässigkeit einzugehen.

"Wir wollen McLaren an diesem Wochenende permanent unter Druck setzen. So einfach ist das", brachte Bell die Taktik des Renault-Teams auf den Punkt. Um dies zu erreichen, wählte das Team ein Setup aus, mit dem die beiden R25 auf den langen Geraden maximale Geschwindigkeiten erzielen konnten, gleichzeitig aber auch im winkligen Innenteil konkurrenzfähig waren.

Im Freien Training ging Renault nicht auf schnelle Zeiten los

Die erste Trainingssitzung am Freitagvormittag beendeten Alonso und Fisichella auf den Plätzen drei und sechs. Nach der zweiten Session am Nachmittag lagen die beiden Piloten sogar nur auf den Rängen zehn und zwölf. Einmal mehr ging es dem Renault-Team nicht darum, während der Freien Trainings auf Zeitenjagd zu gehen. Die Schwerpunkte lagen in anderen Bereichen.

Insgesamt 78 Runden spulten Alonso und "Fisico" am Freitag ab. "Eine Runde ist in Interlagos recht kurz", erklärte Chefingenieur Pat Symonds die ungewohnt hohe Zahl an Umläufen. "Wir müssen eine gewisse Distanz absolvieren, um das Verhalten und den Verschleiß der Reifen zu beurteilen und unsere Reifenwahl treffen zu können."

Vor den Trainingssitzungen am Samstag veränderten die Ingenieure noch einmal die Setup-Einstellungen: "Der Kurs präsentierte sich am Freitag recht rutschig", so Symonds. "Die Modifikationen der Abstimmung führten zu einer besseren Fahrzeugbalance. Dies ist einer der großen Stärken unseres Renault R25: Unsere Berechnungen entsprechen immer ziemlich genau dem, wie sich der Wagen auf der Strecke tatsächlich verhält."

Wenig Benzin für gute Startpositionen

"Unsere Berechnungen entsprechen immer ziemlich genau dem, wie sich der Wagen auf der Strecke tatsächlich verhält." Pat Symonds

Nach den Freien Trainings wies die Zeitenliste Räikkönen und Alonso als die Schnellsten aus. Der Finne lag dabei mit 1:11.929 Minuten 0,181 Sekunden vor dem Renault-Ass. Der Showdown hatte begonnen.

Vor dem Qualifying entschied sich das Renault-Team zu einer Variation der Strategie, die bereits in der Türkei zum Erfolg geführt hatte: Mit verhältnismäßig wenig Treibstoff an Bord peilten Alonso und Fisichella vordere Startplätze an. Damit wollten sie sicherstellen, sich in der Anfangsphase des Rennens von den "Silberpfeilen" absetzen und sich einen ausreichenden Vorsprung für ein Podiumsergebnis herausfahren zu können.

Alonso wollte seinen Kontrahenten Raikkönen so gut wie möglich unter Druck setzen. Diese Taktik schien bereits im Qualifying zu funktionieren: Gleich zu Beginn seiner schnellen Runde unterlief dem finnischen McLaren-Mercedes-Fahrer ein Fehler, der ihn auf Startplatz fünf zurückwarf. Alonso hingegen durfte sich über die Pole Position des Trainingsschnellsten freuen. "71 Runden noch", errechnete der Spanier am Samstagabend die Distanz, die ihm zum möglichen Titelgewinn noch fehlte...