• 20.09.2012 08:24

  • von Roman Wittemeier

Rosberg und der "unglaubliche Simulator"

Warum Nico Rosberg mit viel Zuversicht auf das kommende Rennen blickt und er sein Team auf einem guten Weg vermutet: "Es ist nur eine Frage der Zeit"

(Motorsport-Total.com) - Gut gelaunt präsentierte sich Nico Rosberg am Mittwoch in Singapur auf einer Veranstaltung von Partner Puma. Der Mercedes-Pilot, der aus den vergangenen fünf Rennen gerade einmal acht Punkte holte, hat die jüngsten Enttäuschungen hinter sich gelassen. "Gestern Morgen war ich um 4:00 Uhr im Fitnessstudio auf dem Fahrrad, danach bin ich schlafen gegangen. Dann bin ich um 16:00 Uhr nachmittags wieder aufgestanden. Ganz verrückte Uhrzeiten", meint Rosberg vor versammeltem Publikum.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg hinter Felipe Massa

Mercedes-Pilot Nico Rosberg sieht sich und sein Team auf einem guten Weg Zoom

"Eigentlich ist es aber ganz einfach. Der Rhythmus aus Europa geht hier weiter. Komisch ist, dass es gefühlt so früh dunkel wird. Aber das ist auch kaum anders als ein verregneter Wintertag", schildert der Weltmeistersohn seine Eindrücke vor dem Nachtrennen in der asiatischen Metropole. "Singapur ist das härteste Rennen des Jahres. Es ist physisch wirklich schwierig. Die Hitze macht viel aus, aber auch die Strecke. Hier sind nur kurze Geraden, so viele Kurven - es bleibt keine Zeit zum Entspannen. Ich bin pünktlich zu diesem Rennen auf einem Toplevel bezüglich der Fitness."

Rosberg gilt als Spezialist für Stadtkurse. Auch mit dem noch recht neuen Kurs in Singapur hat er schnell Freundschaft geschlossen. Beim Debüt des Nachtrennens im Jahr 2008 fuhr der damalige Williams-Pilot als Zweiter auf das Podest. "Und da hatte der Sieger noch geschummelt", lacht Rosberg und erinnert damit an die "Crashgate"-Affäre des damaligen Renault-Werksteams. "Ich habe hier schon gute Ergebnisse erzielen können, daher erhoffe ich mir auch in diesem Jahr ein Topresultat."

Überzeugt von den neuen Teilen

"Wir haben neue Teile dabei, die das Auto sicherlich schneller machen werden. Das erhöht unsere Chancen. Wir haben einen neuen Auspuff, der für mehr Anpressdruck sorgt", sagt Rosberg. Die Updates waren beim Test in Magny-Cours ausprobiert und für gut befunden worden. Auch der Wahl-Monegasse konnte erste Eindrücke von den Fortschritten gewinnen: "Ich habe es am Montag im Simulator getestet."

"Das ist wirklich komisch. Man fährt dort am Computer und dann sagt einer: 'Okay, wir bauen dir jetzt den neuen Auspuff drauf.' Dann drehe ich mich um und denke, was denn jetzt los ist. Dann kommen ein paar neue Werte in den Computer und ich spüre sofort, in welchem Bereich die Updates ein wenig besser sind und wo der Grip ist. Unglaublich ist das!", beschreibt Rosberg die Fahrten im Hightech-Simulator.

"Die Simulation kennt kaum Grenzen in Sachen Fahrphysik und Setup." Nico Rosberg

"Alles können wir darin machen: etwas mehr Seitenwind, erhöhter Reifenverschleiß oder mehr Sprit. Man kann präzise erfahren, wie es dann ist", sagt er. Die Simulation kennt kaum Grenzen in Sachen Fahrphysik und Setup. Aber bezüglich der Darstellung ist man eingeschränkt. Ein echtes Nachtrennen gibt es nicht: "Das ist etwas schwierig darzustellen. Im Simulator ist ohnehin alles etwas dunkler als in der Realität. Für Singapur passt es aber."

"Mit den neuen Teilen ist es möglich, dass wir besser abschneiden können als in den vergangenen Rennen. Ein Platz in den Top 5 wäre toll", sagt Rosberg vor dem Auftakt der Übersee-Hatz zum Jahresende. Es naht die Entscheidung im Titelkampf. Wer wird Champion? "Ich weiß es nicht", so Rosberg. "Es ist toll für die Formel 1, dass es dieses Jahr wieder offener ist. Der Führende hat momentan vielleicht nicht das beste Auto. Es wird noch interessant. Das ist toll für die Fans. Fernando hat aber gute Chancen auf den Titel."

Etappenziel mit dem ersten Sieg erreicht

Auch der gebürtige Wiesbadener selbst hat noch mathematische Chancen auf den Gewinn des Fahrertitels. Realistisch gesehen muss er seine Ambitionen aber wohl etwas niedriger ansiedeln. "Unser Ziel war es, dass wir uns in diesem Jahr verbessern. Man kann wohl sagen, dass wir das erreicht haben", meint er. "In China zu siegen und in Monaco auf Platz zwei zu fahren waren gute Ergebnisse. Es war also ein positives Jahr. Jetzt muss es weiter vorangehen. Wir wollen noch mehrere Rennen gewinnen."

Rosberg bestätigte noch einmal, dass er 2013 weiterhin im Silberpfeil sitzen wird. Wenn die Fortschritte im Mercedes-Team anhalten, werde man in absehbarer Zukunft an die Spitze vorstoßen, meint er: "Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir haben viele richtig gute Leute geholt. Das alles spielt sich jetzt ein. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir das beste Auto bauen", so der 27-Jährige voller Überzeugung.

Im teaminternen Vergleich hat Rosberg die Nase auch in diesem Jahr vorn. Der jüngere der beiden Mercedes-Piloten hat 83 Zähler, sein Teamkollege Michael Schumacher nur 43. "Er hat genau das gleiche Auto, aber er hatte wohl etwas mehr Pech", sagt er mit Blick auf die zahlreichen Ausfälle des Rekordchampions an seiner Seite. "Vielleicht bin ich ganz einfach ein Auto-Flüsterer", scherzt Rosberg.