Massa: "Ich habe eine Menge gelernt"

(Motorsport-Total.com) - Braungebrannt und mit deutlich mehr Bart als sonst - erwachsener - präsentiert sich Felipe Massa derzeit bei den Wrooom-Medientagen in Madonna di Campiglio. Heute Morgen trat der Ferrari-Pilot, der den WM-Titel im Vorjahr nur um einen einzigen Punkt verpasst hat, vor die versammelte Presse. 'Motorsport-Total.com' war dabei.

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Braungebrannt, bärtig, selbstbewusst: Felipe Massa in Madonna di Campiglio

Frage: "Felipe, seit der bitteren Niederlage beim WM-Finale in Brasilien sind zweieinhalb Monate vergangen. Siehst du mit ein bisschen Abstand irgendetwas anders als damals? Bereust du etwas?"
Felipe Massa: "Natürlich habe ich darüber nachgedacht, was in diesem letzten Rennen passiert ist. Ich versuche, das als Erfahrung für die Zukunft mitzunehmen. So handhabe ich das immer."#w1#

Druck muss nicht negativ sein

"Als ich im Vorjahr am Saisonbeginn schlechte Rennen hatte, habe ich mich darauf konzentriert, es besser zu machen - und dann gelangen mir wieder bessere Ergebnisse. Das hat bisher immer geklappt. Nach Malaysia stand ich unter großem Druck, aber dann habe ich in Bahrain ein fantastisches Rennen gezeigt. Brasilien war eigentlich ein hervorragendes Rennen von mir, aber ich habe die Weltmeisterschaft in der letzten Kurve verloren. Ich glaube, das hat es in der Formel 1 noch nie gegeben."

"Man neigt dazu, es negativ zu sehen, wenn man die Weltmeisterschaft in der letzten Kurve verliert, dabei hatten wir eigentlich eine fantastische Saison und vor allem ein fantastisches Finalrennen. Wir haben alles gegeben und wir haben nicht wegen unserer Leistung verloren, sondern weil in diesem einen Rennen die Umstände gegen uns waren. Man verliert eine Weltmeisterschaft aber nie in der letzten Kurve, sondern in 18 Rennen. Ich muss halt versuchen, die Erfahrungen zu nutzen, die Fehler nicht zu wiederholen und in Zukunft noch stärker zu sein."

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Es gibt vertrautere Bilder als dieses: Ein Brasilianer auf der Skipiste... Zoom

Frage: "Wie schätzt du angesichts dieser gesammelten Erfahrungen deine WM-Chancen in diesem Jahr ein? Und wie siehst du das Duell mit Lewis Hamilton? Glaubst du, dass ihm die Erfahrung des WM-Titels mehr gebracht hat als dir die Erfahrung der Niederlage?"
Massa: "Es ist eine neue Weltmeisterschaft, da geht wieder alles von vorne los. Vielleicht wird Lewis mein Hauptgegner sein, vielleicht auch nicht."

"Aus einer Weltmeisterschaft wie der letzten lernst du eine Menge, auch wenn du nicht Weltmeister wirst. Wir haben eine fantastische Saison hingelegt, die uns noch stärker macht, was die Mentalität und die Erfahrung angeht. Vielleicht werden wir gegen Lewis kämpfen, vielleicht aber auch gegen einen anderen Fahrer. That's it. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

Frage: "Stehst du nach dem knapp verpassten WM-Titel nun besonders unter Druck? Und glaubst du, dass Kimi Räikkönen wiedererstarken wird?"
Massa: "Druck ist immer da. Kimi war 2007 Weltmeister und stand im Vorjahr trotzdem enorm unter Druck. Ich glaube, das macht keinen großen Unterschied. Kimi? Natürlich rechne ich damit, dass er einer der stärksten Gegner sein wird. Er hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass er ein sehr schneller Fahrer ist. Mal schauen, wie es sich entwickelt."

Frage: "Du hast Kimi in den vergangenen beiden Jahren im Qualifyingduell geschlagen. Glaubst du, das wäre dir auch mit Michael Schumacher gelungen?"
Massa: "Ja. Ich habe Michael ja ab Saisonmitte 2006 oft geschlagen, obwohl er viel mehr Erfahrung hatte als ich. Ab Saisonmitte war ich damals sehr konkurrenzfähig."

Sparen ja, aber nicht bei sich selbst

Frage: "Du hast vor Weihnachten gesagt, dass du gegen eine Kürzung der Fahrergehälter bist. Wegen der Weltwirtschaftskrise müssen die Budgets aber gekürzt werden. Mit fünf Millionen US-Dollar kann man 100 Ingenieure bezahlen. Was wäre dir lieber: 100 Ingenieure, die für dich arbeiten, oder diese fünf Millionen US-Dollar?"
Massa: "Das ist eine schwierige Frage. Natürlich ärgere ich mich, wenn mein Gehalt gekürzt wird - ich denke mal, das siehst du genauso, wenn es um dein Gehalt geht, oder? So ist das Leben."

"In der Formel 1 haben wir viele Mitarbeiter, viele Ingenieure, aber wir geben auch in vielen anderen Bereichen, die nichts mit Menschen zu tun haben, Geld aus. Vielleicht sollten wir erst in solchen Bereichen sparen, bevor wir Mitarbeiter entlassen. Das sollte meiner Meinung nach Priorität haben."

Frage: "Es gibt 2009 neue Regeln. Wofür musst du dich als Fahrer am meisten umstellen?"
Massa: "Die größte Veränderung ist die Aerodynamik, denn dadurch ist das Auto ganz anders zu fahren. Bei KERS musst du nur einen Knopf drücken und dann hast du halt mehr Power. Die Slicks geben dir mehr Grip, was es für den Fahrer einfacher macht. Wenn dir aber Grip weggenommen wird, wird alles schwieriger, daher ist für mich die Aerodynamik die größte Umstellung."

Frage: "Folgendes Szenario: Ein Gegner will dich überholen, indem er den KERS-Knopf drückt. Kannst du dann schnell genug kontern, indem du auch selbst KERS aktivierst?"
Massa: "Ja. KERS ist aber nicht nur zum Überholen da, sondern generell für die Performance. Wenn du zum Beispiel hinter dir ein Auto hast, das schneller ist, dann wirst du KERS auf jeder längeren Geraden verwenden. Für den anderen ist KERS umgekehrt vielleicht die einzige Möglichkeit, dich zu überholen. Ich glaube, dass das der Fall sein wird. Wenn du vor jemandem fährst und es auf einer Strecke zwei Überholmöglichkeiten gibt, dann wirst du KERS an diesen zwei Stellen verwenden."

Frage: "Sind die Bremsphasen überhaupt lang genug, um die KERS-Batterien vollständig aufzuladen?"
Massa: "Ja. Man bremst ja sehr viel auf einer Runde, man muss die Batterie nicht mit einem einzigen Bremsvorgang voll aufladen. Das sollte schon okay sein."

Frage: "Wirst du den KERS-Button nur zum Überholen einsetzen oder auch auf die gesamte Runde gesehen, um die Gesamtperformance zu verbessern? Und geht auch beides?"
Massa: "Es geht beides. Wir denken primär an die Performance, wenn man KERS jede Runde einsetzt. Wenn du hinter jemandem fährst, den du überholen möchtest, wirst du es dafür einsetzen. Aber die Gesamtperformance steht natürlich im Vordergrund."