• 01.06.2010 15:57

Permane: "Unsere Strategie gehört zu unseren Stärken"

Renault-Chefingenieur Alan Permane über die jüngsten Fortschritte seines Teams, das Rennen in Istanbul und den starken Auftritt von Vitaly Petrov

(Motorsport-Total.com) - Das französisch-britische Renault-Team erlebte beim Großen Preis der Türkei 2010 einerseits ein erfolgreiches Wochenende, andererseits auch eine Enttäuschung: Robert Kubica eroberte einmal mehr wichtige WM-Punkte, konnte sich aber nicht - wie geplant - zwischen die beiden Mercedes-Autos schieben. Vitaly Petrov verpasste indes die Punkteränge, weil er sich einen unglücklichen Reifenschaden zuzog. Im Interview nimmt Renault-Chefingenieur Alan Permane Stellung dazu.

Titel-Bild zur News: Alan Permane und Eric Boullier

Alan Permane (links) und Eric Boullier sehen Renault auf einem sehr guten Weg

Frage: "Alan, auch in Istanbul zeigte das Team eine sehr starke Leistung und holte durch Robert Kubicas sechsten Platz weitere acht WM-Punkte. Sind Sie mit Auftritt und Ausbeute zufrieden?"
Alan Permane: "Robert fuhr wieder ein großartiges Rennen. Und Punkte zu holen ist immer wichtig. Trotz allem sind wir aber etwas enttäuscht, dass wir die beiden Mercedes nicht besiegt haben, denn wir waren eindeutig schneller als sie."#w1#

"Es hat sich erneut bestätigt, dass der erste Stint, also die Runden bis zum ersten Reifenwechsel, die entscheidende Rolle für den weiteren Rennverlauf spielen. Wir hatten gehofft, Robert während der ersten Stopps an Nico Rosberg vorbeizubringen. Der Boxenstopp an sich lief auch sehr gut, aber leider war Mercedes noch einen Hauch schneller. Damit steckten wir für den Rest des Rennens in der Gruppe hinter Rosberg fest."

"Es liegt an uns, unsere Sache im Qualifying noch besser zu machen." Alan Permane

Frage: "Es sieht so aus, dass Mercedes der direkte Gegner von Renault um die vorderen Punkteränge ist. Wie sehen Sie das Kräfteverhältnis zwischen den beiden Teams?"
Permane: "Unsere Performance in der Türkei deutet darauf hin, dass wir die bessere Rennpace haben, Mercedes aber im Qualifying schneller ist. Das war schon in Barcelona zu erkennen."

"Robert sagte mir nach dem Türkei-Grand-Prix, er hatte das Gefühl, dass Rosberg ihn aufhielt und er bei freier Bahn ein ganzes Stück schneller hätte fahren können. Es liegt also an uns, unsere Sache im Qualifying noch besser zu machen, um am Start vor den Silbernen zu stehen und im Rennen das ganze Potenzial des Renault R30 nutzen zu können."

Petrov überzeugt in der Türkei

Frage: "Vitaly Petrov lag bis zu seinem Reifenschaden kurz vor Schluss locker auf Punktekurs. Wie haben Sie seine Leistung in Istanbul gesehen?"
Permane: "Er fuhr ausgezeichnet - es ist sehr schade, dass er durch den Reifenschaden im Kampf mit Fernando Alonso um den Lohn dieser Leistung gebracht wurde. Er hatte sich die WM-Zähler durch seine starke Fahrt wirklich redlich verdient."

"Ein problemloses Rennwochenende hätte ihm sehr gut getan." Alan Permane

"Wir dürfen nicht vergessen, dass er in den zurückliegenden Rennen oft Pech hatte und mehrfach durch Unfälle zurückgeworfen wurde. Ein problemloses Rennwochenende, an dem alles zusammenpasste, hätte ihm also sehr gut getan - und es lief ja auch fast perfekt."

"Er kam erstmals ins Top-10-Qualifying, kämpfte im Rennen mit beiden Ferraris und hielt einen zweifachen Weltmeister lange in Schach. Das wird ihm einen erheblichen Motivationsschub verpasst haben. Istanbul war mit Abstand Vitalys bestes Rennwochenende bisher. Wir hoffen, dass er in Kanada daran anknüpfen wird."

Die Entwicklung verläuft weiter positiv

Frage: "Das Renault-Team scheint sein eindrucksvolles Entwicklungstempo aufrecht erhalten zu können. In Istanbul gab es wieder einige neue Teile am Auto zu sehen. Waren die Piloten zufrieden mit dem R30?"
Permane: "Die größte Einzelkomponente war sicher der neue Frontflügel, der exakt die erhofften Verbesserungen gebracht hat und von den Fahrern positiv beurteilt wurde. Wir konnten ihn am Freitag gezielt mit der alten Version vergleichen."

"Dabei stimmten die Daten auf der Rennstrecke genau mit unseren Messungen im Windkanal überein. Unsere Strategie, zu jedem Rennen mit einigen Neuerungen anzutreten, gehört in dieser Saison ganz klar zu unseren Stärken. Und sie spricht für die Fähigkeiten und den Einsatzwillen unserer Mitarbeiter im Chassis-Workshop Enstone."

"Wir haben sogar schon eine weiterentwickelte Version des neuen Flügels in der Pipeline." Alan Permane

"Wir haben sogar schon eine weiterentwickelte Version des neuen Flügels in der Pipeline, die in wenigen Wochen einsatzbereit sein wird und uns nochmals ein gutes Stück mehr Abtrieb auf der Vorderachse geben sollte."

Frage: "Das Team scheint momentan einen guten Lauf zu haben: Das Auto funktioniert offenbar auf jedem Streckentyp. Können Sie das bestätigen?"
Permane: "Ich glaube, unser Auto ist sehr anpassungsfähig und angenehm zu fahren. Monaco war natürlich ein Highlight. Es ist unstrittig, dass der R30 besonders gut zu langsamen, winkligen Kursen passt. Aber wir arbeiten sehr intensiv daran, unabhängig vom Charakter des Kurses konkurrenzfähig zu sein."

"Wir gehen davon aus, dass wir in Kanada unser derzeitiges Leistungsniveau bestätigen können. Schon in Montréal werden wir weitere Entwicklungsteile einsetzen, auch für Valencia und Silverstone sind größere Upgrades geplant, mit denen wir uns hoffentlich an Mercedes vorbeischieben können."