• 09.06.2013 01:55

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Marussia-Poker: Chilton gefrustet, Lowdon gelassen

Der junge Brite demonstriert eine breite Brust, wenn es um Regenrennen geht - Updates und Entwicklung für 2014 soll Marussia weiter nach vorne bringen

(Motorsport-Total.com) - Wetterkapriolen sind fast naturgemäß eine Chance für die Teams, deren Material im Trockenen nicht für die vorderen Positionen taugt. So gesehen wäre für Marussia beim Qualifying zum Großen Preis von Kanada am Samstag wohl mehr drin gewesen als die Ränge 20 und 21 für Jules Bianchi und Max Chilton. Graeme Lowdon sieht die Sache nicht so drastisch: "Ich würde nicht sagen, dass es eine verpasste Chance war", relativiert der Sportdirektor und spricht von einem Vabanque-Spiel in Montreal.

Titel-Bild zur News: Max Chilton

Max Chilton glaubt, ein Händchen für Regenrennen zu haben Zoom

Ausgelöst hatte das Ganze der ständige Nieselregen, der mit unterschiedlicher Intensität für ungleiche Bedingungen sorgte: "Es gab ein Fenster in Q1, als die Strecke in guter Verfassung war", erinnert sich Lowdon, dessen Truppe sich zu diesem Zeitpunkt für den supersoften Trockenreifen entschied und einen kolossalen Fehlgriff tat. "Dann fing es in Kurve sechs an zu regnen und die Jungs steckten im Verkehr. Ich kann wirklich nicht zu arg klagen, was unsere Position betrifft", so Lowdon.

Das Problem für Marussia: Im Gegensatz zu der russisch-britischen Truppe war der Dauerkonkurrent um die rote Laterne, Caterham, auf Zack oder hatte einfach die nötige Portion Glück. "Charles Pic hat eine gute Rundenzeit gesetzt", räumt Lowdon ein wenn es um den Abiteboul-Schützling geht, der sich vor den Schwarz-Roten platzierte. Kein Beinbruch, findet der Brite: "Man gewinnt und verliert unter diesen Bedingungen." Chilton stimmt zu: "Es hätte sich ausgehen können, falls es zu regnen aufgehört hätte."

Chilton demonstriert Selbstvertrauen

Der Formel-1-Neuling hat eine breite Brust, sobald die Regenwolken aus seiner Heimat Surrey über einer Strecke hängen: "Ich war schon in Australien sehr schnell bei diesen Verhältnissen. Ich habe da Vertrauen in mich selbst. Sollte das Rennen am Sonntag im Regen stattfinden, könnte es eine große Sache für uns werden." Zuversichtlich stimmt Chilton im Falle einer nassen Fahrbahn außerdem, dass Marussia und er über Intermediates verfügen, die sich noch in besserer Verfassung befinden als die von Caterham.


Fotos: Marussia, Großer Preis von Kanada


Umso ärgerlicher, dass nicht schon im Zeittraining für mehr als Platz 21 und die zweite Geige hinter Teamkollege Bianchi reichte: "Es ist schon frustrierend. Ich war auf dem Weg zu einer sehr schnellen Rundenzeit, als es in Kurve sechs plötzlich sehr nass wurde. Schade, dass wir im Qualifying nicht weiter vorne stehen", hadert Chilton. Auch wenn es trocken sein sollte, rechnet der 22-Jährige mit einem "engen Kampf" gegen die Caterham von Pic und Giedo van der Garde, der noch hinter den Marussia steht.

Updates stehen bereit

Max Chilton

Kann sich Max Chilton 2014 auf einen stark verbesserten Marussia freuen? Zoom

Nach einem überraschend starken Saisonstart schien Marussia keine großen Fortschritte mehr zu machen, Updates sind jedoch schon in der Pipeline. "In den ersten drei Rennen waren wir sehr gut in Form, dann kamen Bahrain und Barcelona. Die Strecken liegen dem Auto von Natur aus nicht. Es war unwirklich, wie weit wir ab vom Schuss wir waren", wundert sich Lowdon, der die langfristigen Verbesserungen mit "insgesamt zwei oder drei Sekunden pro Runde" beziffert, das jedoch genau wie die Fortschritte bei Caterham als nicht ausreichend bezeichnet.

Lowdon meint dennoch, sich "in guter Ausgangsposition" für das Duell mit den Grünen zu befinden und schielt sogar auf die Konkurrenten, die landläufig zum Mittelfeld gezählt werden. "Es zeigte sich, dass wir es teilweise mit Williams und Sauber aufnehmen konnten." Und das dann sogar oder eben gerade auch 2014, wenn die Formel 1 die große Regelnovelle wagt? Lowdon bezeichnet die Entwicklung als "weit fortgeschritten" und is deswegen hoffnungsfroh ist, weil bei Marussia mehr Teile aus der eigenen Entwicklung und Fertigung kommen. "Wir müssen da die Balance halten", kommentiert der Sportdirektor und verweist darauf, dass nicht jeder Fortschritt auch gleich auf der Strecke sichtbar werden müsse.