• 06.12.2007 10:35

  • von Rencken/Nimmervoll

Mallya: "Das Team muss profitabel sein"

Vijay Mallya, der neue Eigentümer des ehemaligen Spyker-Teams, erklärt, warum die Formel 1 für ihn als Geschäftsmann und für Indien Sinn macht

(Motorsport-Total.com) - In Monaco findet derzeit das Motor Sport Business Forum statt, wo sich alles, was in der Formel 1 Rang und Namen hat, tummelt. Da darf natürlich auch Vijay Mallya nicht fehlen, der aktiv versucht, sein Force-India-Projekt in der Szene vorzustellen. Genau deswegen nahm er sich gestern auch für 'Motorsport-Total.com' Zeit.

Titel-Bild zur News: Vijay Mallya

Vijay Mallya geht mit großen Ambitionen an sein Force-India-Projekt heran

Mallya ist ein indischer Geschäftsmann, der mit seinem Kingfisher-Imperium Milliarden angehäuft hat. In der Formel 1 war er schon vor der Übernahme des Spyker-Teams kein Unbekannter: Mitte der 1990er-Jahre stieg er als Sponsor beim damaligen Weltmeisterteam Benetton ein, später verschob er seine Jetons zu Toyota. Werbung machte er stets für seine Biermarke und für seine Airline - beides überaus profitable Unternehmen.#w1#

Ohne Moos nix los...

Auf die Formel 1 ist Mallya gekommen, weil in ihm ein Motorsportherz schlägt, weil er im tiefsten Inneren ein Fan von Michael Schumacher und Co. ist. Dennoch gilt auch bei seinen Herzensangelegenheiten - wie für jeden erfolgreichen Geschäftsmann - eine Maxime, an der er nicht rüttelt: "Das Team muss profitabel sein." Das setzt natürlich sportlichen Erfolg voraus, was wiederum in der Aufbauphase Investitionen bedeutet - aber davor scheut er sich nicht.

Mallya, dem die Hälfte des Teams gehört - der Rest ist Eigentum der niederländischen Mol-Familie, die schon bei Spyker involviert war -, hat bereits zwei hochrangige Ex-Jordan-Ingenieure, Mark Smith und Ian Hall, von Red Bull und Toyota verpflichtet, will außerdem keinen Bezahlfahrer haben, sondern einen, der Force India voranbringen kann. In Jerez kämpfen daher sieben Piloten um einen Stammvertrag, darunter auch die Grand-Prix-Sieger Ralf Schumacher und Giancarlo Fisichella.

Um diese Weiterentwicklung des Teamprofils finanzieren zu können, pumpt Mallya einerseits eigenes Geld in Force India, gleichzeitig will er sich aber auch vor externen Sponsoren im Gegensatz zu Red Bull nicht verschließen. So hat er bewusst darauf verzichtet, Kingfisher in den Teamnamen zu integrieren, weil dies zu Interessenskonflikten führen könnte, und er wirbt nicht für die Kingfisher-Airline, sondern für das Bier, weil er sonst den bestehenden Geldgeber Etihad verlieren würde.

Wie geht es mit Toyota weiter?

Was mit seinem Toyota-Sponsorendeal passieren wird, der Ende 2008 ausläuft, ist noch unklar: "Klarerweise gibt es da einen gewissen Interessenskonflikt. Sie nehmen mich jetzt als Wettbewerber wahr - was ja auch so ist, schätze ich. Ich weiß nicht, was letztendlich dabei herauskommen wird, aber sie wollen mich sicher nicht mehr in ihren Boxen oder Garagen haben. Wir werden uns darüber unterhalten, denn ich habe zu den Japanern ein exzellentes Verhältnis", sagte er.

Daran, dass Force India geschäftlich Erfolg haben wird, zweifelt Mallya nicht: "Die ganze Welt schaut auf Indien und sieht Indien vielleicht als größte wirtschaftliche Chance dieses Jahrzehnts", schwärmte er. "Das Land ist vergleichbar mit China: Es gibt eine riesige Bevölkerung, eine riesige Mittelschicht - und das Land ist fast so groß wie Europa. Solche Chancen liegen nicht auf der Straße herum. Wir haben eine junge Demografie mit 400 Millionen Menschen, die jünger als 20 sind."

Indische Mittelschicht als Zielgruppe

Gerade diese jungen Menschen, die aus der neuen indischen Mittelschicht kommen und sich nicht nur für den Nationalsport Cricket interessieren, will Mallya mit seiner Botschaft erreichen. Die Voraussetzungen dafür sind jedenfalls gegeben, schließlich kennt kaum jemand den indischen Markt besser als er: "Mein Geschäft war es in den vergangenen 25 Jahren, den indischen Konsumenten zu verstehen", klopfte er sich selbst auf die Schulter.

Giancarlo Fisichella

Bei den bisherigen Tests trat Force India schon mit neuer Lackierung auf Zoom

Erste Ansätze eines Formel-1-Booms sind jetzt schon zu erkennen: "Seit ich bekannt gegeben habe, dass ich Spyker kaufen werde, sind die Formel-1-Einschaltziffern in Indien um 60 Prozent gestiegen. Am Tag, als die Force-India-Website online ging, die sich noch im Aufbau befindet, hatten wir 150.000 Hits - zwei Wochen später waren es schon eine Million. Es gibt auch schon vier voneinander unabhängige Diskussionsforen und Blogs", so der Inder.

"Die Force-India-Plattform ist ganz eindeutig die einzigartigste und wichtigste, wenn jemand die indische Mittelschicht erreichen will", fügte er an. Und: "Vor dem Benetton-Sponsoring war Kingfisher außerhalb von Indien kaum bekannt, während es heute in 55 Ländern verkauft wird. Gut, das kann man nicht alles dem Benetton-Team zuschreiben, aber die Leute sind durch dieses Engagement auf Kingfisher aufmerksam geworden."

Indien-Grand-Prix ab 2010 steht fest

Zur Euphorie beitragen soll natürlich auch der indische Grand Prix ab 2010, der seiner Meinung nach definitiv stattfinden wird: "Das steht schon fest. Die Veranstalter haben bereits eine Absichtserklärung vereinbart. Damit geht ein hohes finanzielles Engagement einher. Sie haben auch schon ein Grundstück", gab Mallya erfreut zu Protokoll. "Der indische Grand Prix 2010 ist Musik in meinen Ohren. Besser kann es nicht werden."

Zunächst einmal muss er jedoch beweisen, dass er im Gegensatz zu den vorherigen Teameigentümern Alex Shnaider und Spyker rein sportlich etwas bewegen kann, denn so gigantisch der indische Markt auch sein mag, für ein Hinterbänklerteam werden sich die ganz großen Unternehmen nicht interessieren. Daher ist das mittelfristige Ziel klar: Force India muss sich im Mittelfeld der Formel 1 etablieren.