• 22.05.2009 14:06

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Philosophischer Hamilton über das Leben als Superstar

"Ich bin nicht perfekt, ich bin kein Politiker": Lewis Hamilton hat das Leben als Superstar satt und sieht sich als ganz normalen Menschen

(Motorsport-Total.com) - Innerhalb von wenigen Monaten hat Lewis Hamilton alles durchgemacht, was das Leben in der "High Society" zu bieten hat: Aufstieg vom armen Arbeiterkind zum Millionär, jüngster Formel-1-Weltmeister aller Zeiten, "Everybody's Darling" der Briten, Popstar Nicole Scherzinger als Freundin - aber auch "Spygate" und "Liegate", zwei Affären, die seinem Image sicher nicht geholfen haben.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Hamilton: "Ich bin doch auch nur ein ganz normaler Junge, akzeptiert mich so!"

Alles ein bisschen viel für einen 24-Jährigen, der eigentlich nur Spaß daran hat, Autorennen zu fahren, aber mit den Intrigen hinter den Kulissen nichts anfangen kann und diesen daher auch dann und wann auf den Leim geht: "Ich bin nicht perfekt, ich bin kein Politiker. Manchmal sage ich halt etwas Falsches", so Hamilton über die Lügenaffäre, unter der er sehr gelitten hat und noch leidet. "Man versucht, aus diesen Erfahrungen zu lernen, sie mitzunehmen und daran zu wachsen."#w1#

Tiefer Fall binnen weniger Monate

Es ist noch kein halbes Jahr her, da war der McLaren-Mercedes-Pilot der unumstrittene Superstar der Formel 1, ein Sunnyboy wie aus der Bilderbuch, ein fairer Sportsmann, bodenständig, immer freundlich und jederzeit für ein Autogramm zu haben. Aber die Lügenaffäre und die sportliche Talfahrt haben Hamilton, der aus den Nachwuchsformel nicht daran gewöhnt ist, zu verlieren, nachdenklich, fast philosophisch gemacht - und ihn schnell altern lassen.

"Wir sehen wie Superstars aus, aber wir leben ganz normale Leben." Lewis Hamilton

"Wir sehen wie Superstars aus, aber wir leben ganz normale Leben", sagt er. "Meine Wohnung ist wahrscheinlich kleiner als deine. Ich habe eine nette Wohnung, klein, nichts Besonderes. Ich lebe in Genf ein ganz normales Leben. Ich lebe abseits der Formel 1 generell ein normales Leben. Ich bin eine normale Person, ein Mensch. Die Leute schauen mich an wie einen Superstar und sie erwarten viel, wie von Superhelden oder so. Dabei sind wir auch nur ganz normal."

Das zeigen die Ergebnisse auf der Rennstrecke, die im Moment nicht stimmen: "Es war kein großartiger Saisonbeginn, das weiß jeder. Es war hart, sehr hart. Aber je länger die Saison dauert, desto aufregender wird es für uns. Von außen sieht man es vielleicht nicht so, aber wir haben riesige Fortschritte gemacht - auch wenn man sagen muss, dass Monaco eine Strecke ist, die uns liegt. Aber es waren große Fortschritte. Das ist das Spannende."

Die starken Männer im Hintergrund

Sein Förderer Ron Dennis, der im Zuge der Lügenaffäre als "Bauernopfer" von der Formel 1 zurücktrat, um McLaren vor dem Exodus zu bewahren, erlebt das nicht mehr mit. Hamilton sagt über Dennis: "Ich vermisse Ron. Ron war stark involviert, seit ich mit den Formelklassen begann, GP2, Formel 1. Meine Beziehung mit ihm reicht lange zurück. Ich vermisse ihn. Das Fahrerlager kommt mir ohne ihn ein bisschen leerer vor..."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Monaco


"Mit meinem Vater", wischte er Bedenken über das Verhältnis zu Anthony Hamilton vom Tisch, "verstehe ich mich großartig. Die Krise hat unser Band noch stärker gemacht. Er ist mein Rückgrat und er hat noch nie versagt. Er war bei jedem Rennen meiner Karriere dabei - und ich habe viele Rennen bestritten, seit ich acht Jahre alt bin! Er hat mich immer bedingungslos unterstützt, egal ob ich richtig lag oder falsch. Er hat mir auch jetzt geholfen."

Sportlich gesehen könnte es für Hamilton am kommenden Wochenende aufwärts gehen. Der Circuit de Monaco kaschiert die aerodynamischen Schwächen des MP4-24 und akzentuiert die mechanischen Stärken. Das endete am Donnerstag mit der zweitbesten Trainingszeit. Nun hofft Hamilton, der den klassischen Grand Prix 2008 erstmals gewonnen hat, dass er am Sonntag zumindest den Sprung auf das Podium schaffen kann.