• 27.03.2010 14:42

  • von Dieter Rencken

Senna: "Wir sind die Daten"

Bruno Senna über sein zweites Formel-1-Qualifying, die fehlenden Zutaten rund um das Auto und die Zielsetzung für die kommenden Rennen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie lief es für dich bisher am zweiten Formel-1-Wochenende?"
Bruno Senna: "Wir arbeiten alle schon besser zusammen. Die paar neuen Leute haben auch noch mehr Erfahrung. Wir kennen auch die Abläufe besser, aber da gibt es auch noch viel Raum für Verbesserungen. Doch das dauert noch etwas."

Titel-Bild zur News: Bruno Senna

Bruno Senna sieht HRT auf einem guten Weg, die anderen Neuen einzuholen

Frage: "Sind die Kupplungsprobleme behoben?"
Senna: "Ja, die Kupplung ist nun viel besser, wir können ohne Probleme aus der Box fahren. Ich habe heute sogar einen Probestart hingelegt, der verlief ganz ordentlich. Wir werden im Rennen aber vorsichtig sein, wenn es um Probestarts und durchdrehende Räder geht, denn wir sind ja noch nie eine Einführungsrunde gefahren. Wir wissen nicht, was wir dem Getriebe und dem Motor da zumuten können, also gehen wir auf Nummer sicher. Wir haben das Ziel, das Rennen zu beenden."#w1#

Frage: "Ihr startet also diesmal direkt mit dem Feld, nicht mehr aus der Boxengasse?"
Senna: "Das hoffe ich. Es sei denn, man findet über Nacht noch ein großes Problem am Auto."

Virgin und Lotus im Blick

Frage: "Wie war das Auto allgemein im Qualifying?"
Senna: "Das Auto lag besser, aber wir müssen noch an der Balance arbeiten. Über- und Untersteuern wechseln sich weiterhin ab. Da sind wir noch etwas weg. Aber von der Rundenzeit her war es ein besseres Auto. Wenn wir noch mehr fahren, können wir die Lücke zu den anderen schließen."

"Wenn wir noch mehr fahren, können wir die Lücke zu den anderen schließen." Bruno Senna

Frage: "Was glaubst, wie lange es dauern wird, bis ihr an der Gruppe von Lotus und Virgin dran sein werdet?"
Senna: "Wenn wir keine großen Probleme mehr haben, dann können wir uns mehr auf die Leistung konzentrieren. Dann würde das bis China dauern, bis wir an ihnen dran sind. Aber das hängt davon ab, wie viel wir mit dem Auto machen können und welche neuen Teile wir bekommen. Alle Teams bekommen neue Teile, die großen Teams natürlich noch mehr, wir dagegen sehr wenige."

"Ich hatte im Qualifying ein Problem, das immer schlimmer wurde. Ohne das hätte ich mich vielleicht zwischen beide Virgins schieben können. Mit Wenn und Aber kommt man aber nicht weiter, wir können erst sagen, dass wir das geschafft haben, wenn wir es geschafft haben."

Frage: "Eure Geschwindigkeit auf den Geraden ist dagegen schon richtig gut."
Senna: "Wir haben ja auch wenig Abtrieb. Wir lernen immer dazu. Ich bin auch sehr zufrieden mit unserem Qualifying, denn auch wenn wir kaum fahren, holen wir auf die anderen auf. Das ist nicht schlecht."

Vorsicht regiert weiter

Frage: "Sind die Probleme mit dem Benzindruck vollständig gelöst?"
Senna: "Nein, es gibt da noch viel zu arbeiten. Wir hoffen, dass wir das Rennen morgen beenden können. Sicher ist das aber nicht."

Bruno Senna

Bruno Senna hofft auf eine Zielankunft in Melbourne - trotz der Probleme Zoom

Frage: "Holt ihr aus dem Auto eigentlich schon das heraus, was ihr rausholen könntet?"
Senna: "Das Getriebe ist bei den Schaltmanövern noch nicht auf maximale Aggressivität eingestellt. Wir fahren auch mit etwas mehr Benzin, weil wir uns bei der Benzinversorgung nicht völlig sicher sind. Wir müssen noch viel über Reifendrücke, Federn und alles andere lernen. Wir brauchen auch mehr Technik im Auto, um alle Daten zu bekommen. Derzeit sind Karun und ich die Daten für die Ingenieure, und es ist nicht einfach, sich beim Abstimmen eines Formel-1-Autos auf zwei Neulinge zu verlassen. Wir machen das aber gut, wenn man sich ansieht, wie schnell wir aufholen."

Frage: "Wo würdet ihr stehen, wenn ihr das Vorhandene voll nutzen würdet?"
Senna: "Wir würden in der Nähe von Lotus stehen. Wenn wir dann noch ein Update bekommen, wären wir davor."

Frage: "Hast du schon etwas an deinem Fahrstil gegenüber Bahrain geändert?"
Senna: "Ich lerne das Auto gerade kennen. Ich fühle mich darin immer wohler. Ich weiß aber noch immer nicht genau, wo die Limits sind. Auf dieser Strecke ist das auch besonders schwer. Es geht auch mehr darum, das Auto ins Ziel zu bringen als Rundenrekorde zu brechen. Das werden wir ohnehin nicht schaffen."

Finden des Monoposto-Modus'

Frage: "Du bist zwar ein Neuling, genau wie dein Teamkollege Karun Chandhok, aber fühlst du dich als Führungsfigur im Team?"
Senna: "Karun hat in Rennautos mehr Erfahrung als ich. Er fährt schon einige Jahre mehr. Im Team gibt es aber keine Rangfolge, alle arbeiten zusammen und wollen nach vorn. Wir arbeiten gut zusammen, kennen das schon aus der GP2. Auf der Strecke sind wir Gegner, aber abseits reden wir viel. Ich will wissen, was mit seinem Auto ist und umgekehrt. Das kann uns nur helfen."


Fotos: Bruno Senna, Großer Preis von Australien


Frage: "Ist es ein Vorteil, dass ihr 2008 gemeinsam bei iSport in der GP2 gewesen seid?"
Senna: "Das lässt sich schwer beurteilen. Nach meiner Erfahrung in der Le Mans Series sehe ich Vorteile, mit dem Teamkollegen zusammenzuarbeiten. Wenn man auf der Strecke schneller sein möchte, dann sollte man da schneller sein und nicht die Daten vor dem Teamgefährten verstecken. Zusammen kann man das Auto nach vorn bringen."

Frage: "War es im Rückblick die richtige Entscheidung für dich, ein Jahr bei den Sportwagen zu verbringen als noch ein Jahr GP2 zu fahren?"
Senna: "Das weiß man nicht. Wenn es um die Aggressivität und den Speed geht, dann habe ich mir da sicher keinen Gefallen getan. Ich muss wieder in den Monoposto-Modus finden. Ich muss konstanter sein, das Limit wieder besser finden. Ein Sportwagen ist ganz anders. Als ich aus dem GP2-Auto in den 2008er Honda stieg, war ich viel, viel schneller in der Lage, gute Rundenzeiten zu fahren. Aber das geht einem ja nicht verloren, ich muss das nur trainieren."