Montoya gewinnt Thriller in Monza - Räikkönen im Pech

Mit Reifenproblemen rettete Juan-Pablo Montoya den Sieg in Monza vor Alonso und Fisichella - Ferrari beim Heimspiel ohne WM-Punkte

(Motorsport-Total.com) - 28 Grad Luft- und 48 Grad Asphalttemperatur in Monza - aber richtig heiß wurde den Fans auf den Tribünen erst angesichts des aufregenden Formel-1-Rennens, das ihnen heute Nachmittag auf dem schnellsten Kurs im Kalender 2005 - Topspeed im Rennen: 370 km/h vor der ersten Schikane - geboten wurde: In einem bis zur letzten Kurve spannenden Grand Prix von Italien setzte sich Juan-Pablo Montoya (McLaren-Mercedes) vor den beiden Renault-Piloten Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella durch.

Titel-Bild zur News: Podium in Italien 2005

Kein "Iceman" auf dem Podium - Montoya gewann vor den beiden Renaults

Der Start verlief angesichts der harten Bremszone vor der ersten Schikane erstaunlich problemlos: Montoya setzte seine Pole Position ohne Mühe in die Führung vor Alonso und Jenson Button (BAR-Honda) um, doch weiter hinten kam es zu einigen harmlosen Rempeleien, die David Coulthard (Red-Bull-Cosworth), Mark Webber (BMW WilliamsF1 Team), Christijan Albers (Minardi-Cosworth) und Narain Karthikeyan (Jordan-Toyota) zu einem Reparaturstopp an die Box zwangen.#w1#

Heimdebakel in Monza: Ferrari nur zu Beginn stark

Jarno Trulli (Toyota) verschlief indes die Anfangsphase ein wenig, musste beide Ferraris passieren lassen und verlor damit seinen fünften Platz kurzzeitig. Allerdings griff er sich Michael Schumacher relativ rasch wieder, ehe er wegen eines längeren ersten Stints ohnehin an beiden vorbeikam. Diese Phase des Rennens war auch der einzige Lichtblick des Tages für die Ferrari-Fans, denn nach einem weiteren Manöver gegen Takuma Sato (BAR-Honda) wurde Barrichello kurzzeitig als Vierter geführt.

Topfavorit Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes), wegen seines Motorwechsels am Samstag trotz Bestzeit im Qualifying nur als Elfter gestartet, ging in der ersten Schikane kein Risiko ein und machte daher keinen Boden gut, sondern steckte zu Beginn mit extrem schwerem Auto hinter Jacques Villeneuve (Sauber-Petronas) fest. Zur selben Zeit setzten sich vorne Montoya und Alonso relativ rasch von ihren Verfolgern - allen voran Button - ab.

"Schumi" musste als erster Spitzenfahrer nachtanken

In der 13. Runde eröffnete wieder einmal Michael Schumacher die Tankstopps, was im Nachhinein die solide Performance der Ferraris im Qualifying aufklärte. Eine Runde später ließ Villeneuve nachtanken, wodurch Räikkönen endlich freie Fahrt hatte und seine sensationelle Aufholjagd starten konnte. Die großen Favoriten kamen dann zwischen der 18. und 20. Runde zum Service, wobei sich an der Reihenfolge zumindest ganz vorne nicht viel verschob.

Als Alonso nach seinem Stopp mit vollen Tanks wieder zurück auf die Strecke kam, hatte er ausgerechnet "Iceman" Räikkönen plötzlich formatfüllend im Rückspiegel - und was die beiden WM-Rivalen anschließend abfeuerten, war sehenswert: Räikkönen bremste sich in der ersten Schikane am Renault Alonsos vorbei, musste aber den Notausgang nehmen und den Renault-Piloten wieder durchlassen. Ein paar Kilometer später machte er dann aber doch kurzen Prozess - nach einem unglaublichen Fight!

