Pirelli: Gelungene Premiere in Austin

Bei der Premiere auf dem Circuit of the Americas war ein Boxenstopp die gängige Strategie - Trotz der konservativen Reifenmischungen ist Pirelli zufrieden

(Motorsport-Total.com) - Der erste Grand Prix auf dem neuen Circuit of the Americas in Texas ist über die Bühne gegangen. Die Reifen spielten wieder einmal eine große Rolle. Pirelli hatte sich für den neuen Kurs für ein konservatives Sortiment entschieden. Die Fahrer konnten zwischen den Mischungen medium und hart wählen. An den Trainingstagen wurde wegen dieser konservativen Herangehensweise Kritik geäußert, denn der neue Asphalt war sehr rutschig und verzahnte sich nicht richtig mit den Reifen. Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery nimmt seine Firma aber in Schutz: "Wir müssen sicherstellen, dass wir ein sicheres Produkt zur Verfügung stellen, das für ein gutes Rennen sorgt. Und ich denke, es war ein gutes Rennen."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher musste zwei Boxenstopps einlegen Zoom

An der Spitze herrschte ein enges Duell zwischen Sebastian Vettel (Red Bull) und Lewis Hamilton (McLaren). Beide wählten die gleiche Strategie. Sie starteten mit der Mischung medium und wechselten dann in der 20. (Hamilton) und 21. Runde (Vettel) auf die harte Variante. Fernando Alonso (Ferrari) fuhr mit der gleichen Strategie und wurde Dritter. Mit Ausnahme von Jenson Button (McLaren) und Nico Rosberg (Mercedes) starteten alle Fahrer mit der Mischung medium. Für Button zahlte sich diese Taktik aus, denn der Brite arbeitete sich von Startplatz zwölf auf Position fünf nach vor.

Bei Mercedes lief es dagegen nicht wie gewünscht. Rosberg kam nur vier Plätze vor seiner Startposition als 13. ins Ziel. Die Silberpfeile hatten Reifenprobleme, denn Michael Schumacher musste zwei Stopps einlegen und wurde überrundet 16. "Ja wir waren überrascht", meint Hembery über die Probleme des Rekordweltmeisters. "Er hatte im Rennen mit Übersteuern zu kämpfen und hatte deshalb bei den Hinterreifen Graining. Wir haben bei einigen Fahrern vorne links Graining gesehen, aber bei Michael trat das auch hinten auf. Wir wissen aber noch nicht genau was da das Problem war."

Abgesehen von Schumacher war Force-India-Pilot Paul di Resta der einzige Fahrer, der zweimal die Boxen ansteuerte. Der Schotte hatte sich Bremsplatten eingehandelt. "Wenn man mit den Fahrern spricht, dann gibt es viele blinde Stellen auf diesem Kurs. Wenn man dann versucht immer später zu bremsen, dann verbremst man sich", sagt Hembery über die Bremsplatten. "Das war vielleicht das Problem. In Kurve eins haben wir gesehen, dass einige Fahrer Überholmanöver versuchten, die dann nicht funktioniert haben."


Fotos: Großer Preis der USA, Sonntag


Lotus klagte über zu kalte Reifen. Die Form von Kimi Räikkönen war deshalb auch schwankend. Nach den Boxenstopps war außerdem zu beobachten, dass es mehrere Runden dauerte, bis die Pneus auf der optimale Betriebstemperatur waren. Die Mischungen waren für den Asphalt zu hart gewählt, weshalb sich der Abbau in Grenzen hielt. "Die schnellsten Rundenzeiten haben wir gegen Rennende gesehen, als die Reifen rund 30 Runden alt waren und die Autos nur noch mit wenig Benzin fuhren", erläutert Hembery eine der Auswirkungen des harten Gummis.

"Diesbezüglich gab es Unterschiede zwischen den Teams. Manche konnten mit beiden Mischungen arbeiten, andere haben eine bestimmte Mischung bevorzugt. Dabei ging es um die Temperatur im Reifen. Speziell die harte Mischung hat nur ein kleines Betriebsfenster. Bei Lotus hat man zum Beispiel gesehen, dass sie sehr schnell waren und dann eingebrochen sind. Dann wurde es wieder besser. Bereits im Qualifying haben wir gesehen, dass einige Teams sechs Runden brauchten, bis sie ihre beste Zeit erzielten."

Im nächsten Jahr will Pirelli nachbessern und nach Austin weichere Mischungen bringen. "Am Samstag habe ich gesagt, dass wir das Reifensortiment vielleicht etwas zu konservativ gewählt haben", spricht Hembery das Problem offen an. "Es war aber das erste Rennen hier. Man sollte uns deshalb nicht zu sehr die Schuld geben. Auf der langen Geraden konnten die Reifen außerdem abkühlen. Im nächsten Jahr werden wir sicher aggressiver bei der Reifenwahl vorgehen. Es herrschten diesmal auch kühlere Temperaturen als erwartet und es bestand sogar die Chance auf Regen. Nach dem Rennen ist man immer schlauer."

Fernando Alonso

Die Cowboy-Hüte waren bei der Siegererhung eine Überraschung Zoom

Unter dem Strich war es eine gelungene Premiere in Austin. Die US-Fans nahmen die Formel 1 gut auf und waren begeistert. Auch für Reifenfirma Pirelli hat das Rennen in den USA einen hohen Stellenwert. "Für uns ist das sehr wichtig. Texas ist für uns auch aus Kundensicht sehr wichtig. Wir sind sehr glücklich, dass es jetzt eine hochkarätige Veranstaltung in den USA gibt. Jeder Sponsor im Fahrerlager freut sich darüber", streicht Hembery die Business-Seite hervor.

Bei der Siegerehrung überraschte Pirelli mit Texashüten. Statt der gewohnten Baseball-Kappen trugen Hamilton, Vettel und Alonso typische texanische Cowboyhüte. "Wir haben das schon vor einigen Monaten beschlossen, es aber nicht verraten. Es war etwas anderes und ich glaube, es wurde gut angenommen. Es ist ein anderes Bild", freut sich Hembery über die gelungene Überraschung. "Das Rennen war eine super Veranstaltung und sie war sehr gut organisiert. Es ist eine der besten Veranstaltungen im Kalender und alle freuen sich schon auf das nächste Jahr. Viele andere Organisatoren werden im nächsten Jahr sicher kommen und sehen, was sie lernen können, denn hier steht die ganze Stadt hinter der Veranstaltung."