• 03.10.2003 14:21

  • von Fabian Hust

Mercedes wittert Verschwörung im "Fall Montoya"

Mercedes wird keine Ablösesumme für Montoya bezahlen und wittert eine Verschwörung hinter den nicht enden wollenden Gerüchten

(Motorsport-Total.com/sid) - Mercedes vermutet hinter dem angeblichen Tauziehen um Juan-Pablo Montoya vom Erzrivalen BMW-Williams eine Verschwörung. "Da ist überhaupt nichts dran, wir führen keine Verhandlungen. Ich weiß wirklich nicht, wer Interesse daran hat, dieses Thema immer wieder hochzukochen", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug dem Sport-Informations-Dienst (sid) und dementierte entsprechende Berichte, nach denen Montoya schon im nächsten Jahr in einem Silberpfeil sitzen soll.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug (Vize-Präsident Mercedes-Benz)

Norbert Haug versucht die Gerüchte um Montoya endgültig zu stoppen

Haug sagte dem sid, dass Kimi Räikkönen (Finnland) und David Coulthard (Schottland) "definitiv" auch in der Formel-1-Saison 2004 für McLaren-Mercedes fahren werden. Laut 'Bild'-Zeitung soll Montoya, der angeblich einen Vorvertrag für 2005 unterschrieben hat, für eine Ablösesumme von 25 Millionen Dollar bereits verpflichtet worden sein. Das Blatt beruft sich dabei auf "sichere Quellen".

Montoya trete die Nachfolge von Coulthard an, der wegen Erfolglosigkeit entlassen werden soll, hieß es weiter. Montoyas Platz bei BMW-Williams würde demnach der von BAR abgeschobene Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve (Kanada) einnehmen. Doch Haug verweist darauf, dass Coulthard für die Saison 2004 unter Vertrag stehe und sich daran nichts geändert habe. Das Finanz-Volumen des Transfers (Ablöse, Abfindung, Gehalt) würde rund 50 Millionen Euro betragen, eine Summe, die auch Mercedes nicht gerade mal aus der Portokasse zahlen könnte.

Haug ist vor allem empört über Behauptungen, McLaren-Mercedes biete eine Art "Kopfgeld" für andere Fahrer. "Wir kaufen keine Fahrer aus bestehenden Verträgen raus. Wir zahlen garantiert keine Ablöse, für wen auch immer", meinte der Schwabe ? vergisst dabei aber wohl Kimi Räikkönen, den man aus dem Vertrag bei Sauber freikaufte. McLaren-Teamchef Ron Dennis hatte zuvor bereits klipp und klar Stellung bezogen: "Unsere beiden Fahrer für die Saison 2004 heißen Räikkönen und Coulthard."

Obwohl die Zusammenarbeit mit Heißsporn Montoya mitunter nicht einfach ist, will Williams den 28-Jährigen offenbar partout nicht zum Erzrivalen ziehen lassen. Teamchef Frank Williams und der technische Direktor Patrick Head würden auf den bis Saisonende 2004 gültigen Vertrag mit Montoya pochen, sagte Team-Sprecher Liam Clogger dem sid: "Ich gehe davon aus, dass Juan diesen Vertrag erfüllt. Die Story wird immer wieder aufgewärmt, es hat sich von unserer Seite aber nichts geändert."

Wie dem auch sei: Mit dem Duo Montoya/Räikkönen hätte McLaren-Mercedes die wohl stärkste Fahrerpaarung der Formel 1. Mit vereinten Kräften könnten die beiden 2004 Ferrari-Superstar Michael Schumacher vom Thron stoßen, dem beim WM-Finale am 12. Oktober in Suzuka/Japan noch ein Punkt zum historischen sechsten Titel fehlt. Verfolger Räikkönen müsste in Fernost gewinnen und darauf hoffen, dass Schumacher bestenfalls Neunter wird oder ausfällt.

Laut Manager Willi Weber neigt sich die Ära Michael Schumacher allerdings mittelfristig dem Ende entgegen. "Dass Michael 2006 aufhört, ist relativ sicher", sagte Weber der Tageszeitung 'Die Welt'. Montoya und Räikkönen könnten an die glorreichen Mercedes-Zeiten anknüpfen, in denen der Finne Mika Häkkinen 1998 und 1999 Weltmeister im Silberpfeil war.

Laut 'Bild' soll Montoya bei McLaren-Mercedes zwölf Millionen Dollar pro Jahr verdienen, das wären sieben Millionen mehr als bisher bei Williams. Der Kolumbianer kann angeblich vorzeitig gehen, wenn er den Titel nicht holt. Seit dem enttäuschenden sechsten Platz in Indianapolis ist Montoya als WM-Dritter mit 82 Punkten aus dem Titelrennen.