• 15.03.2010 17:15

  • von Roman Wittemeier

Renault kämpferisch: So stark wie Mercedes und Co.

Renault wurde für einen guten Auftritt in Bahrain zwar nicht mit Punkten belohnt, doch gibt man sich optimistisch: Nur Ferrari und Red Bull außer Reichweite

(Motorsport-Total.com) - Renault hat sich beim Saisonauftakt in Bahrain besser präsentiert als viele Fachleute zuvor prognostiziert hatten. Die Franzosen kamen mit einem neuen Unterboden zum ersten Rennwochenende der Saison, der offenbar eine deutliche Verbesserung brachte. "Ich denke, wir können uns vornehmen, das drittbeste Team zu werden", formuliert Alan Permane die positive Renault-Erkenntnis aus dem Bahrain-Wochenende.

Titel-Bild zur News: Vitaly Petrov

Wendig und agil: Der Renault R30 geht mit kurzem Radstand gut um die Kurven

Der leitende Renningenieur weiter: "Ferrari und Red Bull sind meilenweit weg, aber ich sehe keinen Grund, warum wir uns nicht mit Mercedes und McLaren um Punkte balgen könnten." Punkte waren für Renault schon beim Auftakt drin. Allerdings wurde Robert Kubica in der ersten Runde von Adrian Sutil umgedreht. Der Pole konnte sich nur noch auf Rang elf vorankämpfen, Neuling Vitaly Petrov fiel nach Aufhängungsbruch aus.#w1#

"Wir hatten kein tolles Rennwochenende, aber wir haben viel lernen können. In der Besprechung mit den Piloten haben wir eine ganze Seite mit Verbesserungsideen gefüllt, um den Wagen schnelle rund fahrbarer zu machen", sagt Permane. Erste Ergebnisse soll man schon bald sehen. Für Melbourne sollen neue Front- und Heckflügel kommen, in Malaysia will man weitere Verbesserungen an den R30 bauen.

Renault schneller als erwartet

Bei Renault überwiegt die Erkenntnis, dass man sich im starken Formel-1-Feld gut behaupten konnte. "Robert war teilweise schneller als die Mercedes und Jenson Button im McLaren. Natürlich nicht so schnell wie Ferrari oder Red Bull, aber immerhin", fasst Permane zusammen. "Er hätte in der Qualifikation auf Platz sieben fahren können. Wenn er das geschafft hätte, wäre das Rennen für uns vielleicht anders ausgegangen. Dann hätten wir sicherlich gute Punkte mitnehmen können."

"Robert war teilweise schneller als die Mercedes und Jenson Button im McLaren." Alan Permane

"Vitaly hat sich gut geschlagen. Man muss bedenken, dass er im Winter viel Pech hatte. Bei den Tests hat er immer wieder Regentage erwischt. Er konnte also gar nicht perfekt vorbereitet sein. Aber er hat sich auch am Rennwochenende konstant immer weiter verbessert", lobt der Techniker den Rookie. "Im Qualifying hatte er mindestens auf Platz 14 fahren können, vielleicht sogar mehr. Im Rennen gab es einen Schaden an der Aufhängung, weil er über einen Randstein gefahren war. Aber das war unser Fehler. Wir müssen das Teil so bauen, damit es nicht passiert."

Das erste Rennwochenende der Saison brachte für die Franzosen mit Sitz im britischen Enstone zwar keinen Lohn in Form von Punkten, aber immerhin wichtige Hinweise. "Wir alle müssen beim Thema Strategie erst noch hinzulernen. Man hat in Bahrain gesehen, dass ein früher Stopp perfekt war. Du bist mit frischen Reifen sofort um mindestens 1,5 Sekunden schneller. Es geht eben nun darum einzuschätzen, wie lange du einen Reifensatz wirklich fahren kannst", sagt Permane. Der Brite kann sich durchaus vorstellen, dass frühe Boxenstopps und lange zweite Stints zur Regel werden.

Die Reifen halten länger als gedacht

"Die Autos sind ganz anders als im Vorjahr und sie müssen auch anders gefahren werden. Aufgrund des Nachtankverbots ändert sich das Verhalten des Fahrzeuges im Verlauf des Rennens enorm. Die Bremspunkte verschieben sich, die Schaltzeitpunkte sind immer wieder neu, das Differenzial wird anders eingestellt. Der Job für die Piloten ist sicherlich schwieriger geworden", sagt der erfahrene Renningenieur, der zumindest an Samstagen Freude an den neuen Regeln hat: "Endlich sieht man wieder, wer wirklich der Schnellste ist!"


Fotos: Renault, Großer Preis von Bahrain


Die Analyse des ersten Wochenendes hat bei Renault voraussichtlich schon bald Konsequenzen. "Wir werden unser Programm am Freitag leicht anpassen. Es ist wichtig, dass du am Freitag die Abstimmung für das Qualifying findest und gleichzeitig beide Reifensorten ausprobierst. Bezüglich der Bremsen hatten wir bei den Tests etwas Sorgen, aber die sind nicht mehr da. Da haben die Jungs in der Fabrik erstklassige Arbeit geleistet."

Auch Robert Kubica rückt die positiven Aspekte aus Bahrain in den Vordergrund. "Ich gehe mit guter Stimmung an das Rennen in Australien, denn er Gesamteindruck in Bahrain war positiv. Wir müssen nun weiter Druck machen", sagt der Pole. "Wir haben gesehen, dass wir uns in den Bereichen Motor und Bremsen gut vorbereitet hatten. Das ist ermutigend. Ich musste nur in den letzten Runden etwas Benzin sparen, weil ich bei meiner Aufholjagd zuvor etwas mehr verbraucht hatte."

Melbourne für Petrov schwieriger als erhofft?

"An einem guten Wochenende würde man Punkte holen, oder sogar auf das Podest fahren", erklärt Vitaly Petrov. "Aber ich habe immerhin viel Erfahrung sammeln dürfen. Ich konnte mich konstant von Session zu Session steigern. Das war die positive Erkenntnis." Phasenweise hatte der Russe mit den beiden Williams kämpfen können. "Die Strecke in Australien kenne ich noch nicht. Ich werde aber genug Zeit zum Lernen bekommen."

"Wir werden in Australien neue Entwicklungen haben und für Malaysia sind weitere Verbesserungen geplant." Alan Permane

"Sie ist für Fahrer nicht einfach zu lernen", mahnt Permane seinen neuen Schützling zur Vorsicht. "Im Albert Park ist es sehr rutschig zu Beginn des Wochenendes, außerdem gibt es heftige Bodenwellen. Meist hat man dort etwas mehr Untersteuern. Wir werden dort andere Reifenmischungen haben, auch der Benzinverbrauch wieder etwas höher liegen."

"Ich hoffe, dass wir dort konkurrenzfähig sein können. In den Jahren 2005 und 2006 konnten wir dort siegen", erinnert Permane an gute Renault-Jahre, die mit den Weltmeistertiteln für Fernando Alonso ihr glanzvolles Ende fanden. "Wir werden in Australien neue Entwicklungen haben und für Malaysia sind weitere Verbesserungen geplant. Aber ich fürchte natürlich, dass die Konkurrenz da mitziehen kann", sagt der Techniker abschließend.