• 02.10.2004 12:25

Safety first: Das Safety Car in der Formel 1

Das Safety Car sorgt dafür, dass der Rennbetrieb unterbrochen werden kann, ohne dass das Rennen gestoppt werden muss

(Motorsport-Total.com) - Es ist das einzige Auto in der Formel 1, das nicht einmal Michael Schumacher überholen darf: Das Safety Car kommt immer dann zum Einsatz, wenn der Renndirektor aus Sicherheitsgründen das Tempo drosseln will - zum Beispiel nach einem Unfall oder weil die Strecke wegen heftiger Regenschauer unter Wasser steht.

Titel-Bild zur News: Schumacher und Montoya

Das Safety Car kam dieses Jahr bisher acht Mal zum Einsatz

Das silberfarbene Mercedes-Safety-Car ist das 21. Auto im Feld. Trotzdem muss es sich nie hinten anstellen - wenn es überhaupt zum Einsatz kommt. In dieser Saison musste es bisher nur in Monaco, Indianapolis, Silverstone und Spa insgesamt acht Mal ausrücken - ein Beleg dafür, wie hoch der Sicherheitsstandard in der Formel 1 ist. Laut Reglement der FIA fährt das Safety Car durch die Boxengasse auf die Strecke, "wenn eine unmittelbare Gefahr besteht, die Umstände aber keinen Rennabbruch erforderlich machen." Alle Autos, beginnend mit dem Spitzenreiter, müssen sich wie an einer Perlenkette hinter ihm aufreihen.#w1#

Das erste Safety Car in der Formel 1 wurde 1973 beim Großen Preis von Kanada eingesetzt. Der Porsche 914 hatte noch keine gelben Blinkleuchten auf dem Dach, dafür steckten zwei gelbe Flaggen auf dem Kofferraumdeckel. Das Debüt ging ziemlich in die Hose, weil sich der Fahrer anstatt vor den Spitzenreiter versehentlich vor den Siebtplatzierten setzte und dadurch für ein heilloses Durcheinander sorgte. Es hat trotzdem bis 1992 gedauert, ehe die FIA klare Richtlinien für die Einsätze des Safety Car aufstellte.

So lange das Safety Car auf der Strecke ist, darf nicht überholt werden. Die Autos können während einer Safety-Car-Phase an die Boxen fahren und - so lange die Ampel an der Boxenausfahrt Grün zeigt - jederzeit auf die Strecke zurückkehren. Ein Auto, das auf die Strecke zurückfährt, muss so lange mit verminderter Geschwindigkeit fahren, bis es das Ende der Schlange hinter dem Safety Car erreicht hat.

Wenn der Renndirektor das Safety Car wieder zurückbeordert, fährt es mit ausgeschalteten Signallichtern noch eine vollständige Runde auf der Strecke. Fährt das Safety Car von der Strecke, leuchten an der Start-Ziel-Linie die grünen Lichter und die Streckenposten zeigen die grüne Flagge. Es darf allerdings erst überholt werden, wenn die Autos die Start-Ziel-Linie passiert haben. Die während einer Safety-Car-Phase gefahrenen Runden werden als Rennrunden gezählt.

Erfunden wurde das Safety Car lange vor der Formel 1 in den USA. Bei den 500 Meilen von Indianapolis im Jahre 1911 bremste erstmals ein Pace Car, wie das Sicherheitsfahrzeug in den Staaten genannt wird, das Feld ein. Allerdings nicht, weil Gefahr im Verzug war, sondern nur damit die Zuschauer in aller Ruhe ihre Getränkebecher und Popcorn-Eimer auffüllen konnten, ohne viel vom Rennen zu versäumen. Während das Pace Car in den USA auch heute noch gelegentlich dazu genutzt wird, um die Spannung im Rennen hoch zu halten oder dem Fernsehen während der Übertragungen regelmäßige Werbepausen zu ermöglichen, stehen in der Formel 1 der sportliche Wettbewerb und die Sicherheit vor der Show.

Das Safety Car sorgt aber auch in der Formel 1 oft für neue Spannung, weil das auseinander gezogene Feld wieder dicht zusammenrückt und es nach der Freigabe des Rennens vermehrt zu Überholmanövern kommt. Aber schon während einer Safety-Car-Phase wird es gelegentlich richtig hektisch auf der Strecke, dann nämlich, wenn viele Autos die Unterbrechung zu einem Boxenstopp nutzen.

Wenn es ein Team schafft, zum richtigen Zeitpunkt an die Box zu kommen, kann das ein entscheidender Vorteil sein, weil die Autos langsam unterwegs sind und dieser Stopp dadurch erheblich weniger Zeitverlust bedeutet. Ein Nachteil ist die Safety-Car-Phase in der Regel für den Spitzenreiter, der dadurch seinen mühevoll herausgefahrenen Vorsprung einbüßt. Doch das Plus an aktiver Sicherheit für alle Beteiligten wiegt diesen Nachteil auf.

Seit der Saison 2000 vertraut die Formel 1 auf Bernd Mayländer, 30, als Fahrer des Safety Car. Eine verantwortungsvolle und auch für einen Profi-Rennfahrer nicht immer ganz einfache Aufgabe. Weil sich die Reifen der Formel-1-Autos in seinem Schlepptau nicht zu sehr abkühlen und die hoch gezüchteten Motoren nicht zu heiß laufen dürfen, muss der erfahrene Tourenwagen-Pilot mit seinem 476 PS starken Fahrzeug tüchtig Gas geben. Damit sich auch er auf die jeweilige Strecke einstellen kann, hat er am Donnerstag vor dem Rennen 60 Trainingsminuten zur Verfügung, die er auch weidlich nutzt, denn während des Rennens stehen er und Beifahrer Peter Tibbets erst einmal standby.

Einfach die Füße hochlegen können sie trotzdem nicht. Mit Helm und Overall sitzen sie die ganze Zeit wie Rennfahrer angeschnallt im Auto und warten darauf, bis über Funk der Einsatzbefehl kommt. Wenn er ausbleibt, ist Bernd Mayländer keineswegs böse. Im Gegenteil: "Die schönsten Momente sind jene, wenn ich nichts zu tun habe. Ich bin froh, wenn ich nicht zum Einsatz komme", sagt der erfahrene Tourenwagen-Pilot, der gegenüber seinen Kollegen in den Formel-1-Boliden immerhin einen Vorteil hat: "Unser Auto hat eine Klimaanlage."

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