• 22.03.2006 13:00

  • von Adrian Meier

Schweizer Nationalrat stimmt über Rundstreckenverbot ab

Gegen den erklärten Willen des Bundesrates kommt es morgen zur Abstimmung - Befürworter sehen viele Vorteile und sind zuversichtlich

(Motorsport-Total.com) - In der Schweiz sind Rundstreckenrennen seit der Tragödie im südfranzösischen Le Mans, bei der im Jahr 1955 insgesamt 82 Menschen ums Leben kamen, verboten. Doch nachdem sich in den vergangenen Monaten die Verkehrskommission des Nationalrats für eine Aufhebung des Verbots stark gemacht hat, wird der Nationalrat am morgigen Donnerstag entscheiden, ob das Straßenverkehrsgesetz dahingehend geändert werden soll.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Sind auch in der Schweiz bald wieder Rundstreckenrennen möglich?

Auch wenn der Bundesrat in einer Stellungnahme im Februar erklärt hatte, dass man gegen eine derartige Änderung sei, weil Eigenschaften von Autorennen auf Rundstrecken wie Geschwindigkeit und Risikobereitschaft nicht mit den Zielen der Verkehrssicherheitspolitik des Bundes vereinbar seien und der erhöhte Schadstoffausstoß und Energieverbrauch ebenfalls nicht vertretbar wären, kommt es morgen im Nationalrat zur Abstimmung.#w1#

Wird es eine Mehrheit geben?

"Es wird knapp, aber ich bin zuversichtlich." Ulrich Giezendanner

Die parlamentarische Initiative wurde vom Aargauer SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner gestartet. Dieser ist davon überzeugt, dass sich der Nationalrat auch gegen den Willen des Bundesrates für eine Aufhebung entscheiden wird: "Es wird knapp, aber ich bin zuversichtlich", sagte Giezendanner. "Es geht schließlich um 2000 Arbeitsplätze."

Bei seiner Aktion gehe es ihm jedoch "gar nicht in erster Linie um die Formel 1. Ich will nur, dass in der Schweiz wieder Rundstreckenrennen durchgeführt werden können", wird Giezendanner vom 'Blick' zitiert.

Bringt eine Rennstrecke finanzielle Vorteile?

Doch damit ist er nicht der einzige Politiker, der ein Umdenken beim Rundstreckenverbot fordert. Auch der FDP-Nationalrat Peter Weigelt erklärte, dass eine Rennstrecke in der Schweiz finanzielle Vorteile mit sich bringen würde: "Die DTM beispielsweise bekundet echtes Interesse an einem Abstecher in die Schweiz."

Daneben kritisiert er den Bundesrat, der einem derartigen Projekt in seiner Stellungnahme jede Wirtschaftlichkeit abgesprochen hatte. Die Regierung würde dieser Aspekt jedoch sowieso nichts angehen, so Weigelt, da dies einzig und allein die Sache privater Investoren sei.

Mögliche Unterstützung durch die Wirtschaft

Im ehemaligen Tourenwagenfahrer Philipp Müller, heute FDP-Nationalrat, zählt die Initiative Giezendanners auch einen ehemaligen Rennfahrer zu seinen Unterstützern. Auch er hat bereits einige Ideen, welche Veranstaltungen man auf einer Rundstrecke in der Schweiz durchführen könnte: "Es wäre besser, wenn sich Möchtegern-Schnellfahrer auf einer ungefährlichen Rundstrecke ausleben könnten als im gefährlichen Straßenverkehr", schlug er vor, dass sich auch Privatleute mit ihren Autos auf der Rennstrecke austoben könnten.

Auch Norbert Hochreutener von der CVP möchte die Änderung des Straßenverkehrsgesetzes gerne durchsetzen - und sieht auch gewichtige Befürworter in der Schweizer Wirtschaft: "Wir haben eine starke Zulieferindustrie, die ihre Hightechprodukte auf einer solchen Rundstrecke austesten könnte", zeigte er sich überzeugt.

Der Ausgang der Abstimmung ist derzeit noch völlig ungewiss, jedoch scheint eine Mehrheit für die Abschaffung des Verbots von Rundstreckenrennen zumindest möglich. Damit könnte es erstmals seit über 50 Jahren wieder Rundstreckenrennen in der Schweiz geben.