Nutzlose Strategiegruppe? Teamchefs üben teils massive Kritik

Steht die Strategiegruppe vor dem Aus? Robert Fernley übt massive Kritik und erhält dabei bedingt Zuspruch von Christian Horner, der die Gruppe nicht als Erfolg wertet

(Motorsport-Total.com) - Wenn es um die Strategiegruppe geht, scheiden sich in der Formel 1 die Geister. Das hat sich auch nach dem jüngsten Meeting nicht geändert. Heftige Kritik kommt vor allem aus der Ecke der kleinen Teams, namentlich vom stellvertretenden Force-India-Teamchef Robert Fernley. Während die anderen Teambosse teilweise noch versuchen, die positiven Seiten des Treffens hervorzuheben, nimmt Fernley auf der Pressekonferenz der Teamchefs in Monaco am Donnerstag kein Blatt vor den Mund.

Titel-Bild zur News: Robert Fernley

Robert Fernley ist nach dem jüngsten Treffen gar nicht zum Lachen zumute Zoom

"Wie ihr wisst, dürfen wir nicht über die Inhalte dieser Treffen sprechen", erklärt Red-Bull-Teamchef Christian Horner und ergänzt: "Laut der Pressemitteilung war es ein sehr positives Meeting und wir haben viele gute Sachen für 2017 besprochen." Eine Aussage, die bereits Raum für Spekulationen lässt. Hat der Brite persönlich eine ganz andere Meinung zu dem Treffen in der vergangenen Woche?

"Es war ein konstruktives Treffen, aber ich würde nicht sagen, dass wir viele Entscheidungen getroffen haben", wird Horner zumindest etwas konkreter, ohne dabei allerdings zu große Kritik zu üben. Als dann Mercedes-Teamcheff Toto Wolff von einem "guten Treffen" spricht, platzt Fernley der Kragen. "Das muss ein anderes Treffen gewesen sein", meint der Force-India-Vertreter, der damit zwar die Lacher der anwesenden Journalisten auf seiner Seite hat.

Die Kleinen gehen weiter (fast) leer aus

Ihm selbst ist angesichts der momentanen Situation allerdings gar nicht zum Lachen zumute. "Es stimmt, dass es im Hinblick auf 2017 gute Gespräche gab, aber die Grundlagen der Formel 1 wurden gar nicht angesprochen", erklärt Fernley seinen Frust. Hintergrund: Während unter anderem über die Wiedereinführung von Tankstopps und schnellere Autos gesprochen wurde, kam ein Thema offenbar nicht zur Sprache: Geld.

Genau in diesem Bereich hatten sich die kleinen Teams Fortschritte erhofft - und wurden ganz offensichtlich enttäuscht. Zur Erinnerung: In der Strategiegruppe sind neben Weltverband FIA und Rechteinhaber FOM sechs Teams vertreten. Das sind Ferrari, Mercedes, McLaren, Red Bull, Williams und eben Force India. Also überwiegend Teams, die mit der aktuellen Verteilung der Gelder ganz zufrieden sein dürften.


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"Ich denke überhaupt nicht, dass es ein gutes Treffen war", ärgert sich Fernley daher und erklärt: "Die Strategiegruppe arbeitet jetzt bereits zwischen 18 Monaten und zwei Jahren zusammen und es ist nichts daraus entstanden." Während der stellvertretende Force-India-Teamchef den Sinn der gesamten Strategiegruppe infrage stellt, ist Red-Bull-Vertreter Horner um Schlichtung bemüht.

"Ich denke überhaupt nicht, dass es ein gutes Treffen war." Robert Fernley

Horner: "Nicht wirklich ein Erfolg"

"Wenn man auf Bob Bezug nimmt, dann stimmt es, dass die Strategiegruppe sich in diesem Jahr lediglich darüber einig war, dass die Fahrer während der gesamten Saison nur einen Helm (ein Design; Anm. d. Red.) tragen dürfen", sagt Horner und ergänzt: "Ist das ein Erfolg für die Gruppe? Nicht wirklich. Ist es in interessantes Forum? Das denke ich schon. Aber ich denke, dass wir uns die Struktur ansehen müssen, wie Regeln umgesetzt werden."

Das ist noch einmal eine ganz andere Baustelle. Denn letztendlich kann die Gruppe sowieso lediglich über Vorschläge abstimmen, die anschließend noch von der Formel-1-Kommission und dann vom FIA-Motorsport-Weltrat abgesegnet werden müssen. Und so dürfte sich nicht nur Fernley die Frage stellen: Was bringt eine Gruppe, in der zwar konstruktiv diskutiert wird, die aber letztendlich keine Ergebnisse liefert?

"Jeder hier kämpft für sich. Und ich bin nicht sicher, ob wir ein produktives Miteinander haben", ist sich auch Horner bewusst. "Wir brauchen einen Promoter und eine gute Show. Die Formel 1 muss unterhalten, aber auch dramatisch sein. Die Fahrer müssen sich heiße Duelle liefern. Wenn die Teams darüber streiten, wie viele Stunden im Windkanal möglich sind, dann bringt uns das nicht weiter."


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Und so stellt sich die Frage, ob die Strategiegruppe überhaupt noch eine langfristige Zukunft in der Königsklasse hat. Viele der kleinen Teams, die nicht an den Treffen teilnehmen, würden Fernleys Kritik sicher zustimmen. Allerdings gibt es unter den Teamchefs auch Fürsprecher der Gruppe wie beispielsweise Toto Wolff von Weltmeister Mercedes. Es bleibt abzuwarten, wie lange die Gruppe in ihrer aktuellen Form noch Bestand hat.

"Ich bin nicht sicher, ob wir ein produktives Miteinander haben." Christian Horner