• 15.10.2008 17:13

  • von Britta Weddige

"Massa hat nichts, Hamilton alles zu verlieren"

Formel-1-Experte Gary Anderson mahnt Lewis Hamilton, im Titelkampf Ruhe zu bewahren - Zwei "junge Wilde" mit unterschiedlichen Ausgangslagen

(Motorsport-Total.com) - Der Titelkampf in der Formel 1 wird auch ein bisschen zum Nervenkrieg. Das ließ sich nirgendwo besser beobachten als in Fuji, wo die beiden Titelrivalen Lewis Hamilton und Felipe Massa Nerven zeigten und wertvolle Punkte liegen ließen. Die Hamilton-Fans fürchten nun, dass der McLaren-Pilot wie schon im Vorjahr seinen Vorsprung verspielen könnte. Fünf Punkte trennen ihn noch von seinem Verfolger Massa - fünf Punkte, die ganz schnell weg sein können.

Titel-Bild zur News: Gary Anderson

Gary Anderson rät Lewis Hamilton, im Titelkampf cool zu bleiben

Der Formel-1-Experte Gary Anderson, langjähriger Jordan-Ingenieur, mahnt Hamilton deshalb dazu, Ruhe zu bewahren und nicht zu aggressiv zu Werke zu gehen. Anderson rechnet damit, dass Ferrari in den letzten beiden Saisonrennen das stärkere Rennpaket hat. Hamilton müsse deshalb mit der nötigen Besonnenheit vorgehen, um am Ende den entscheidenden Vorsprung zu haben. Ein Punkt Vorsprung reiche Hamilton am Ende, er müsse nicht mit der Brechstange versuchen, vor seinem Rivalen ins Ziel zu kommen, so Anderson. Japan sei jedoch ein Beispiel gewesen, wie man es nicht machen sollte.#w1#

"Es wird viel über den Zwischenfall in der ersten Kurve gesprochen, denn viele Leute haben das Gefühl, dass Lewis Hamilton es aggressiver als nötig angegangen ist", schrieb Anderson auf der Internetseite von 'RBS Sport'. "Es gibt einen schmalen Grat zwischen einer harten Fahrweise und dem Versuch, um jeden Preis zu gewinnen."

"s gibt einen schmalen Grat zwischen einer harten Fahrweise und dem Versuch, um jeden Preis zu gewinnen." Gary Anderson

"Da Lewis beim Start nicht so gut weg kam wie er sollte - entweder lag das am Auto oder an ihm selbst - hätte er versuchen sollen, seine Position zu halten", sagte Anderson. "So gewinnt man Weltmeisterschaften. Aber das ist nicht das, was wir in Japan gesehen haben. Er hat es Kimi Räikkönen sehr leicht gemacht, in ihn hereinzufahren und ihm das Rennen kaputt zu machen."


Fotos: Großer Preis von Japan


"Das Team oder sonst jemand hätte Hamilton zur Ruhe mahnen müssen", fuhr Anderson fort. "Okay, er hat noch einen Vorsprung von fünf Punkten, doch es kann viel passieren. Schauen wir uns nur Heikki Kovalainens Motorschaden an. Fünf Punkte können ganz schnell weg sein. In Fuji hat Hamilton nicht gezeigt, dass er schon zwei Jahre Erfahrung hat - aber in den letzten beiden Rennen muss er das wirklich tun."

"Auch wenn er die nächsten beiden Rennen damit verbringt, von hinten Massas Getriebe anzustarren, ist er Weltmeister." Gary Anderson

Allerdings sei auch Massa in Japan kein großartiges Rennen gefahren, räumte Andersson ein: "Er und Hamilton sind sich in gewissen Bereichen sehr ähnlich - sie sind junge Wilde, die die Chance haben, zum ersten Mal Weltmeister zu werden. Und egal, wer du bist - in einer solchen Situation stehst du unter Druck. Es gibt aber einen wichtigen Unterschied: Die beiden müssen verschiedene Strategien entwickeln."

"Massa hat fünf Punkte weniger. Diese Lücke muss er schließen, koste es, was es wolle", so Anderson. "Er hat nichts zu verlieren, während Hamilton alles verlieren kann. Natürlich muss er versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen. Aber auch wenn er die nächsten beiden Rennen damit verbringt, von hinten Massas Getriebe anzustarren, ist er Weltmeister. Von daher hat Massa die leichtere Aufgabe. Jeder Rennfahrer will da rausgehen und alles geben - deshalb ist er Rennfahrer. Sie wollen nicht hören, dass sie nur 90 Prozent geben, konservativ fahren und sich aus allem Ärger heraushalten sollen. Aber manchmal muss man eben genau das tun."