• 05.08.2005 10:51

Ralf Schumacher: "Noch mehr Podestplätze"

Der Toyota-Pilot über das vergangene Rennen in Ungarn, seinen ersten Podestplatz im neuen Team und das Qualifying der Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie hat sich dein erster Podestplatz für Toyota angefühlt?"
Ralf Schumacher: "Großartig. Und dabei ist es auch positiv, dass wir das wirklich verdient haben. Einige haben geglaubt, wir seien nur im Qualifying gut aber im Rennen nicht so stark. Am Hungaroring aber haben wir bewiesen, dass wir den Speed im Qualifying und im Rennen haben. Es war eine gute Gesamtleistung des ganzen Teams. Wenn man auf meine Zeiten am Hockenheimring blickt, dann waren wir auch dort stark. Ich denke, dass der TF105 ein gutes Rennauto ist."

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher freut sich auf weitere Erfolge mit Toyota

Frage: "Warst du überrascht, in Ungarn so schnell zu sein?"
Schumacher: "Ich denke, dass jeder wegen der Reifenlimitierung besorgt war, denn wir wussten, dass es sehr heiß werden würde. Aber ansonsten hatten wir das gesamte Wochenende über keine Sorgen. Es lief wirklich gut."#w1#

Frage: "Aber es scheint, als hättet ihr einen Schritt nach vorn gemacht. Worauf führst du das zurück?"
Schumacher: "Wir dachten, dass die Temperaturen und die zur Verfügung stehenden Reifen in Ungarn gut zueinander passten. Ich ich muss gestehen, dass wir nicht erwartet hatten, im Vergleich zu Renault so schnell zu sein. Es hängt viel davon ab, wie gut die Reifen zum Kurs und zum Auto passen. In Hockenheim funktionierte dies im Rennen schon gut, in Ungarn war es noch besser."

Ferraris Leistungssprung ein Zufallsprodukt?

Frage: "Warst du von der Pace von Ferrari überrascht?"
Schumacher: "Ihre Leistung war besser und der Abstand im Qualifying hat wohl auch sie überrascht. Vielleicht haben sie einfach alles richtig hinbekommen, das passiert manchmal. Ihr Auto war zum Ende des Qualifyings als einziges schnell, denn die Streckenbedingungen verschlechterten sich ab Halbzeit wieder. Das könnte an den steigenden Temperaturen gelegen haben."

Frage: "Was denkst du über den Hungaroring. Ist er körperlich sehr hart?"
Schumacher: "Ja, das ist er, weil man bis auf eine Gerade keine Chance hat, sich zu erholen. Aber es ist dennoch ein schöner Kurs - man hat eine Überholmöglichkeit und er ist sicher."

Frage: "Ist ein Überholen in der ersten Kurve wirklich möglich?"
Schumacher: "Ja, 2003 habe ich dort einige Autos überholt. Ich schätze, dass das noch immer möglich ist, aber um das zu erreichen, muss man in der letzten Kurve nah am Vordermann dran sein. Wenn man das aber versucht, dann verliert man an Effizienz am Frontflügel und das Auto beginnt zu untersteuern. Diese Tendenz ist in diesem Jahr wegen der geänderten Aerodynamikregeln noch stärker. Wenn eine langsame Kurve auf die Gerade führt, dann ist das kein so großes Problem, aber in Ungarn ist die letzte Kurve nicht so langsam. Das ist das Problem, das ich auch hatte, als ich versuchte, Michael (Schumacher) zu überholen. Ich war schneller, aber ich konnte ihn nicht überholen, wenn er keine Fehler machte. Und er hat keinen gemacht."

Frage: "Präsentierte sich der Hungaroring besser als in den Vorjahren?"
Schumacher: "Sie haben fast den gesamten Kurs neu asphaltiert, aber dennoch gibt es einige Bodenwellen. Das Layout ist aber definitiv besser."

Schumacher: "Das Entwicklungsprogramm läuft weiter"

Frage: "Wann wirst du zum ersten Mal den V8-Motor für 2006 testen?"
Schumacher: "Ich denke, das wird erst nach der Saison passieren. Im Moment ist das nicht notwendig."

Frage: "Wie blickst auf den Rest der Saison? Kann es weiter vorwärts gehen?"
Schumacher: "Ich hoffe es. Das Entwicklungsprogramm läuft weiter und wir haben bei jedem Rennen neue Teile. Wenn so weiterläuft wie bisher, dann könnten wir noch mehr Podestplätze einfahren."

Frage: "Welches Qualifyingsystem würdest du im kommenden Jahr am liebsten haben?"
Schumacher: "Auf der einen Seite ist es schön, wenn wir uns alleine qualifizieren können, ohne Verkehr - auch wenn ich in Ungarn dann doch dieses Problem hatte. Aber dennoch waren die vier Versuche mit wenig Benzin eine gute Sache, jeder wusste, wer das schnellste Paket hatte. Ich weiß aber nicht, wie ich einem System gegenüberstehen soll, bei dem ich alle 15 Minuten eine Runde fahren muss."

Frage: "Du hast den Verkehr angesprochen: War Coulthard im Qualifying auf dem Weg zurück an die Box?"
Schumacher: "Ja. Es war kein großes Problem, lenkt aber dennoch etwas ab, und das sollte nicht passieren. David hat sich entschuldigt, wir sollten nur hoffen, dass es nicht wieder vorkommt."

Problemfall Qualifying: Ralf Schumacher hat keine Lösung

Frage: "Dein Bruder hat erklärt, dass das Qualifying zu oft geändert wurde. Dies sei nicht gut für den Sport. Stimmst du dem zu?"
Schumacher: "Ich weiß es nicht. Beim alten System haben sich die Leute beschwert, da nur die letzten 20 Minuten wirklich einen Ausschlag gegeben haben, und dann gab es da zu viel Verkehr. Aber anstatt uns zu beschweren, brauchen wir eine bessere Lösung, und ich persönlich habe keine. Was auch immer sie versucht haben, war gut für den Sport. Bis jetzt hat es nicht perfekt funktioniert. Beim Einzelzeitfahren können die Zuschauer immerhin jedes Auto verfolgen, aber sie wissen nicht, welche Benzinmenge im Tank steckt. Sie sehen nicht die technische Seite und ich denke, dass viele einfach viele Autos beim Fahren sehen wollen."

Frage: "Du denkst also, dass es keine Ideallösung gibt?"
Schumacher: "Ich schätze, dass man nie alle zufrieden stellen kann, denn auch unter den Teamchefs vertritt jeder seine Meinung und macht eigene Vorschläge."

Frage: "Ist die Geheimhaltung in der Formel 1 so wichtig? Wäre es nicht einfacher, wenn man das Gewicht veröffentlichen würde?"
Schumacher: "Das würde das Rennen beeinflussen. Im ersten Stint vielleicht nicht, denn da kann man nichts mehr ändern. Aber wenn man weiß, was die anderen machen und wann sie stoppen, dann kann man die Strategie daran anpassen. Die Geheimhaltung ist also notwendig. Gleichzeitig macht es das aber auch schwieriger, die Dinge den Zuschauern zu erklären. Selbst für uns Fahrer ist es manchmal schwierig, ordentliche Antworten zu geben, denn wir dürfen die Informationen nicht preisgeben. Auch wir müssen daher mit falschen Vermutungen leben."

Frage: "Wirst du in der Sommerpause der Formel 1 ein wenig Urlaub machen?"
Schumacher: "Ich weiß es nicht. Ich denke, dass ich einfach zu Hause bleiben werde. Das wäre eine schöne Abwechslung zum Herumreisen."