Ohne neue Technologie: Mercedes wäre wohl ausgestiegen

Entwicklungschef Thomas Weber verrät, dass Mercedes ohne die Einführung der neuen Technologie wohl wie Toyota und BMW nicht mehr in der Formel 1 wäre

(Motorsport-Total.com) - 2009 war eines der schwierigsten Jahre für die Formel 1. Zahlreiche Teams drohten mit Gründung einer Piratenserie, und am Ende des Jahres zogen die Hersteller BMW und Toyota genauso den Stecker wie Honda ein Jahr zuvor. Beinahe wäre auch Mercedes mit aus der Königsklasse verschwunden, hätte man sich in diesem Jahr nicht dazu entschlossen, für die Saison 2014 die neue Hybrid-Technologie einzuführen.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Ohne neue Technologie hätte es wohl kein Mercedes-Werksteam gegeben Zoom

"Es gab auf jeden Fall die Diskussion", bestätigt Mercedes' Forschungs- und Entwicklungschef Thomas Weber 'BBC Sports'. Zu diesem Zeitpunkt habe man den Aufsichtsrat des Daimler-Konzerns immer wieder davon überzeugen müssen, dass die Formel 1 für den Hersteller Sinn ergeben würde. Besonders der Fakt, dass die Königsklasse immer noch mit Saugmotoren unterwegs sei, sei für Weber dabei immer schwieriger zu erklären gewesen.

"Aber mit den neuen Regeln kann ich den Aufsichtsrat eindeutig davon überzeugen, dass das Formel-1-Team genau das macht, was wir brauchen: Downsizing, Direkteinspritzung, Leichtbauweise, Benzineffizienz auf höchstem Level, neue Technologien und die Kombination eines Verbrennungsmotors mit einem Elektromotor."

Statt sich aus der Formel 1 zurückzuziehen, stieg Mercedes 2010 sogar mit einem eigenen Team ein, nachdem man zuvor offiziell nur als Motorenlieferant agierte. Nach vier Jahren mit mäßigem Erfolg scheint der Knoten nun geplatzt zu sein: Nico Rosberg und Lewis Hamilton haben die Grands Prix bislang unter sich ausgemacht und führen beide WM-Wertungen deutlich an.


Fotostrecke: Die Geschichte des Mercedes-Teams

Doch während die Silberpfeile mit der neuen Formel 1 natürlich zufrieden sind, hagelt es von der Konkurrenz deutliche Kritik an den neuen Regeln. Ferrari-Boss Luca di Montezemolo hat in Bahrain extra zum Krisengipfel gebeten, um über die Veränderungen zu diskutieren. Im Zentrum stand dabei auch der neue Sound der Turbomotoren, den viele Beteiligte und Fans für zu leise halten. Bei Mercedes kann man akzeptieren, dass man den Sound wieder lauter machen möchte, doch notwendig sei das nicht unbedingt.

"Wir können der Öffentlichkeit demonstrieren, dass es immer noch emotional ist, auch wenn der Geräuschpegel ein wenig leiser ist", sagt Weber dazu. "Natürlich können wir schauen, ob ein wenig mehr möglich ist, aber in der Zwischenzeit gehen alle Straßenwagen in Richtung Turbo und Downsizing - selbst ein Porsche klingt nun ähnlich. Die Leute werden sich daran schon gewöhnen", ist er überzeugt.

Viel wichtiger sei ohnehin, den Leuten die neue Technologie nahezubringen. Der Mercedes-Mann hält die Diskussionen über die neue Kompliziertheit sowieso für "dumm" und verweist dafür auch auf die Komplexität der Straßenwagen. Die Formel 1 habe auf jeden Fall den richtigen Schritt gemacht - inklusive einer "unglaublichen Leistung" aller beteiligter Ingenieure: "Noch nie zuvor haben wir in so kurzer Zeit einen so großen Schritt gemacht", lobt Weber das neue Zeitalter.