• 13.10.2013 15:22

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Red Bull feiert Meistertaktik, Webber staunt Bauklötze

Der Australier war bis nach Rennhalbzeit davon ausgegangen, zwei Stopps zu unternehmen und wundert sich: "Vettel hätte ich aber niemals eingeholt"

(Motorsport-Total.com) - Es scheint kein Zufall zu sein, dass Mark Webber und Red Bull am Saisonende getrennte Wege gehen. Während sich das Weltmeisterteam für einen taktischen Geniestreich feiern lässt, staunt der Australier Bauklötze über die Reifenstrategie beim Japan-Grand-Prix am Sonntag. Version eins kommt aus dem Munde Christian Horners, der Webbers drei Stopps im Gegensatz zu den zwei von Sebastian Vettel so begründet: "Hätte nicht funktioniert. Ihm wären dann im letzten Stint die Reifen ausgegangen."

Titel-Bild zur News: Mark Webber, Sebastian Vettel

Mark Webber vor Sebastian Vettel: Ein Bild mit Seltenheitswert, auch in Suzuka Zoom

Vielmehr habe sich Red Bull während des ersten, "alles bestimmenden" Abschnitts für Plan B entschieden. Als Webber Probleme mit den weicheren Pirelli-Pneus bekam, habe man reagiert, weil die Situation denkbar günstig gewesen sei: "Als Daniel Ricciardo den Rest des Feldes aufhielt, eröffnete ihm das Platz auf der Strecke", erinnert sich Horner an die Entscheidung, seinen Piloten nicht weiter Zeit verlieren zu lassen. "Wir hielten es für die beste Idee, mit Mark Romain Grosjean zu attackieren. Lotus war in einer schwierigen Situation: Welches Auto sollten sie covern?", gibt der Teamchef Einblick in die Überlegungen.

Während der Brite "das strategische Schachspiel" damit für eröffnet erklärte, war Webber nicht im Bilde. "Nach dem ersten Halt haben die Jungs gesagt, ich sei noch immer auf zwei Stopps. Ich schonte die Reifen, fuhr vernünftige Runden - das war der Plan", erklärt Webber, der zum Lotus-Kontrahenten aufschloss, 'Sky Sports F1'. Später fiel er aus allen Wolken. "Ich ging davon aus, zwischen Runde 28 und 32 zum zweiten Mal reinzukommen, wie es geplant war. Und in Runde 25 haben die Jungs plötzlich gemeint, wir würden dreimal die Reifen wechseln. Ich war völlig perplex", so der 37-Jährige.

Strategie egal: Vettel nicht schlagbar

Dass er nicht schon im Funk rebelliert habe, begründet er mit der eingeschränkten Sicht auf das Vorgehen der Konkurrenz im Cockpit. Trotzdem diskutierte Webber die Sache: "Ich meinte: 'Wir können doch zwei Stopps machen und darauf warten, dass Grosjean am Ende ein Reifenproblem bekommt.'" Widerspruch zwecklos. Laut Horner hoffte Red Bull darauf, seine Nummer zwei mit den weicheren Pneus zum Ende wieder in Schlagdistanz zu Vettel zu bringen. Doch weil der schnell am Franzosen vorbeikam und Webber sich mühte - auch weil er einmal den DRS-Knopf zu früh drückte - scheiterte der Plan.


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Vettel sei an diesem Nachmittag einfach mehr Reifenflüsterer gewesen, meint Horner mit Verweis auf die erste Serie der Boxenstopps: "Grosjean ging so an die Box, dass er Mark folgte, während Sebastian die Pneus geschont hatte und dann schnelle Runden fuhr. Er hielt fünf Umläufe länger durch, als wir gedacht hatten. Das Gleiche passierte im zweiten Stint." Hinzu kam, dass der Heppenheimer das Glück einmal mehr auf seiner Seite hatte. Etwa, als Sergio Perez auf einer anderen Strategie im McLaren ihn nach Funkverkehr mit Rennleiter Charly Whiting widerstandsfrei passieren ließ.

Horner betont, dass seine nicht unbedingt verbrüderten Piloten keine Restriktionen erhalten hätten: "Es war sehr wichtig, dass die Fahrer die Freiheit genossen, gegeneinander ein Rennen zu fahren. Wir hatten das vor dem Rennen besprochen." Dass Vettel sich erneut durchsetzte, begründet der Teamchef mit der cleveren Herangehensweise des Weltmeisters: "Er hatte ein beschädigtes Auto, aber es geschafft, sich anzupassen. Er hat das Denkrätsel gelöst, indem er die Reifen geschont hat." Das muss auch Webber anerkennen: "Niemals" hätte er Vettel schlagen können. "Er hätte noch zugelegt, wäre ich hinter ihm gewesen."