• 19.10.2011 08:35

  • von Roman Wittemeier

Rosberg: "Es dauert eben länger als gedacht"

Mercedes-Pilot Nico Rosberg über die "ernüchternde" Saison 2011, den Kampf gegen Michael Schumacher und die Hoffnungen für das kommende Jahr

(Motorsport-Total.com) - Bei Mercedes blieb der große Sprung zur Saison 2011 aus. Die deutschen Silberpfeile stehen im aktuellen Jahr nicht besser da als 2010 - eher im Gegenteil sogar. Die Werksmannschaft bewegt sich in der Tabelle im Niemandsland, ganz allein zwischen den drei Topteams an der Spitze und den soliden Mittelfeldteams wie Renault, Force India, Sauber und Toro Rosso. Die Abstände nach vorn und hinten sind gewaltig.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Geduldig: Nico Rosberg wartet nach wie vor auf seinen ersten Grand-Prix-Sieg

"Die ganze Saison war für uns ernüchternd", fasst Nico Rosberg im Gespräch mit 'spox.com' zusammen. "Es war ein Auf und Ab. Zu Beginn der Wintertests sah es ganz schlecht aus, gegen Ende dafür dann richtig gut. Die ersten Rennen waren dann wieder weniger gut, bis ich in China sogar geführt habe. Das Auto hatte Potenzial, aber es ging ständig hin und her."

"Anfang des Jahres war klar, dass wir etwas machen müssen", sagt der gebürtige Wiesbadener, der sich nach seinem Wechsel zu Mercedes die ersten Grand-Prix-Siege erhofft hatte. "Danach war es schön zu beobachten, was das Team alles ins Rollen gebracht hat. Die Message ist klar: Es wird sehr, sehr viel getan, um den WM-Titel zu gewinnen."

Bislang sind die Schritte in Richtung Spitze nur selten erkennbar. Man arbeitet unter Hochdruck, kann den Abstand nach vorn aber selten etwas verringern. "Ich befinde mich mit dem Team trotzdem in einem tollen Prozess", sagt Rosberg und lässt keinen Frust aufkommen. "Es ist ein tolles Projekt, als wichtiger Baustein das Team des Silberpfeils in Richtung Siege führen zu können. Das ist nicht enttäuschend, es dauert eben nur länger als gedacht."

¿pbvin|512|4189||0|1pb¿Der jüngere der beiden Mercedes-Piloten macht immer wieder Druck. Rosberg wählt meist offene und ehrliche Worte, um ganz bewusst den Finger in die Wunden zu legen. "Mercedes würde mir nie verbieten, in Interviews irgendwas Kritisches zu sagen", lächelt der Weltmeistersohn. "Wenn es mal nicht so läuft, ist es mir wichtig, die Wahrheit rüberzubringen und authentisch zu bleiben."

Mit einer offenen und ehrlichen Kommunikation komme man besser voran, meint Rosberg. "Ich bin davon überzeugt, dass wir 2012 Fortschritte machen werden", sagt er. Mercedes holte unter anderem mit Aldo Costa und Geoff Willis prominente Techniker an Bord, die den MGP W03 schnell machen sollen. Gemeinsam mit Ross Brawn soll ein Produkt entworfen werden, mit welchem die Piloten an der Spitze mitfahren können.


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Südkorea


Die große Frage ist bislang noch, wer das möglicherweise verbesserte Tempo auf der Strecke umsetzen soll. Michael Schumacher hat für die kommende Saison einen gültigen Vertrag, Rosberg auch. Aber Ende 2012 ist alles offen. "Über den Stand der Verhandlungen kann ich nichts sagen", winkt er ab. "Aber wir haben schon darüber gesprochen, über 2012 hinaus miteinander zu arbeiten."

Nico Rosberg

Nico Rosberg und Michael Schumacher liefern sich 2011 oft enge Duelle Zoom

"Mercedes gibt mir die Möglichkeit, das Team mit anzuführen. In dieser Position fühle ich mich wohl", sagt Rosberg. "Es ist eine große Herausforderung, gegen Michael zu fahren, und wir arbeiten gut zusammen. Die Frage nach dem alleinigen Leader stellt sich für mich im Moment nicht. Das kann gerne so weitergehen wie bisher."

Im Gegensatz zur Vorsaison hat Rosberg seinen prominenten Teamkollegen aktuell weniger deutlich im Griff. In der Fahrerwertung hat er nur sieben Zähler Vorsprung auf Schumacher. "Ich glaube, mein Vorsprung in der WM war 2010 eher den Umständen geschuldet", erklärt er. "2011 ist es von den Punkten her zwar enger, aber es war auch 2010 schon schwer, Michael zu schlagen. Und das wird es auch immer bleiben."

Diesen teaminternen Kampf liebt Rosberg. Kaum etwas schmeckt süßer als ein Sieg gegen Rekordchampion Michael Schumacher. Wenn dann auch noch der große Grand-Prix-Erfolg hinzukommt, umso besser. "Ich akzeptiere, wie es jetzt ist, und bleibe gelassen. Ich glaube fest daran und bin mir sehr sicher, dass der Tag kommen wird, an dem auch ich einmal das richtige Auto habe", sagt Rosberg geduldig.