Monaco: Mercedes erobert die erste Startreihe

Silber glänzt im Fürstentum: Nico Rosberg bestätigt seine Favoritenrolle und trotzt dem Wetter - Sebastian Vettel als Dritter erster Mercedes-Verfolger

(Motorsport-Total.com) - Auch die Wetterkapriolen konnten Nico Rosberg keinen Strich durch die Rechnung machen: Der von vielen Experten favorisierte Mercedes-Pilot sicherte sich im heutigen Qualifying in Monte Carlo die Pole-Position für den Grand Prix von Monaco und darf sich damit Chancen auf den ersten Sieg in seiner Wahlheimat ausrechnen. Für Mercedes ist es die vierte Pole und die dritte rein silbern strahlende erste Startreihe hintereinander - und das ist auf den engen Straßen des Fürstentums an der Cote d'Azur bekanntlich schon die halbe Miete, sagt man.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Lewis Hamilton, Sebastian Vettel

Top 3 in Monaco: Lewis Hamilton, Polesetter Nico Rosberg und Sebastian Vettel Zoom

Rosberg reichte am Ende eine nicht ganz fehlerfreie Q3-Runde in 1:13.876 Minuten auf den Supersoft-Reifen, um sich den ersten Startplatz zu sichern - 0,091 Sekunden vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton. "Das Auto ist pfeilschnell, das wissen wir", jubelt Mercedes-Sportchef Toto Wolff, dem nach vier ungenutzten Pole-Positions natürlich bewusst ist: "Wir hatten bisher ein paar Probleme an den Sonntagen."

Aber Rosberg ist erst einmal "happy", ganz vorne zu sein, denn: "Es ist echt cool, zu Hause auf der Pole zu stehen." Noch dazu trotz eines Fehlers im entscheidenden Moment: "Meine letzte Runde am Ende war nicht super sauber", gibt Rosberg zu, lächelt aber angesichts der schwierigen Wetterbedingungen: "Ich glaube, Sebastian und Lewis hatten auch ihre Probleme in der Runde. Deswegen bin ich echt sehr, sehr happy."

Vettel mit sich selbst unzufrieden

Sebastian Vettel (Red Bull) lag nach dem ersten Q3-Run noch in Führung, rutschte dann aber auf Platz vier ab - und ging im allerletzten Versuch immerhin noch an Teamkollege Mark Webber vorbei. "Alles in allem können wir sehr zufrieden sein", sagt der Weltmeister. "Am Ende hat etwas mehr als ein Zehntel gefehlt, was ein bisschen kratzt. Ich denke nämlich, das Zehntel war drin. Da bin ich etwas wütend auf mich selbst. Wenn jemand Schuld hat, dann bin ich es."

Hinter der Red-Bull-Reihe folgen die Weltmeister Kimi Räikkönen (Lotus/+0,946) und Fernando Alonso (Ferrari/+0,948), dann Sergio Perez (McLaren/+1,262) und Adrian Sutil (Force India/+1,507). Letzterer wartete in Q1 und Q2 jeweils bis zur letzten Minute, ehe er die rettende Rundenzeit in den Asphalt brannte, und ließ in Q3 immerhin Jenson Button (McLaren/+1,771) und Jean-Eric Vergne (Toro Rosso/+1,827) hinter sich.

Bereits Q1 hatte prominente Opfer gefordert, allen voran Felipe Massa, der nach Unfall im Abschlusstraining und Getriebewechsel trotz aller Bemühungen seiner Crew nicht rechtzeitig auf die Strecke gehen konnte. "Es war sehr hektisch", schildert Teamchef Stefano Domenicali. "Wir haben versucht, rechtzeitig fertig zu werden. Dann mussten wir Fernando im letzten Moment reinrufen, um auf Trockenreifen zu wechseln, ansonsten wäre er schon in Q1 ausgeschieden."

Di Resta sauer auf sein Team

Genau das passierte Sutils Teamkollege Paul di Resta, der für die falsche Herangehensweise bei abtrocknender Strecke - richtig gewesen wäre, einen neuen Satz Intermediates abzuholen - Force India die Schuld gibt: "Es werden sich einige Leute bei uns im Team in den Hintern treten müssen. Ich werde jetzt nicht sagen, was ich besser nicht sagen sollte, aber es gab eine klare Entscheidung, die wir hätten treffen müssen", kritisiert er.

Felipe Massa

Ferrari-Pilot Felipe Massa muss das Feld morgen von ganz hinten aufrollen Zoom

Profiteur von Fehlentscheidungen wie dieser war Giedo van der Garde (Caterham), der sensationell die erste Runde überstand und sogar in Q2, als er den Mut hatte, als Erster von Intermediates auf Supersoft-Slicks zu wechseln, kurzzeitig Dritter war. Am Ende wurde der Niederländer freilich noch auf Platz 15 durchgereicht (vor Monaco-Spezialist Pastor Maldonado im Williams), aber das hielt Teamchef Tony Fernandes nicht vom Feiern ab.

Nico Hülkenberg (Sauber) belegte Rang elf, gefolgt von Daniel Ricciardo (Toro Rosso), der heute liebend gern ins Top-10-Finale gekommen wäre: "Bitte, bitte sagt mir, dass wir weiter sind!", funkte er während der Auslaufrunde - nur um dann vom Renningenieur enttäuscht zu werden. Ebenso wie Romain Grosjean (13./Lotus), der die Schuld nach zwei Trainingsunfällen nicht bei sich selbst sucht: "Der Sauber hat mich die ganze Runde aufgehalten!"

Airbox-Feuer setzt Bianchi außer Gefecht

Ansonsten gab es keine nennenswerten Überraschungen, aber einen kuriosen Defekt bei Marussia: Jules Bianchi blieb bei der Anfahrt zum Casino stehen - und zwar gleich während der Aufwärmrunde, mit rauchendem Heck. "Das ist ein Feuer in der Airbox. Das sollte im Fahrtwind ausgehen", hatte ihm sein Team zuvor gefunkt - offenbar eine Fehleinschätzung. Aber Bianchi wird wohl im Rennen dabei sein, auch wenn er wie Massa keine 107-Prozent-Zeit hat.


Fotos: Großer Preis von Monaco, Samstag


Was das Rennen angeht, sieht Polesetter Rosberg nun "eine gute Ausgangsbasis", erstmals in dieser Saison zu gewinnen, auch wenn er vorsichtig ist: "Okay, in Barcelona waren wir im Rennen noch 70 Sekunden hinten. Schwierigkeiten haben wir immer noch. Die Strecke hier kommt uns ein bisschen entgegen, wir haben auch ein paar Sachen verbessert, aber trotzdem wird es schwierig morgen. Aber wer weiß? Es kann immer irgendwie ein paar Überraschungen geben."

Auch Vettel strotzt vor Optimismus: "Das Auto war im Vergleich zum Donnerstag von Anfang an besser. Deswegen bin ich recht zuversichtlich, auch im Rennen einen besseren Speed zu haben. Und wir stehen vor Ferrari und Lotus, die mindestens so oft Reifen wechseln müssen wie wir. Startplatz drei ist also eine gute Ausgangslage, würde ich sagen. Wir haben eine gute Möglichkeit, das Rennen zu gewinnen", meint er selbstbewusst.