Mercedes-Windkanal auch wegen Pirelli umgebaut

Nur noch zwei Formel-1-Teams testen in einem 50-Prozent-Windkanal, aber das Upgrade der Mercedes-Anlage hatte noch einen ganz anderen Grund

(Motorsport-Total.com) - Diesen Sommer leistete sich Mercedes im Zuge der Umstrukturierung der Aerodynamik-Abteilung in Brackley auch ein Upgrade des Windkanals, der nun 60-Prozent-Modelle verträgt. Ein Grund für diese Investition war, dass ein größerer Windkanal genauere Korrelationswerte liefert als eine 50-Prozent-Anlage, es gab aber noch ein weiteres Argument.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher im Mercedes-Windkanal in Brackley

Der Mercedes-Windkanal in Brackley, hier im Jahr 2009, wurde kürzlich aufgerüstet Zoom

"Pirelli baut Windkanal-Reifen im 50- und 60-Prozent-Maßstab, aber nur noch zwei Teams verwenden 50-Prozent-Modelle", erklärt Teamchef Ross Brawn. "Pirelli erhält also von den 60-Prozent-Windkanälen das bessere Feedback, und deshalb war uns die Umstellung wichtig." Insbesondere, weil 2013 eine neue Reifengeneration eingeführt wird, die sich laut Pirelli-Sportchef Paul Hembery auch auf die Aerodynamik der Autos auswirken wird.

Die Windkanal-Reifen sind laut Hembery "ein merkwürdiges Produkt, aber wir haben uns beim Wissen darüber und in der Arbeit damit verbessert. Wir haben verstanden, was wir ändern mussten, um die Deformation zu verändern. Diesmal werden wir ein besseres Produkt zur Verfügung stellen." Denn in der Vergangenheit stimmten die Werte, die die Modellreifen im Windkanal lieferten, nicht immer mit der Realität auf der Rennstrecke überein.

¿pbvin|512|0||0|1|Aerodynamik der Reifen im Windkanal|http://www.youtube.com/watch?v=BCLYXu-ho4E¿"Wir produzieren neue Windkanal-Reifen, um auf die geänderte Deformation zu reagieren. Die ersten Modelle haben wir schon ausgeliefert", so Hembery. "Wir sammeln natürlich auch immer mehr Daten und haben uns durch ein intensives Testprogramm gearbeitet. Wir stellen den Teams die Informationen auch zur Verfügung. Das Material wird auf einen Server geladen, damit es alle Teams gleichzeitig bekommen."

Klar ist auch, dass ein 100-Prozent-Windkanal, in dem man theoretisch sogar die Originalautos auf das Rollband schieben könnte, die besten Werte liefern würde. Allerdings ist die Arbeit mit 1:1-Modellen wesentlich kostenintensiver, aufwändiger und langwieriger, sodass sich die Teams im Zuge ihrer freiwilligen Maßnahmen für Kosteneinsparungen darauf geeinigt haben, das Limit bei 60 Prozent festzusetzen.