• 23.12.2008 10:06

  • von Roman Wittemeier

Mosley: "Habe kein Problem mit Kundenautos"

FIA-Chef Max Mosley über die aktuellen Probleme in der Formel 1, die technischen Fortschritte und seine eigenen Zukunftspläne

(Motorsport-Total.com) - Max Mosley hat ein Jahr voller Turbulenzen nun nahezu hinter sich gebracht. Was wird beim FIA-Chef im persönlichen Rückblick auf das Jahr 2008 hängenbleiben? Eher die Auseinandersetzungen im Rahmen der Sex-Affäre, oder doch das erfolgreiche Vorantreiben von nötigen Sparmaßnahmen in der Königsklasse? Der Brite wollte sich ursprünglich im kommenden Jahr nicht noch einmal zur Wiederwahl stellen. Doch Mosley vermittelt den Eindruck, als habe er seine Mission in der Formel 1 noch nicht erfüllt.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Sinneswandel: Max Mosley macht vielleicht doch als FIA-Präsident weiter

Erst im Juni 2009 wolle er abschließend über seine Zukunftspläne entscheiden, hatte der 68-Jährige zuletzt mehrfach betont - er lässt sich also noch ein Hintertürchen für eine weitere Amtszeit offen. Ein potenzieller Nachfolger im Amt des FIA-Präsidenten müsse aus seiner Sicht viel Leidenschaft mitbringen. Außerdem sei eine schnelle Auffassungsgabe in den Bereichen Technik und Recht unerlässlich, sagte Mosley im Interview mit 'formula1.com': "Ich kann jedem potenziellen Nachfolger nur dazu raten, es sich reiflich zu überlegen, bevor er sich zur Wahl stellt."#w1#

Nach dem - auch aus Sicht von Mosley - überraschenden Rückzug von Honda fürchteten viele Beobachter einen schnellen Zerfall der ebenso teuren wie technisch anspruchsvollen Formel 1. Die größte Gefahr scheint durch die Verabschiedung erster Sparmaßnahmen gebannt, doch Mosley hat dennoch Sorgen. "Ich bin der Überzeugung, dass wir mindestens einen unabhängigen Motorenlieferanten brauchen, weil das Risiko besteht, dass sich ein oder zwei weitere Hersteller verabschieden könnten."

Weil sich KERS als großer Kostenpunkt entpuppte, nahm man von der Hybridtechnik zumindest ansatzweise wieder etwas Abstand. Der Einsatz 2009 ist freiwillig, für die folgenden Jahre wird ein Einheits-KERS in Betracht gezogen. "Wir wollten mit KERS ein Element in die Formel 1 bringen, welches sowohl für den Automobilbau insgesamt als auch für die Gesellschaft relevant ist. Die Teams haben für KERS weniger Geld ausgegeben als für Aerodynamik oder Getriebe, die im wirklichen Leben völlig irrelevant sind."

Der Gürtel in der Formel 1 soll noch enger geschnallt werden. Weitere Sparpotenziale werden im kommenden Jahr ausgelotet. Auch das Verbot von Kundenautos könnte im Zuge dessen wieder wackeln. "Ich persönlich habe kein Problem mit Kundenautos", erklärte Mosley. "Ohne die Kundenchassis hätte die Formel 1 in den 1970er Jahren nicht einen solchen Aufschwung erleben können. Das aktuelle Problem ist aber eher, genügend konkurrenzfähige Teams zu finden, ohne sich erst einmal Sorgen darum zu machen, woher sie ihre Autos bekommen."