• 03.11.2012 17:42

  • von Roman Wittemeier

Newey: Erntezeit bei Red Bull

Red-Bull-Designer Adrian Newey über den gewaltigen Aufschwung beim Weltmeisterteam im Finale der Saison: Auto verstehen, an Defiziten arbeiten

(Motorsport-Total.com) - In den ersten Saisonhälfte präsentierte sich das Weltmeisterteam Red Bull nicht annähernd so dominant im Vorjahr und gewann von den ersten zehn Rennen gerade einmal drei. Seit dem Grand Prix von Singapur haben die "Bullen" aber wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Sebastian Vettel und Mark Webber sind im Qualifying regelmäßig sehr weit vorn, der amtierende Champion konnte zuletzt die Rennen in Singapur, Japan, Südkorea und Indien gewinnen.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey (Technischer Direktor, Red Bull)

Vater der jüngsten Red-Bull-Erfolge: Designer Adrian Newey Zoom

Red-Bull-Designer Adrian Newey wird für diesen deutlichen Aufschwung verantwortlich gemacht. Der britische Top-Ingenieur brachte gemeinsam mit seinem Technikerteam in den vergangenen Wochen viele Neuerungen an den BR8, die allesamt für erhebliche Fortschritte sorgten. "Jetzt ernten wir die Früchte", sagt Newey im Interview mit 'Formula1.com'. Genauere Auskunft über die wichtigsten Entwicklungen gibt er nicht: "Ich fürchte, das ist und bleibt unser geistiges Eigentum."

"Zu Beginn des Jahres waren ein paar Rennen dabei, wo wir wirklich konkurrenzfähig waren. Leider konnten wir diese Form nicht von Strecke zu Strecke mitnehmen", blickt Newey auf den Saisonstart mit Höhen und Tiefen zurück. "Einige Teams kamen auf gewissen Strecken besser mit den Reifen zurecht", nennt der zurückhaltende Brite einen von zwei wichtigen Faktoren, warum es in den ersten Rennen der Saison nicht immer nach Wunsch lief.

Aus Sicht von Newey gab es einen zweiten - noch wichtigeren - Faktor: das Verbot von angeblasenen Diffusoren und flexiblen Frontflügeln. "Wir hatten zwei Jahre an solchen Dingen gearbeitet, die anderen Teams aber nur eines. Als man diese Elemente dann verboten hat, haben wir mehr verloren", sagt er. "Es war eben nicht so, dass die Regeländerungen für alle die gleichen Auswirkungen hatten. Wir hatten dort mehr entwickelt, also traf es uns härter. Wir mussten dann erst wieder erkunden, wie wir das 2012er-Auto optimieren können."

"Wir haben mit den Piloten gesprochen, denn deren Feedback ist sehr wichtig", beschreibt Newey. Vettel und Webber hatten sich Anfang 2012 oft beklagt, der RB8 sei schwierig zu fahren. "Es geht dann darum, deren Aussagen in technische Anforderungen zu übersetzen. Es gab ein paar komplizierte Entwicklungen, die aber nicht bedeuteten, dass das Auto schlecht war. Immerhin haben wir auch früh in der Saison drei Rennen gewonnen."

"Es war einfach wichtig, dass wir unser Auto verstehen", sagt der Red-Bull-Technikchef. "Unser aktueller Wagen ist ein anderes Geschoss als das letztjährige. Es hat etwas gedauert, bis wir verstanden haben, was es zu ändern gilt. Besser gesagt: Wir wussten, was wir erreichen müssen, aber es hat etwas gedauert, bis wir dorthin kamen." Man habe "immer Druck gemacht" und im Kampf gegen die Konkurrenz von Ferrari, McLaren und Co. nie nachgelassen.

"Es ist für mich eine reine Ingenieursaufgabe. Es geht darum, dass man sein Auto versteht und sich dann daran macht, die Schwächen auszumerzen. Man darf sich nicht von den Entwicklungen anderer verrückt machen lassen, sondern muss arbeiten, um dorthin zu gelangen, wo man hin will", meint Newey, der sich in den schwächeren Momenten von Red Bull nicht aus der Fassung bringen ließ, sondern seinen Weg konsequent weiter ging.