• 21.07.2008 15:18

  • von Roman Wittemeier

Rosberg als kosmopolitischer Träumer

Nico Rosberg nach seinem Heimrennen am Hockenheimring zu seiner Beziehung zu Deutschland und dem Sprachengewirr in seinem Leben

(Motorsport-Total.com) - Er fährt mit deutscher Rennlizenz, hat einen deutschen Pass, wurde in Wiesbaden geboren und kennt sich in seinem Mutterland dennoch nicht richtig aus - Schuld daran ist er Vater. Nico Rosberg ist wegen der weltmeisterlichen Formel-1-Karriere von Papa Keke in Monaco aufgewachsen und betrachtet das kleine Fürstentum seit jeher als sein Zuhause. Beim Grand Prix in Hockenheim wurde der Williams-Pilot als einer der Lokalmatadoren gefeiert, jedoch ist die Beziehung des Youngsters zu Deutschland nach wie vor recht seltsam.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg: Der Kosmopolit im aktuellen Formel-1-Fahrerfeld

"Ich bin Deutscher und Finne", sagte Rosberg im Interview mit dem 'Tagesspiegel' über seine Staatsangehörigkeit, die er von Mutter (Deutsche) und Vater (Finne) übernommen hat. "Aber Finnland ist noch viel weiter weg und ich spreche nicht einmal die Sprache. Außerdem bin ich mit der deutschen Kultur aufgewachsen. Ich gucke jeden Tag deutsches Fernsehen." Wohin allerdings Bildung per TV führen kann, offenbarte sich in der Antwort auf die Frage, ob er den Text der deutschen Nationalhymne kenne: "Das, wo dieses 'Über alles' drin vorkommt. Das habe ich irgendwie noch im Kopf, ich habe keine Ahnung warum." Nicht auszudenken, was am Sonntag bei einem Rosberg-Sieg passiert wäre, wenn der junge Pilot die Nationalhymne in dieser Form auf dem Podium mitgesungen hätte...#w1#

Natürlich sei der Grand Prix von Deutschland immer besonders, vor allem in Hockenheim, weil es der Heimat von Oma und einigen Freunden so nah ist. Ob er Wahlrecht genieße, wisse er nicht, gab der Williams-Pilot offen zu. Seine Interesse für die Politik sei sehr begrenzt und es reiche, wenn man sich mit der täglichen 'BILD'-Lektüre über den Sport und die Boulevard-Themen auf dem Laufenden halte. Ignoranz eines verzogenen Jünglings? Nein, keineswegs. Rosberg konnte nur nie eine Beziehung zu Deutschland aufbauen, weil er nie dort lebte.

Der 23-Jährige ist Kosmopolit, parliert fließend auf Italienisch, Französisch, Englisch und Deutsch, träumt nach eigenen Angaben auch abwechselnd in diesen Sprachen und fand seine Freunde in einem monegassischen Umfeld, dass von Reichtum und Spaß geprägt ist. Die entsprechende Leichtigkeit des Seins ist dem Weltmeistersohn daher zueigen geworden. "Meine Freunde sind alle Italiener, ich bin mit deren Mentalität aufgewachsen und komme damit am besten klar. Mein bester Freund in der Schule war aber Maro Engel, der jetzt in der DTM fährt. Er, seine Familie und noch eine befreundete Familie waren die einzigen Deutschen, mit denen ich wirklich Kontakt hatte."

Rosberg hat die Fähigkeit, sich je nach Umfeld auch einen passenden Humor zurechtzulegen. Nur wenn es um den fahrbaren Untersatz geht, dann besinnt sich der Mädchenschwarm ansatzweise auf die Wurzeln mütterlicherseits. Ob ihm eine deutsches Auto in der Formel 1 gut als Arbeitsgerät gefallen würde, wurde Rosberg im Hinblick auf die Gerüchte um einen möglichen Wechsel zu McLaren-Mercedes gefragt. Die Antwort: "Irgendwann könnte ich mir das vorstellen. Das wäre schön, ja. Besonders, weil die beiden deutschen Teams tatsächlich stark sind und gute Autos bauen. Dass ist mir wichtig. Ich will Rennen gewinnen. Italienisch wäre aber auch toll. Das würde mir bestimmt sehr gefallen. Wenn ein japanisches Team ein gutes Auto hat, würde ich auch da fahren. Das A und O ist die Performance, nicht die Flagge."