• 04.09.2007 14:22

  • von Fabian Hust

Red Bull Racings größte Baustelle

Die Zuverlässigkeit ist der größte Schwachpunkt des Red Bull Racing-Autos, doch Teamchef Horner und Technikdirektor Willis blicken optimistisch nach vorn

(Motorsport-Total.com) - Mit viel Optimismus hatte sich Red Bull Racing in den vergangenen Winter verabschiedet, schließlich hatte man mit Adrian Newey einen echten Star-Designer verpflichtet, der ein Auto entwickeln sollte, mit dem der Sprung in das vordere Mittelfeld gelingt. Doch auch wenn das Auto immer mal wieder sein Potenzial durchblitzen ließ, liegt man derzeit nach zwölf von 17 Saisonrennen mit 16 WM-Punkten nur auf dem sechsten Rang.

Titel-Bild zur News: Christian Horner

Christian Horner blickt optimistisch auf die kommende Saison

Das große Problem des RB3 war bisher die mangelhafte Zuverlässigkeit, was die meisten Experten nicht verwundert, schließlich ist Newey bekannt dafür, extrem kompakte Autos zu bauen, um eine möglichst optimale aerodynamische Effizienz zu erzielen, was jedoch Probleme nach sich ziehen kann. So hatte David Coulthard in diesem Jahr bisher fünf Ausfälle zu beklagen, bei Teamkollege Mark Webber waren es ebenfalls fünf.#w1#

Über den kommenden Winter möchte der Rennstall nun versuchen, die Probleme in den Griff zu bekommen - diesbezüglich zeigt man sich auch sehr zuversichtlich. Vor allem das Getriebe und die Hydraulik hatten sich zuletzt immer wieder als ein Schwachpunkt des Autos herausgestellt. Zuletzt war Webber beim Großen Preis der Türkei das einzige Auto, das mit einem technischen Problem ausschied.

Nach Aussage von Teamchef Christian Horner habe sich die Zuverlässigkeit in den vergangenen vier oder fünf Rennen zwar "beträchtlich" verbessert, es sei aus diesem Grund jedoch umso frustrierender gewesen, dass der Australier in Istanbul das Ziel nicht sehen konnte.

Derzeit schaut man sich das Getriebe genau an, denn man muss es im Hinblick auf das kommende Jahr sowieso überarbeiten, wenn es Vorschrift sein wird, es an vier Rennen in Folge einzusetzen. Sollte man wie derzeit bei den Motoren das Getriebe vorzeitig wechseln, würde dies eine Strafe zur Folge haben.

"Ich bin zuversichtlich", wird Horner von 'autosport.com' zitiert. "Ich weiß, was die Probleme waren, und es geht nur darum, sie durch ein gutes Design anzugehen. Und wir haben die richtigen Werkzeuge und Leute, um dies zu tun." Die größte Herausforderung sei es dabei, die für kommendes Jahr ebenfalls eingeführte Standard-Elektronik zu integrieren.

Im Moment experimentiert man mit der Elektronik, noch vor Weihnachten wird man diese auch auf der Strecke ausprobieren: "Aber das Getriebe und die Kraftübertragung wird erst im Januar auf der Strecke zum ersten Mal im Heck des RB4 zum Einsatz kommen."

"Meist", berichtet Geoffrey Willis, der neue Technische Direktor des Teams, der 'motorsport aktuell', "gehen die Getriebeprobleme auf die Kontrollsysteme zurück - denn die müssen unglaublich präzise arbeiten. Wenn man sich mal anschaut, wie es in solch einem Getriebe bei der Arbeit zugeht, ist man schier geschockt, wie viele Teile sich dort in welchem Maße verbiegen."

Das neue Auto wird keine völlige Neuentwicklung sein, so wie das zum Beispiel das Williams-Team plant, sondern man möchte auf der Basis des diesjährigen Autos aufbauen, die das Team als gut einschätzt.

"Mit den Design machen wir gute Fortschritte", so Horner, "aber es gibt noch eine Menge, was wir mit diesem Auto lernen können und die wir übernehmen können. Wir werden mit der Entwicklung des Autos also bis zum Ende des Jahres fortfahren, was für das Team eine andere Position ist als zuvor. Wir haben Verbesserungen für Monza, Spa und für Japan, wir haben also einiges zu tun."

Horner stimmt in Bezug auf die Zuverlässigkeit die Tatsache zuversichtlich, dass man in diesem Jahr eben nicht mit einem weißen Blatt Papier anfängt. Zudem setzt er auf Neuzugang Willis, der sich ebenfalls an den Fortschritten beteiligen soll. "Das Unternehmen ist während der vergangenen 24 Monate gewachsen, es gibt einen Design-Prozess und eine Kultur, die die Zuverlässigkeit abdeckt. Und diese kommt schlussendlich durch ein gutes Design zu Stande."

Willis beschreibt das weitere Vorgehen: "Ich muss nun Gruppen zusammenstellen, die aus cleveren Leuten bestehen und die dann mit Adrian Zusammenarbeiten. Stabilität in der Personaldecke ist dabei äußerst wichtig." Diesbezüglich wird er auch eingetroffene Bewerbungen studieren und weiteres Personal verpflichten lassen.

Seine erste Woche im Team sei "ein Schock" gewesen, da das Team durch die zahlreichen und andauernden Umstrukturierungen durch Mitarbeiterwechsel ziemlich chaotisch aufgestellt war: "Ich musste erstmal durchblicken, wie das Team überhaupt arbeitet - und ob manche Probleme ihre Ursache in der Organisation oder in der reinen Technik hatten."

"Ein bisschen Schwach" sei das Team derzeit bei den Qualitätsstandards und der Produktion aufgestellt: "Aber dafür bauen wir ja gerade ein neues Fertigungs-Zentrum auf. Generell gibt es keinen Bereich, der heilig wäre."