• 30.08.2014 11:53

  • von Dieter Rencken & Dennis Hamann

Sauber: Mittendrin im Kampf gegen die "rote Laterne"

Sauber kämpft in diesem Jahr mit dem eigenen Auto und droht viele Millionen zu verlieren, sollte man am Ende des Jahres tatsächlich aus den Top 10 fallen

(Motorsport-Total.com) - Seit 21 Jahren ist das Sauber-Team in der Formel 1. Seit 21 Jahren fährt man mehr oder weniger im Mittelfeld und seit 21 Jahren sahen die Bedingungen für das Team nie schwieriger aus als jetzt. Zum ersten Mal in der Teamgeschichte könnte Sauber aus der Top 10 der Teamwertung fallen. In diesem Jahr hat es die Mannschaft aus Hinwil zweimal knapp verpasst, in die Punkte zu fahren. Ansonsten stehen jeweils fünf Ausfälle für beide Fahrer zu Buche und das bedeutet den vorletzten Platz in der Konstrukteursmeisterschaft, knapp vor Caterham.

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn

Monisha Kaltenborn grübelt, wie sie Sauber weiter voran bringen kann Zoom

Mit der Umstellung auf den 1,6-Liter-Turbomotor sollte die Chance genutzt werden, sich vom Favoritenschreck im vergangenen Jahr zu einem Team im vorderen Teil des Feldes zu entwickeln. Da alle Teams wieder bei null anfingen, erhoffte man sich in der Schweiz einen Aufwärtstrend. Doch genau das Gegenteil trat ein. Statt wie Force India oder Williams auf den Mercedes-Motor zu setzen, baut man bei Sauber weiterhin auf die Antriebseinheit von Ferrari. "Unser Auto ist nicht so schlecht, wie es manchmal aussieht. Wir alle wissen, dass die Formel 1 in diesem Jahr sehr vom Antrieb bestimmt wird", meint Kaltenborn dazu.

Und inzwischen ist bekannt, dass der von den Italienern gelieferte Antrieb zu schwer, zu klobig und zu schwach auf der Brust ist. Doch das Problem kann man nicht allein auf Ferrari schieben. "Wir müssen unser Auto und die Daten besser verstehen und richtig interpretieren", meint Kaltenborn. "Das klingt banal. Aber wenn man das alles versteht, ist es einfacher, denn man kann sicher sein, dass die Verbesserungen funktionieren. So hat Red Bull über Jahre so weit vorn bleiben können."

Selbst mit fehlerfreiem Rennen keine Chance auf Punkte

Dass das bei Sauber nicht wie erhofft funktioniert, kann an der WM-Tabelle abgelesen werden. Sauber hat in der aktuellen Saison noch keinen einzigen Punkt geholt. Selbst in Belgien, als sowohl Sutil als auch Teamkollege Esteban Gutierrez ein fehlerfreies Rennen ablieferten, sprang kein Punkt heraus, und damit steht das Konto für die Schweizer weiterhin bei null - ein trauriger Rekord für das Team. Hält dieser Trend bis Saisonende an, wird es die schwächste Saison in der Teamhistorie und würde einen Millionenverlust für das Team bedeuten. Fällt man sogar noch hinter Caterham aus den Top 10 raus, droht ein Millionenverlust. Damit könnte Sauber in einen gefährlichen Abwärtsstrudel geraten.

"Wir kennen unser Schwächen. Da sind Krankheiten dabei, die bei uns quasi chronisch sind. Die gibt es schon über Jahre. Die muss man jetzt endlich mal überwinden", gibt sich die österreichische Teamchefin aber kämpferisch. Sie ist sich der Situation durchaus bewusst. Denn ein schlechteres Ergebnis bedeutet weniger Geld, weniger Kapazitäten und das führt unweigerlich wieder zu schlechteren Ergebnissen. Kein Wunder, denkt Kaltenborn also auch schon darüber nach, die Rolle des Individualisten aufzugeben und wieder mit einem großen Hersteller zusammenzuarbeiten.


Fotos: Sauber, Großer Preis von Belgien


Vorbild Force India

Force India hat es vorgemacht. Das Team von Vijay Mallya hat, ähnlich wie Sauber, keine großen Ressourcen. Doch durch die langjährige technische Zusammenarbeit mit McLaren hat es das Team aus Silverstone bis unter die Top 6 geschafft. Genau da war das Team aus Hinwil in den vergangenen 20 Jahren zu finden. Im Schnitt lag Sauber in den vergangenen zwei Jahrzehnten auf Platz sechs der WM-Wertung, und genau dorthin will man auch wieder kommen. Vertrauen kann Sauber dabei auf seine hervorragenden technischen Einrichtungen, denn die sind, auch dank BMW, auf dem Top-Level der aktuellen Zeit.

Ob es dem Team also gelingt, den Schritt nach vorne zu machen und am Jahresende sicher in den Top 10 zu landen, liegt ganz beim Team selbst. "Wir müssen mutiger werden. Es ändert sich zum kommenden Jahr nur wenig am Reglement. Das ist die beste Gelegenheit, sich zu überlegen, an welchen Punkten man vielleicht mit Partnern intensiver zusammenarbeitet und sich selbst auf andere Dinge mehr fokussiert", so Kaltenborn und fordert deswegen mehr Mut: "Das Risiko muss man in Kauf nehmen."

"Wir müssen mutiger werden!" Monisha Kaltenborn