Paydriver-Diskussion: Petrow und Pic wehren sich

Während Witali Petrow auf seine Erfolge in der Formel 1 verweist, erklärt Charles Pic "Ohne Unterstützung schaffst du es nicht in die Formel 1"

(Motorsport-Total.com) - In der Winterpause der Formel 1 wurde wieder einmal die Diskussion über die sogenannten Paydriver entfacht, also Fahrer, die angeblich nur des Geldes und weniger des Talents wegen ein Cockpit in der Formel 1 haben. Auslöser war Jarno Trulli, der sich in einem Interview kritisch über Bezahlfahrer äußerte. Beim Italiener lagen die Motive dafür jedoch auf der Hand. Ihm saß mit Witali Petrow ein vermeintlicher Paydriver im Nacken, der ihn letztlich auch aus dem Caterham-Cockpit verdrängte.

Titel-Bild zur News: Witali Petrow

Witali Petrow sieht sich nicht als Paydriver

Zweifelsohne steuert der Russe einiges zur Teamkasse bei, im Fahrerlager wird von rund zwölf Millionen US-Dollar (derzeit rund neun Millionen Euro) ausgegangen. Bei einem Team wie Caterham ein nicht unwesentlicher Betrag. Allerdings wehrt sich der 27-Jährige gegen den Vorwurf, ein reiner Bezahlfahrer zu sein. "Wenn ich nur ein Paydriver wäre, hätte ich nie mein erstes Podium holen können", wird Petrow von 'Autosport' zitiert. "Ich hätte nie so viele Punkte holen können oder Heidfeld und Bruno schlagen können. Ich habe gezeigt, dass sich schnell genug bin."

Ähnlichen Vorwürfen sieht sich auch Charles Pic ausgesetzt. Den Franzosen hatten im Herbst nur wenige Experten für ein Formel-1-Cockpit auf der Rechnung. Dennoch wurde der 22-Jährige von Marussia verpflichtet, wo er 2012 an der Seite von Timo Glock fahren wird. Bei Pic, der von den ehemaligen französischen Formel-1-Fahrern Eric Bernard und Olivier Panis gemanagt wird, dürfte die Mitgift zwischen fünf und acht Millionen Euro liegen. Ist also auch der Franzose ein reiner Paydriver?

Talent alleine reicht nicht aus

Charles Pic

Charles Pic brachte das nötige Eintrittsgeld für die Formel 1 mit Zoom

"Einige Leute werde das so sehen", sagt Pic ebenfalls zu 'Autosport'. Allerdings erklärt er, dass Talent alleine nicht mehr ausreicht, um ein Cockpit zu ergattern. "Um in die Formel 1 zu kommen, brauchst du neben guten Resultaten in den Nachwuchsserien auch eine entsprechende Unterstützung. Sei es von einem Formel-1-Team, wie bei Jean-Eric Vergne mit Red Bull oder von einem großen Unternehmen. Ohne diese Unterstützung schaffst du es nicht in die Formel 1." Auch Petrow erklärt: "Die Formel 1 ist sehr politisch, und natürlich spielt Geld eine große Rolle. Die Teams schauen nicht nur auf das Talent der Fahrer."

Mit dieser Einschätzung dürften die beiden recht haben. Vor allem bei den kleineren Teams sind Sponsorengelder eine Grundvoraussetzung, um einen Vertrag zu erhalten. Daher haben streng genommen auch viele der heutigen Stars der Szene ihre Karriere als Paydriver begonnen. So wurde Michael Schumachers Formel-1-Debüt bei Jordan im Jahr 1991 nur aufgrund einer Zahlung von Mercedes möglich, bei denen der Deutsche damals unter Vertrag stand.


Fotos: Testfahrten in Barcelona


Die Reihe lässt sich fortsetzen. Fernando Alonso und Mark Webber fuhren ihre erste Formel-1-Saison für Minardi, was vor allem durch die finanzielle Unterstützung ihres damaligen Managers und Benetton- bzw. Renault-Teamchefs Flavio Briatore möglich wurde. Und im vergangenen Jahr wurde Daniel Ricciardo von Red Bull an HRT ausgeliehen. Die Spanier nahmen die Euro aus Österreich gerne an.

Kombination aus Geld und Talent entscheidend

All diesen Fahrern wird wohl kein Beobachter die notwendigen fahrerischen Qualitäten für die Formel 1 absprechen. Und auch Petrow und Pic können neben den vorhandenen Sponsorengeldern auch auf sportliche Erfolge verweisen. So erzielte der Russe in seinen drei Jahren in der GP2 insgesamt sechs Siege und wurde 2009 hinter Nico Hülkenberg Vizemeister. Auch Pic kann 2011 auf zwei Siege und drei Polepositions in der GP2 zurückblicken.

Letztlich bringt Red-Bull-Teamchef Christian Horner die Situation auf den Punkt. "In der Geschichte des Sports hat man das immer wieder gesehen", wird der Brite von 'TotalRace' zitiert. "Für die Teams ging es immer darum, die richtige Balance aus finanziellen Erwägungen und dem Talent des Fahrers zu finden. Dieses Problem ist so alt wie die Formel 1. Die momentane Situation ist nicht neu."

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