Bis zu seinem eigenen Boxenstopp in der 25. Runde flog Räikkönen regelrecht um den 5,793 Kilometer langen Kurs, wodurch er einige Positionen wettmachen konnte. Genau wie er verfolgten aber auch Heidfeld-Ersatzmann Antonio Pizzonia (BMW WilliamsF1 Team) und Ralf Schumacher (Toyota) eine Strategie mit einem langen ersten Stint, wodurch beide relativ weit nach vorne kamen und später sogar mit Punkten belohnt wurden.

Räikkönen bekommt das Pech nicht von den Fersen

Dass diese Taktik wegen des hohen Gewichts auch gewisse Risiken mit sich bringt, musste Räikkönen - heute der einzige Einstopper - drei Runden nach seinem Boxenstopp erfahren, als sich sein linker Hinterreifen plötzlich aufzulösen drohte, weshalb er noch einmal an die Box kommen und einen neuen Michelin-Pneu abholen musste. Damit waren seine Chancen auf das Podium nur noch gering - und als er sich auf der Jagd nach Fisichella in der zweiten Schikane drehte, musste er sich mit Platz vier zufrieden geben.

Dennoch war der McLaren-Mercedes-Pilot klar der Mann des Rennens: Trotz aussichtsloser Position knallte er in der Schlussphase mit viel Wut im Bauch eine schnellste Runde nach der anderen in den Asphalt, steckte vor der Parabolica in einem unglaublichen Manöver Trulli - quasi im Vorbeigehen - in die Tasche und wurde am Ende mit nur 4,8 Sekunden Rückstand auf Fisichella Vierter. Dennoch verlor er in der WM-Rechnung drei vorentscheidende Zähler auf Alonso.

Auch bei Montoya löste sich ein Hinterreifen auf

Während in der Schlussphase eigentlich schon alles entschieden schien, kam dann doch noch einmal jede Menge Spannung auf, als auch bei Montoya auf einmal der linke Hinterreifen Auflösungserscheinungen zeigte. Der Kolumbianer ging aber voll auf Risiko, verzichtete auf einen Sicherheitsstopp und rettete schlussendlich 2,4 Sekunden Vorsprung auf Alonso, der seinen Motor schon für Spa schonte und nichts mehr riskierte, ins Ziel.

Dritter wurde nach solider Vorstellung Fisichella vor Räikkönen, gefolgt von Trulli, dem unauffällig, aber effektiv fahrenden Ralf Schumacher, Pizzonia, dem für sein starkes Gastspiel Respekt gebührt, und Button in den Punkten. Michael Schumacher verlor zum Schluss auch noch den möglichen neunten Platz an Felipe Massa (Sauber-Petronas), gewann aber immerhin das Ferrari-Duell gegen Barrichello - allerdings nur, weil der Brasilianer ebenfalls zur Sicherheit einen Reifen austauschen lassen musste.

Kein einziger Ausfall trotz 70 Prozent Volllastanteil

Bemerkenswert ist auch, dass ausgerechnet auf der motorenmordenden Strecke von Monza erstmals in dieser Saison alle 20 Fahrer die Zielflagge sahen, wodurch Mittelfeldfahrer wie Christian Klien (Red-Bull-Cosworth) gegenüber ihrer Startposition keinen Boden gutmachen konnten. Sato wurde nach seiner beeindruckenden Anfangsphase nach Problemen mit der Tankanlage gar nur 16. - und ließ damit lediglich die Jordan-Toyotas und Minardi-Cosworths hinter sich.

Für die Fahrer-WM bedeutet das heutige Resultat, dass nun wohl endgültig eine Entscheidung gefallen ist, denn bei nur noch vier zu fahrenden Rennen hat Alonso bereits 27 Punkte Vorsprung auf Räikkönen. Sieger Montoya fehlen indes nur noch fünf Zähler auf Michael Schumacher, kann damit ebenfalls noch den Sprung auf das Podium schaffen. Bei den Konstrukteuren holten die "Silberpfeile" immerhin einen Punkt auf Renault auf - es fehlen aber noch deren acht...