• 08.11.2010 00:53

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Nur freiwillig: Macht Vettel Webber zum Weltmeister?

Christian Horner wird in Abu Dhabi keine Stallorder aussprechen, vertraut aber auf die Vernunft seiner Fahrer - Plus: Wie sich Sebastian Vettel selbst ins Knie schießen kann

(Motorsport-Total.com) - Red Bull hat Wort gehalten und gestern in São Paulo der Verlockung widerstanden, Mark Webber an Sebastian Vettel vorbei zum Sieg zu schleusen. Das bedeutet zwar, dass Webber vor dem Saisonfinale acht Punkte Rückstand auf Fernando Alonso hat und aus eigener Kraft nicht mehr Weltmeister werden kann, aber Dietrich Mateschitz' im Vorfeld geäußerte Einstellung ("Lieber nicht Weltmeister als Manipulateur") gewann dadurch enorm an Glaubwürdigkeit.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Christian Horner und Mark Webber

Christian Horner hat nicht vor, eine echte Stallorder auszusprechen

Daran wird sich übrigens auch in einer Woche nichts ändern: "Wir haben entschieden, beide gleich zu unterstützen, was so ziemlich dem Red-Bull-Ethos entspricht", hält Teamchef Christian Horner fest. "Niemand hat eine Kristallkugel, niemand weiß, was passieren wird. Wenn wir in eine Situation kommen, wo ein Fahrer Hilfe vom anderen braucht, dann schätze ich, dass wir das tun werden. Aber das muss dann vom Fahrer selbst kommen."

Horner überlässt es den Fahrern

Sprich: Sollte zum Beispiel Vettel vor Webber und Alonso führen, dann wäre Alonso Weltmeister. Ein Platztausch der Red-Bull-Piloten würde Webber zum Champion machen - aber nur dann, wenn Vettel freiwillig Platz macht. Horner hat jedenfalls nicht vor, über Funk zu intervenieren: "Ich glaube nicht, dass ich diese Entscheidung treffen müsste. Letztendlich würde es an Sebastian liegen, wenn wir in dieser Position wären."

"Wir unterstützen beide gleich", sagt er. "Beide fahren für das Team und werden tun, was richtig ist, da bin ich mir sicher, ohne den kleinsten Zweifel. Ich bin mir auch sicher, dass Sebastian heute das Richtige für das Team getan hätte, wenn Fernando vor uns gelegen wäre. Das war aber nicht die Situation. Beide Fahrer haben Fernando wertvolle Punkte abgenommen und liegen nun acht beziehungsweise 15 Punkte zurück, was beim aktuellen Punktesystem nicht viel ist."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Brasilien, Sonntag


Nur: Was passiert, wenn Vettel im dargestellten Szenario einige Runden vor Schluss Webber überholen lässt, um dem Team auch zur Fahrerkrone zur verhelfen, aber dann scheidet Alonso aus, zum Beispiel wegen eines Zuverlässigkeitsproblems? Dann würde Vettel im Falle eines Sieges in Abu Dhabi nämlich gleich viele Punkte haben wie sein Stallgefährte - und wegen der höheren Anzahl der Siege doch noch den WM-Titel gewinnen...

Keine Geschenke mehr

Ob Webber die geschenkte Führung dann freiwillig hergeben würde? Auf jeden Fall würde der Red-Bull-Kommandostand vor einer fast schon absurd schwierigen Situation stehen. Aber im Moment handelt es sich dabei ohnehin um ein rein hypothetisches Szenario. Fest steht nur, dass das Team in Abu Dhabi eine perfekte Performance abliefern will, denn: "Wir haben Fernando schon genug Geschenke gemacht", grinst Horner.

Mark Webber und Sebastian Vettel

Die Red-Bull-Zwillinge müssen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen Zoom

"Unsere Fahrer sind Teamplayer und wissen, dass der größte Titel im Motorsport vergeben wird", ergänzt er. "Wenn dein Teamkollege dein größter Gegner ist, dann ist das vielleicht die unangenehmste Rivalität in der Boxengasse, aber unterm Strich fahren sie für ein großartiges Team und für eine fantastische Firma. Ich habe keine Zweifel, dass beide ihr Bestes geben werden - nicht nur für sich selbst, sondern auch für das Team."

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