Renault und Ilmor: So funktioniert es

Red Bull hat die Katze aus dem Sack gelassen: Renault kooperiert ab sofort mit Ilmor - Marko stellt längere Ehe zwischen Red Bull und Renault in Aussicht

(Motorsport-Total.com) - Es ist nur ein einziger Satz, der in der Pressemitteilung von Red Bull bezüglich des TAG-Heuer-Motors für hochgezogene Augenbrauen sorgt: "Ihre technische Partnerschaft mit Ilmor gibt uns Zuversicht", sagt Christian Horner versteckt. Das bedeutet nichts Geringeres, als dass Renault eine der zentralen Forderungen von Red Bull erfüllt: Mario Illien und seine Motorenschmiede Ilmor werden künftig dabei helfen, die lahmende Antriebseinheit von Renault auf Vordermann bringen.

Titel-Bild zur News: Renault, Red Bull

Red Bull und Renault könnten noch eine Weile zusammen bleiben Zoom

"Vor allem bin ich froh, dass sich Renault endlich zur Lotus-Übernahme und damit zum Verbleib in der Formel 1 entschlossen hat", sagt Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko gegenüber 'Speedweek.de'. Erst am Mittwoch hat Renault nach monatelangem zähen Ringen mit Bernie Ecclestone verkündet, dass der französische Konzern das finanziell klamme Lotus-Team zurückkaufen und wieder Werksteam werde. Das Motoren-Reglement sieht allerdings vor, dass ein Hersteller keine zwei Antriebe homologieren kann, von Vorjahresmotoren abgesehen.

Red Bull wird dieselben Motoren erhalten wie das Werksteam, bestätigt Marko. Nur werden diese Aggregate "TAG Heuer" heißen. Ergo: Auch das Renault-Werksteam wird mit dem Ilmor-Material fahren. Die Zusammenarbeit sieht folgendermaßen aus: Die Renault-Motoren werden weiter in Viry-Chatillon hergestellt, während Mario Illien in beratender Funktion tätig sein wird - offiziell im Auftrag von Renault. Renault bleibt also Herr im Haus und gibt die Entwicklungshoheit nicht ab.

Mehr als nur ein weiteres Jahr mit Renault?

Ilmor war ursprünglich in Brixworth ansässig, das ursprüngliche Unternehmen ist jedoch mittlerweile von Mercedes aufgekauft worden und heißt heute " Mercedes AMG High Performance Powertrains". Illien selbst gründete daraufhin die neue Firma Ilmor Engineering Ltd., die neben dem Rennsport auch in Luft- und Raumfahrt sowie militärische Projekte involviert ist. Bei den IndyCars stammen die erfolgreichen Chevrolet-Motoren von Ilmor, nun kommt mit Renault wieder ein Formel-1-Kunde hinzu.

Der Deal von Renault mit Red Bull gilt zunächst nur für ein Jahr: Die Bullen hofft weiterhin auf die Einführung eines Alternativmotors für die Saison 2017. Dieser ist allerdings nicht unerwartet in der Strategy Group gescheitert. Deshalb kann sich Marko sogar noch etwas bis vor wenigen Wochen Undenkbares vorstellen: "Oder Renault entwickelt sich 2016 so gut, dass man eine Verlängerung anstreben kann." Die Ehe zwischen Red Bull und den Franzosen kann also doch noch länger andauern.

"Die von Renault vorgelegten Konzepte sehen gut aus", frohlockt der 72-Jährige. "Jetzt müssen sie umgesetzt werden und in der Praxis halten, was sie in der Theorie versprechen. Die Frage ist, wie rasch das möglich sein wird." Verzögerungen für die Testfahrten erwartet er nicht. Den Zeitverlust durch die ewigen Verhandlungen beziffert er auf zwei Monate, die aber zu verkraften seien. Marko versichert: "Wir werden in Barcelona dabei sein!"