• 10.02.2011 16:00

Renault R31 unter der Lupe: Heidfelds Neuer?

Nick Heidfeld wird bei Renault aller Voraussicht nach den Platz von Robert Kubica einnehmen - Wir nehmen sein künftiges Arbeitsgerät unter die Lupe

(Motorsport-Total.com) - Nick Heidfeld wird noch diese Woche in Jerez de la Frontera erstmals für Renault testen und damit aller Wahrscheinlichkeit nach das Cockpit des verletzten Unglücksraben Robert Kubica einnehmen. Zwar gibt es noch keine offizielle Bekanntgabe, doch Teamchef Eric Boullier und Heidfeld-Manager Andre Theuerzeit haben sich offenbar gegenseitiges Interesse signalisiert.

Titel-Bild zur News: Witali Petrow

Für Nick Heidfeld könnte der Renault R31 eine große Chance bedeuten

Sollte Heidfeld tatsächlich den Zuschlag erhalten, könnte dies im vermeintlichen Spätherbst seiner Karriere noch einmal die ganz große Chance auf den ersten Grand-Prix-Sieg bedeuten, denn der R31 war in der ersten Testwoche dieses Winters in Valencia mit Kubica am Steuer das schnellste Auto. Grund genug, den neuen Renault und die von der FIA eingeführten Regeländerungen für die kommende Saison einmal genau unter die Lupe zu nehmen.

Doppeldiffusor verboten

Kein doppelter Diffusor:
Der Automobil-Weltverband FIA hat das Technische Reglement im Hinblick auf die Gestaltung der Unterböden konkretisiert. Anders als im Vorjahr ist der Einsatz eines Doppeldiffusors damit nicht mehr zulässig.

Längerer Radstand:
Um das Energierückgewinnungssystem KERS unterzubringen, besitzt der R31 einen längeren Radstand als sein Vorgänger.

Auspuffsystem des Renault R31

Das neue Auspuffsystem des Renault R31 gilt als äußerst innovativ Zoom

Front-Auspuffsystem:
Die Auspuffrohre münden nicht wie bisher im Heckbereich, sondern werden vor den Seitenkästen, versteckt hinter den Barge-Boards, nach außen geleitet. Hintergrund: Auf diese Weise soll die Energie der Auspuffgase für die Anströmung des Unterbodens herangezogen werden und dessen aerodynamischen Anpressdruck erhöhen.

Fester Frontflügel:
Die Flaps des Frontflügels dürfen in diesem Jahr nicht vom Cockpit aus verstellt werden. Wer mit einem anderen Flügelwinkel das Handling beeinflussen möchte, muss das in der Box erledigen lassen.

Verstellbarer Heckflügel:
2011 wird es erstmals in der modernen Formel 1 verstellbare Heckflügel geben. Die Fahrer können ein Flügelelement während der Fahrt flacher stellen, um die Endgeschwindigkeit zu erhöhen, ein Überholmanöver zu starten oder die eigene Position zu verteidigen. Der verstellbare Flap darf sich maximal 50 Millimeter im Verhältnis zum Hauptblatt des Flügels bewegen. Im Qualifying ist die Nutzung des Systems freigestellt. Während des Rennens erhält der Fahrer per LED am Lenkrad die Freigabe zum Verstellen des Flügels, wenn der Abstand zum Vordermann weniger als eine Sekunde beträgt, jedoch nicht innerhalb der ersten beiden Rennrunden.

Zug- statt Schubstreben

Zugstreben-Aufhängung an der Hinterachse:
Die Hinterradaufhängung wurde gegenüber den Vorjahren grundlegend neu konstruiert. Die Torsionsfedern und -dämpfer des R31 werden nun über ein Zugstreben-Layout (Pullrod) betätigt statt wir bisher über Schubstreben (Pushrod). Diese Bauart eröffnet größere aerodynamische Gestaltungsmöglichkeiten, vor allem angesichts der neuen Diffusor-Regeln.

Pirelli-Reifen:
Der bisherige Alleinausrüster Bridgestone zieht sich nach 14 Jahren aus der Formel 1 zurück. Für die nächsten drei Jahre wurde Pirelli als exklusiver Ausrüster der Grand-Prix-Teams verpflichtet.

¿pbvin|512|3434||0|1pb¿Kompaktere Motorabdeckung:
Der R31 besitzt eine deutlich kleinere Motorabdeckung als sein Vorgänger. Gemäß der neuen Regeln, die keine durchgehende Verbindung zwischen Karosserie und Heckflügel zulassen, entfiel auch die bisherige Finne hinter der Airbox.

Rückkehr von KERS:
Das Energierückgewinnungssystem KERS (Kinetic-Energy-Recovery-System) kehrt nach einem Jahr zurück. KERS ist ein kostengünstiges Hybridsystem, das einen Teil jener Energie, die sonst beim Bremsen in Hitze umgewandelt wird, für den Antrieb zurückgewinnt. Sobald der Motor nicht mehr unter Last ist, lädt ein Generator eine Akku-Einheit auf. Wird wieder Schub benötigt, fließt Strom in den Generator, der nun als Elektromotor zusätzliches Drehmoment in den Antriebsstrang gibt.

Lenkrad stark überarbeitet

Kein F-Schacht:
Die zentrale technische Neuerung von 2010, der sogenannte F-Schacht, wurde von der FIA verboten. Das Prinzip bestand darin, bei Bedarf Luft durch einen Kanal auf den Heckflügel zu leiten, um dort gezielt einen Strömungsabriss zu erzeugen und damit auf den Geraden den Luftwiderstand zu senken.

Neues Lenkrad-Layout:
Der R31 erhielt ein neu gestaltetes Lenkrad. Die Bedienknöpfe sind nun übersichtlicher angeordnet, um den Fahrern die Nutzung der zahlreichen Zusatzfunktionen zu erleichtern.


Fotos: Renault, Testfahrten in Jerez, Donnerstag


Festgelegte Gewichtsverteilung:
Damit alle Teams bei der Umstellung auf die neuen Pirelli-Reifen eine vergleichbare Ausgangslage haben und keine kostspieligen Fehlversuche riskieren müssen, haben sich die Rennställe auf eine weitgehend einheitliche Gewichtsverteilung der Autos geeinigt. Demnach müssen zwischen 45,5 und 46,5 Prozent des Fahrzeuggewichts auf der Vorderachse ruhen.

Ausbau der Sicherheitssysteme:
Das ohnehin hohe Sicherheitsniveau der Grand-Prix-Boliden wurde für 2011 nochmals verbessert: Jedes Rad (genau genommen jeder Radträger) wird nun durch zwei Halteseile gesichert statt bisher einem. Die beiden Seile müssen durch verschiedene Arme der Aufhängung geführt werden, um bei einem Unfall eine doppelte Sicherung gegen wegfliegende Räder zu erzielen. Zudem schützen nun Zylonplatten auf dem Monocoque auch die Beine des Fahrers statt wie bisher nur den Oberkörper. Zylon ist eine praktisch nicht brennbare Kunstfaser, die schnittsicher, extrem reißfest und zugleich sehr elastisch ist.