Alonso glaubt: Funksprüche haben Honda geholfen

Die meiste Aufmerksamkeit generierte Fernando Alonso in der Formel-1-Saison mit Funksprüchen - Warum Alonso und Jenson Button glauben, dass dies hilfreich war

(Motorsport-Total.com) - Neue Freunde wird sich Fernando Alonso bei Honda kaum gemacht haben, als er beim Großen Preis von Japan 2015 in Suzuka sich lautstark am Funk über die Antriebseinheit seines McLaren-Honda beschwerte. Ein "GP2-Motor" sei das japanische Aggregat, fluchte er - wohl wissend, dass die Weltregie solche Funksprüche im Fernsehen übertragen kann, was sie in diesem Fall tat. Alonso tat dies aus Kalkül, wie er nun aussagt. Und es soll geholfen haben.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Alonso stand in Japan selbst gegen die Renault-Teams auf verlorenem Posten Zoom

Der spanische Doppelweltmeister, der Ferrari verließ, um mit McLaren und Honda noch einmal Weltmeister zu werden, landete äußerst unsanft auf dem Boden der Tatsachen in einem völlig unterlegenen Auto. Dieses ist darüber hinaus so unzuverlässig gewesen, dass Fernando Alonso und sein Teamkollege Jenson Button zusammen einen Rekord von 290 Plätzen Strafversetzung in der Startaufstellung einfuhren, der wohl so schnell nicht wieder geknackt werden wird.

Mit seinen Funksprüchen habe Alonso McLaren wachrütteln wollen, sagt der Spanier und glaubt, damit Erfolg gehabt zu haben. "Für große Probleme braucht es große Lösungen", begründet der 34-Jährige bei 'BBC', und legt nach, dass er sich wie ein Amateur gefühlt habe, als Fahrzeuge links und rechts an ihm auf den Geraden in Suzuka und auch Kanada vorbeifuhren. Als er in Brasilien im Qualifying ausrollte, machte er sich mit seiner demonstrativen Einlage im Campingstuhl zum Social-Media-Renner.

Selbstkritik beim Spanier

Die Beziehung zwischen Team und Fahrer konnten die veröffentlichten Funksprüche aber nicht zerrütten. "Als ich das alles in Japan gesagt hatte, wusste ich, dass sie es wahrscheinlich übertragen würden. Aber viele positive Funksprüche wurden nie veröffentlicht. Auf vielen Inlaps habe ich mich beim Team bedankt, weil es sehr schwierig gewesen ist", so der zweimalige Weltmeister.

Fernando Alonso hatte eine schlechte Saison in zweierlei Hinsicht: Zum einen sammelte er so wenige Punkte wie seit seiner Debütsaison 2001 bei Minardi nicht mehr, zum anderen holte er erstmals in seiner Karriere weniger Punkte als der Teamkollege (Zum Endstand). "Ich glaube nicht, dass das das Beste von mir gewesen ist", beschreibt er seine Saison. "Ich hatte einige gute Rennen, aber sie kamen nicht konstant genug." Seinen guten Rennen wie Austin, als er aus seiner Leistung keinen Hehl machte, stehen alleine sieben Ausfälle gegenüber, was nur von Pastor Maldonado in dieser Saison getoppt wurde.


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Dass er seine übliche - äußerst hochkarätige - Form nicht bei allen Rennen halten konnte, führt Alonso auf verschiedene Faktoren zurück: "Manchmal lag es an fehlenden Runden, manchmal an mechanischen Problemen und manchmal waren wir in Kämpfen schneller in Kurven, aber langsamer auf der Geraden, sodass wir unsere Pace nicht maximieren konnten." Alonso verspricht, dass er mit einem besseren Auto eine bessere Leistung bringen werde, vergleichbar mit derjenigen aus Japan und den USA in der Saison 2015.

"Für große Probleme braucht es große Lösungen." Fernando Alonso

Button: Manchmal müssen Emotionen raus

In Abu Dhabi gab es Diskussionen um ein mögliches Pausenjahr Alonsos in der Saison 2016. Dem widersprach er vehement, lässt sich aber weiter eine Hintertür offen: "Man muss sich wenigstens ein wenig konkurrenzfähig fühlen, um die Formel 1 zu genießen. Wenn man nicht schnell genug ist, fällt das sehr schwer - man sammelt mehr Frustration als Spaß." Allerdings bereite ihm die Formel 1 mit ihren immer neuen Herausforderungen - neue Strecken, Regenrennen und vor allem die Startphase jedes einzelnen Rennens - weiterhin Freude, wie er hinzufügt.

Auch Jenson Button sparte vor allem gegen Ende der Saison nicht mit kritischen Bemerkungen über den McLaren MP4-30 und machte den Podiumsspaß mit Fernando Alonso in Brasilien mit. Er äußert sich ebenfalls bei 'BBC' über die für ihn genauso wenig befriedigende Saison: "Das meiste von dem Zeug, was ich gesagt habe, hat dem Team geholfen. Manches davon ist Spaß gewesen, weil man meiner Meinung nach in solchen Situationen humorvoll bleiben muss, um nicht verrückt zu werden."

Jenson Button

Auch für Jenson Button war die Saison 2015 der pure Horror Zoom

Anders als Alonso kannte Button bereits die Situation, hinterherfahren zu müssen, aus den Saisons 2007 und 2008 bei Honda. Seine Taktik ist derjenigen von Fernando Alonso sehr ähnlich - hin und wieder Dampf ablassen. "Man würde sonst sauer auf sein Team werden und das sollte man niemals tun, denn wir geben alle unser Bestes und sind ein Team, deshalb möchte ich sie nicht hängen lassen", so der Weltmeister von 2009. "Aber manchmal müssen die Emotionen einfach raus und das habe ich in den letzten Rennen getan."