Mercedes-Affäre: Wusste Pirelli schon vor dem Start Bescheid?

Viele offene Fragen in der Reifendruck-Affäre um Mercedes und Lewis Hamilton: Wer wusste Bescheid und warum durften die Silberpfeile überhaupt starten?

(Motorsport-Total.com) - Die Reifendruck-Affäre in Monza beherrscht die Schlagzeilen nach dem Großen Preis von Italien. Eine interessante Frage: Wusste Reifenhersteller Pirelli bereits vor dem Start, dass es Probleme geben würde? Pirellis Motorsportdirektor Paul Hembery kündigte in einem Interview mit 'Sky Sports F1' nämlich bereits einige Minuten vor dem Rennen an: "Es kann Strafen geben. Sie müssen sich daran halten, denn es geht um Performance."

Titel-Bild zur News: Paul Hembery

Pirellis Motorsportdirektor Paul Hembery gibt sich nach dem Rennen wortkarg Zoom

"Wenn sie sich nicht daran halten (an die vorgegeben Reifendrücke; Anm. d. Red.), dann gewinnen sie Performance", erklärte Hembery bereits vor dem Rennen und antwortete auf die Frage, ob sich auch alle Teams an die vorgegeben neuen Werte halten, mit einem Lachen: "Größtenteils." Daher stellt sich nun die Frage, ob Hembery zu diesem Zeitpunkt bereits wusste, dass es Unregelmäßigkeiten gab.

Fakt ist, dass die Reifendrücke nicht von Pirelli gemessen werden, sondern von der FIA - allerdings unter der Aufsicht von Pirelli. Die Italiener haben zwar keine offizielle Funktion bei den Messungen, die vor dem Rennen vorgenommen werden, sämtliche Zahlen werden allerdings notiert. Folglich müssen zumindest die bei den Messungen anwesenden Mitarbeiter die Zahlen gekannt haben.


Fotos: Großer Preis von Italien


Nach dem Rennen gibt sich Hembery allerdings wortkarg - und ahnungslos. Auf die Untersuchung gegen Mercedes und Lewis Hamilton angesprochen erklärt er: "Ich weiß nicht. Das ist etwas, mit dem wir nichts zu tun haben." Er habe zwar von der Vorladung bei den Stewards erfahren, allerdings nur über Journalisten. Pirelli selbst habe in der Sache keine Verantwortung.

"Das ist etwas, mit dem wir nichts zu tun haben." Paul Hembery

Fraglich ist derweil auch, warum die beiden Mercedes überhaupt am Rennen teilnehmen durften. Die Reifendrücke wurden bekanntlich bereits vor dem Rennen gemessen und waren der FIA bekannt. Da es sich dabei in erster Linie um eine Frage der Sicherheit handelt, hätte man Hamilton und Nico Rosberg eigentlich gar nicht erst starten lassen dürfen.

Fraglich ist außerdem, warum Mercedes zunächst weder von Pirelli noch von der FIA über das Problem informiert wurde. Mercedes-Technikchef Paddy Lowe erklärte gegenüber 'Sky Sports F1': "Ich weiß nur, dass wir unseren Reifendruck unter der Aufsicht von Pirelli eingestellt haben. Der anwesende Ingenieur war damit komplett einverstanden. Daher verstehe ich nicht, warum es jetzt eine Untersuchung gibt."