Reservefahrer Rossi: Bereit zum Einspringen - oder nicht?

Alexander Rossi wartet als Ersatzfahrer bei Caterham auf seine Einsatzchance, doch ob die auch kommt, darf angesichts des Valsecchi-Falls bezweifelt werden

(Motorsport-Total.com) - Das Beispiel Davide Valsecchi hat an diesem Wochenende eines getan: den Sinn der Reservefahrer in Frage gestellt. Der Italiener ist eigentlich dafür da, im Ernstfall einzuspringen, wenn einer der Stammfahrer bei Lotus ausfällt. Mit der Absage von Kimi Räikkönen stand der GP2-Meister von 2012 vor der einmaligen, goldenen Gelegenheit - dachte man zumindest. Doch Pustekuchen! Viel lieber verpflichtete man einen Fahrer von einem Team, mit dem man zuvor noch wegen eines Namensstreits im Clinch lag.

Titel-Bild zur News: Alexander Rossi

Alexander Rossi muss warten, während die anderen Piloten fahren Zoom

Das Team heißt Caterham und hat natürlich auch einen Reservefahrer: Alexander Rossi. Im Gegensatz zu Valsecchi durfte der Amerikaner in Austin zumindest hinters Steuer. Als amerikanisches Zugpferd durfte er das erste Freitagstraining für das Team bestreiten. Ansonsten genießt Rossi ein ähnliches Dasein wie sein Lotus-Pendant - mit der Ausnahme, dass der Amerikaner in diesem Jahr parallel in der GP2 unterwegs war.

"Als Reservefahrer bin ich im Grunde der Kerl, der auf Abruf bereitsteht, sollte den Rennfahrern etwas passieren", erzählt er im Gespräch mit 'GE Reports'. "Wie der Name schon sagt, bin ich die Reserve. Ich fahre mit dem Team zu den Rennen und bin da, wenn ich gebraucht werde." Im Gegensatz zu Valsecchi scheint er aber glücklich über den Platz hinter Charles Pic und Giedo van der Garde zu sein: "Für mich ist das eine großartige Rolle. Das bedeutet, dass ich im Team eingebaut bin", berichtet er stolz.

Wie ein Stammfahrer - nur ohne Fahren

Im Grunde macht und erlebt er als Reservefahrer alles, was auch die Stammfahrer an einem Rennwochenende erleben - nur dass er eben nicht fährt. "Das ist wichtig und hilft mir, die Fähigkeiten zu entwickeln, die man braucht, wenn sich die Möglichkeit eines Renncockpits eröffnet." In Brasilien wird Rossi das letzte Mal in dieser Saison im Schatten von Pic und van der Garde stehen und insgeheim hoffen, dass einer von beiden doch nicht starten kann.


Fotos: Alexander Rossi, Großer Preis der USA


Doch würde Rossi dann überhaupt zum Zug kommen? Caterham hatte die gesamte Saison über einen erfahreneren Piloten in der Hinterhand: Heikki Kovalainen. Der Finne kam auch freitags häufiger zum Fahren als der Amerikaner und wäre sicherlich die erste Wahl gewesen - doch nun setzte Lotus Davide Valsecchi den Finnen vor die Nase. Welche Rolle Rossi im kommenden Jahr bei Caterham spielen wird, ist noch offen.

Eingeschränkte Zeit im Auto

Eventuell kann der 22-Jährige noch eine weitere Saison in der GP2 anhängen, wo er beim Saisonfinale in Abu Dhabi sein erstes Rennen gewinnen konnte. Somit würde Rossi zumindest weiter Erfahrung im Renncockpit sammeln, die er in seiner Rolle im Formel-1-Team nicht bekommt. "Unglücklicherweise ist die Rolle des Testfahrers nicht mehr die, die sie einmal war. Budgets und neue Regeln haben das Testen stark eingeschränkt. Ich bekomme nur zwischen drei und sechs Tagen pro Jahr im Auto", erklärt Rossi.

Alexander Rossi

Nur drei- bis sechsmal pro Jahr ist der Amerikaner in einem F1-Auto zu sehen Zoom

Vorbei sind die Zeiten der Testmarathons. Fahrer wie Anthony Davidson, Luca Badoer oder Alexander Wurz hatten sich damals einen Ruf als ausgezeichnete Testpiloten machen können. So etwas gibt es heute nicht mehr. Dafür stellen die Teams heute bereits teilweise eigene Simulator-Piloten an, die ständig nur im Simulator unterwegs sind. Rossis Aufgabe bei Caterham sieht aber ein wenig anders aus.

"Wir testen Dinge, die vielleicht ein wenig radikal sind, die man nicht an einem Rennwochenende ausprobieren würde - wie Features, die gerade aus dem Windtunnel oder aus den CFD-Simulationen kommen", erklärt der US-Amerikaner. "Mein Verantwortungsbereich ist, ein gutes Verständnis des Originalautos zu haben und dann das Update zu testen - was es tun sollte und was es eigentlich tut."